Hugendubel.info - Die Online-Buchhandlung für Geschäftskund:innen

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am12.09.20161. Auflage
Wir alle haben schon einmal von ihr gehört: Erika Mustermann. Doch wer ist eigentlich diese geheimnisvolle Fremde, die für die deutsche Frau schlechthin steht? Hier kommt der Inbegriff der Durchschnittsdeutschen endlich einmal selbst zu Wort und erzählt ihre Geschichte. Die ist natürlich alles andere als außergewöhnlich. Hätte es da nicht kürzlich diesen Vorfall mit den Gartenzwergen gegeben ... Denn seit Neuestem steckt die 45-jährige Erika in einer ordentlichen Midlife-Crisis und hat sich nicht mehr ganz so gut unter Kontrolle. Da hilft nur eins: Ab zum Psychologen. Was alles zum Vorschein kommt, wenn man die eigene Komfortzone verlässt, das überrascht schließlich sogar die pünktliche und ordnungsliebende Erika. Eine wunderbare fiktive Autobiografie, die einem beim Lesen vor lauter Lachen die Tränen in die Augen treibt und auf einzigartige Weise beschreibt, wie wir Deutschen - den Statistiken zufolge - wirklich ticken.

Bettina Peters hat sich nach einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften als Texterin und Autorin selbstständig gemacht. 2015 kommt sie zum ersten Mal mit Erika Mustermann ins Gespräch. Was diese zu erzählen hat, ist so außergewöhnlich normal, dass die Idee zur Biografie entsteht.
mehr

Produkt

KlappentextWir alle haben schon einmal von ihr gehört: Erika Mustermann. Doch wer ist eigentlich diese geheimnisvolle Fremde, die für die deutsche Frau schlechthin steht? Hier kommt der Inbegriff der Durchschnittsdeutschen endlich einmal selbst zu Wort und erzählt ihre Geschichte. Die ist natürlich alles andere als außergewöhnlich. Hätte es da nicht kürzlich diesen Vorfall mit den Gartenzwergen gegeben ... Denn seit Neuestem steckt die 45-jährige Erika in einer ordentlichen Midlife-Crisis und hat sich nicht mehr ganz so gut unter Kontrolle. Da hilft nur eins: Ab zum Psychologen. Was alles zum Vorschein kommt, wenn man die eigene Komfortzone verlässt, das überrascht schließlich sogar die pünktliche und ordnungsliebende Erika. Eine wunderbare fiktive Autobiografie, die einem beim Lesen vor lauter Lachen die Tränen in die Augen treibt und auf einzigartige Weise beschreibt, wie wir Deutschen - den Statistiken zufolge - wirklich ticken.

Bettina Peters hat sich nach einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften als Texterin und Autorin selbstständig gemacht. 2015 kommt sie zum ersten Mal mit Erika Mustermann ins Gespräch. Was diese zu erzählen hat, ist so außergewöhnlich normal, dass die Idee zur Biografie entsteht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959100809
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum12.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1930602
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Das Musterkind:
Wie alles begann

Wie das in der Regel so ist mit den Entstehungsgeschichten, war meine eigene für mich selbst zunächst eher unspektakulär. Meine Mutter hätte dazu vielleicht etwas mehr beitragen können. Aber da es hier ja um mich geht und nicht um meine Mutter, kann ich Ihnen nur berichten, wie sich die Sache für die kleine Erika darstellte.

Es war das Jahr 1971. Meine Eltern Renate und Erwin Mustermann lebten in einem schmucken Reihenmittelhaus am Stadtrand von München. Nachdem sie ihr Hochzeitsgeld ebenso wie ein Startkapital aus zwei Bausparverträgen in die Anzahlung ihres Eigenheims, eine massive Schrankwand Eiche rustikal, eine graubraune Sofagarnitur und einen Küchentraum im legendären Siebzigerjahre-Grün investiert hatten, fanden sie es an der Zeit, eine Familie zu gründen. Mit 24 und 26 Jahren waren sie im allerbesten Alter für das erste Kind. So kam es, dass sich schon bald die kleine Sabine ankündigte, die ihr Leben für immer verändern sollte. Und die Mustermanns wollten noch mehr. Da sie mit meiner Schwester Sabine offenbar nicht vollständig ausgelastet waren, trafen sie rund ein Jahr nach ihrer Geburt eine revolutionäre Entscheidung: Sie wollten ein zweites Kind. In einer Zeit, in der jede deutsche Frau in ihrem Leben statistisch gesehen rund 1,6 Kinder zur Welt brachte, müssen sich die mustergültigen Mustermanns gefühlt haben wie eine Großfamilie. Die angepasstesten Eltern der Welt waren im Begriff, die Statistik zu übertreffen.

Doch zurück zum Tag meiner Geburt. Ich hatte mir scheinbar schon früh vorgenommen, mich mit meinen Eltern und dem Rest meiner kleinen Welt gut zu stellen und kam pünktlich zum errechneten Geburtstermin auf die Welt. Ganz im Gegensatz zu Sabine, die unsere Eltern schon vor ihrem ersten Zusammentreffen auf eine harte Probe gestellt hatte. Erst hochdosierte Wehenmittel und die Androhung eines Kaiserschnitts hatten meine Schwester zwei Jahre zuvor davon überzeugen können, endlich den Mutterleib gegen die harte Realität einzutauschen. Wäre es nach ihr gegangen, dann hätte ich mir wahrscheinlich nach all den Jahren immer noch die Gebärmutter mit ihr teilen müssen. Mit tagelanger Verspätung und unter heftiger Gegenwehr war sie dann schließlich auf der Bildfläche erschienen. Schreiend natürlich. Man munkelt, Sabine habe schon lauthals geschrien, bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte. Im Mutterleib also. Und obwohl ich das für ein Gerücht halte: Jeder, der meine Schwester kennt, hat sich sicher schon mehr als einmal gefragt, ob es nicht doch der Wahrheit entspricht.

Auf jeden Fall hatte Sabine mit ihrem dramatischen ersten Auftritt die Messlatte für das zweite Kind der Familie angenehm niedrig angesetzt. So kam es, dass ich mit meiner eigenen, fast etwas langweiligen Geburt gleich richtig punkten konnte. Flupp, da war ich. Eine kleine Erika. 3400 Gramm schwer, 52 Zentimeter groß. Schrumpelig, glitschig und eher schlecht gelaunt. Alles ganz normal. Die Hebamme säuberte mich notdürftig und reichte mich meiner glücklichen Mutter.

»Da ist sie«, sagte sie überflüssigerweise - ich bin sicher, meiner Mutter war mein Erscheinen durchaus schon aufgefallen. »Ihre kleine Erika. Ein wahres Musterkind.«

Auch wenn ich selbst in diesem Moment über eine rein körperliche Anwesenheit wohl nicht hinauskam, meine ich mich deutlich an den Gesichtsausdruck der Hebamme zu erinnern. Sie schien mächtig stolz auf ihr kreatives Wortspiel. Ein Muster­kind. Ich war die buchstäbliche Neugeburt des Durchschnitts und hieß mit Nachnamen Mustermann. Wenn Sie mich fragen, war der Musterkind-Witz, der mich durch meine gesamte Kindheit begleiten sollte, eher lahm als kreativ.

Soweit ich weiß, verzichteten meine Eltern an diesem schönen Tag jedoch darauf, die vorwitzige Hebamme auf ihre wenig originelle Bemerkung hinzuweisen, und widmeten sich lieber ihrem frisch geschlüpften Familienzuwachs. Ob das ein Ausdruck purer Erschöpfung oder auf ein gesteigertes postnatales Harmoniebedürfnis zurückzuführen war, werden wir wohl nie erfahren.

Ich gewöhnte mich schnell an die unwirtliche Umgebung außerhalb meines liebgewonnenen Mutterleibs und begnügte mich für den Augenblick damit, auf Mamas Brust eine Verschnaufpause einzulegen. So verschlief ich den ersten Besuch meines Lebens, der aus Mamas Schwester Inge, ihrem Mann Josef und meiner damals fünfjährigen Cousine Annika bestand. Berichten zufolge habe ich da wohl nicht viel verpasst. In ihrer Angst vor Keimen nötigte meine Mutter in den ersten Lebensmonaten ihrer Kinder alle Besucher nämlich zu einer peniblen Säuberungsaktion, die jeder Quarantänestation das Wasser reichen konnte. Da es ihr aus organisatorischen Gründen nicht möglich war, ihre Gäste nackt auszuziehen und mit dem Hochdruckreiniger abzuspritzen, bediente sie sich dafür aller anderen Hilfsmittel, die der Markt so hergab.

Als Mamas Familie nun endlich ihren strengen Hygienevorschriften genügte und einen ersten Blick auf die kleine Erika werfen durfte, hielten sich die Begeisterungsstürme entsprechend in Grenzen.

»Und, wie findest du deine neue Cousine?«, fragte meine stolze Mutter ihr kleines Patenkind.

»Geht so.«

»Wem sieht sie denn ähnlich? Der Mama oder dem Papa?«

»Weiß nicht«, lautete Annikas gelangweilte Antwort. »Sieht aus wie jedes Baby. Gut, dass wir die nicht mit nach Hause nehmen müssen.«

Baby Erikas besagte erste Verschnaufpause dauerte Mama zufolge mehrere Jahre. Ich war ein angenehmes Kind, das offenbar nicht viel zu erzählen hatte: Auf den obligatorischen »Da-bin-ich-und-ich-habe-Hunger-Schrei« unmittelbar nach Verlassen des Geburtskanals sollten lange Zeit keine weiteren folgen. Ich meldete mich nur dann zu Wort, wenn ich wirklich etwas zu erzählen hatte, und verinnerlichte schon früh die deutschen Tugenden, zu denen man in der Familie Mustermann erzogen wurde. Das jedenfalls war den Erzählungen meiner Mutter zu entnehmen, mit denen sie ungefragt und exzessiv ihre spärlich gesäten Bekannten unterhielt. Ihre Erika war nämlich so zuverlässig und höflich wie genügsam. Nach ihrer Erika konnte man von Anfang an die Uhr stellen. Ihre Erika schlief, wenn es Schlafenszeit war, und trank, wann immer es Essenszeit war - und zwar systematisch. Linke Brust, rechte Brust, Bäuerchen. Dann schlief Klein-Erika mit einem zufriedenen Lächeln auf den satten Babylippen ein. Ein Kind wie aus dem Bilderbuch. In einer ebenfalls bilderbuchartigen rosafarbenen Babywelt, in der sich Hello Kitty sicher wie im Paradies gefühlt hätte. Natürlich kannte zu der Zeit noch niemand das spätere Kult-Kätzchen.

Während sich die Brust-Bäuerchen-Babylippen-Sache relativ schnell änderte, blieb ich doch weiterhin ein liebes, ruhiges Mädchen. Alle mochten mich. Außer Sabine vielleicht. Meine Schwester und ich hätten kaum unterschiedlicher sein können. Wenn ich das Musterkind war, dann war sie wohl das Montagsmodell der Reihe, das immer und überall aneckte und für Ärger sorgte. Sabine war das egal. Sie machte, was sie wollte - und das war in der Regel genau das Gegenteil von dem, was alle anderen von ihr erwarteten.

Als Sechsjährige schnitt sie ihren Barbiepuppen Irokesenschnitte und malte ihnen Totenkopf-Tattoos auf die streichholzdünnen Oberarme. Ihr nächstes Styling-Opfer sollte ihre kleine Schwester werden. Ich hatte die blonden Flusen auf meinem vierjährigen Kopf gerade erstmals zu einer Art Frisur wachsen lassen und schrie wie am Spieß, als Sabine mir mit Mamas großer Schneiderschere auf die Pelle rückte. Die Tür flog auf, unsere Eltern stürmten das Kinderzimmer - und fanden ihre beiden Töchter in einem verstörenden Kampf verkeilt auf dem Fußboden vor. Sabine hielt noch immer die Schere umklammert. Ich schätze, sie sah aus wie eine Massenmörderin in der Ausbildung.

Den folgenden Zimmerarrest nutzte meine Schwester dazu, ihr rosafarbenes Barbiehaus mit dem Edding schwarz anzumalen. Genug Zeit hatte sie ja nun.

Abgesehen von Sabines gelegentlichen Eskapaden verlief meine Kindheit in ruhigen Bahnen. Papa war selbstständiger ­Tischler und verbrachte einen Großteil der Woche in seiner kleinen Werkstatt am anderen Ende unseres Wohnviertels. Wenn er abends nach Hause kam, roch er wunderbar nach Sägespänen und ehrlicher Arbeit. Mama hatte eigentlich Ärztin werden wollen, es dann aber nur bis zur Hobby-Quacksalberin geschafft. Das sagte mein Vater zumindest immer. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis ich diese Äußerung verstand. Auf jeden Fall hatte meine Mutter vor Sabines Geburt als Sekretärin gearbeitet und kümmerte sich jetzt neben der Kindererziehung um Papas Buchführung.

Die Wochenenden im Hause Mustermann gehörten der Familie und dem Garten. Und natürlich dem Auto - einem großen, schwarzen Audi, der Papas ganzer Stolz war. Er hatte einen Schonbezug über dem Fahrersitz, weil mein Vater als Handwerker nun einmal häufig in Arbeitskleidung unterwegs war. Da dieser Schonbezug aber nicht schmutzig werden durfte, lag zusätzlich ein großes Handtuch auf dem Sitz. Dieses Handtuch jedoch durfte unter keinen Umständen schmutzig werden - wer sitzt schon gern auf verdreckten Draufsitzhandtüchern?

»Dann macht doch einen Schonbezug über den Schonbezug!«, schlug Sabine eines Tages vor. »Und vielleicht noch einen Schonbezug über den Schonbezug über dem Schonbezug. Und diesen Schonbezug ⦫

»Schon gut!«, fiel Mama ihr ins Wort. »Danke für den konstruktiven Vorschlag. Und jetzt leg bitte das frische Handtuch auf den Schonbezug.«

Ich fand das alles irgendwie komisch und erntete zum ersten Mal...

mehr

Autor

Bettina Peters hat sich nach einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften als Texterin und Autorin selbstständig gemacht. 2015 kommt sie zum ersten Mal mit Erika Mustermann ins Gespräch. Was diese zu erzählen hat, ist so außergewöhnlich normal, dass die Idee zur Biografie entsteht.