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Funkloch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am10.07.2023
Glimmende Eukalyptusbäume und ein verkohlter Heuschuppen zeugen von dem Buschfeuer, das den beiden Männern auf der Schotterpiste zum Verhängnis geworden ist. Eigentlich kein Fall für Inspector Hal Challis, aber bei den Aufräumarbeiten stößt die Feuerwehr auf die Überreste einer Drogenküche. Challis beginnt zu ermitteln, doch eine hochrangige Kollegin vom Drogendezernat aus Melbourne übernimmt den Fall. Challis soll sich unterordnen, und auf Ellen Destry kann er nicht zählen - als neue Leiterin der Abteilung für Sexualverbrechen hat sie alle Hände voll zu tun. Doch als ein Kind verschwindet, muss Challis handeln. Und die Zeit läuft gegen ihn.

Garry Disher, geboren 1949, wuchs im ländlichen Südaustralien auf. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. Sein Werk wurde für den Booker Prize nominiert und mehrfach ausgezeichnet, u. a. viermal mit dem Deutschen Krimipreis sowie zweimal mit dem wichtigsten australischen Krimipreis, dem Ned Kelly Award. Garry Disher lebt an der Südküste von Australien in der Nähe von Melbourne.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextGlimmende Eukalyptusbäume und ein verkohlter Heuschuppen zeugen von dem Buschfeuer, das den beiden Männern auf der Schotterpiste zum Verhängnis geworden ist. Eigentlich kein Fall für Inspector Hal Challis, aber bei den Aufräumarbeiten stößt die Feuerwehr auf die Überreste einer Drogenküche. Challis beginnt zu ermitteln, doch eine hochrangige Kollegin vom Drogendezernat aus Melbourne übernimmt den Fall. Challis soll sich unterordnen, und auf Ellen Destry kann er nicht zählen - als neue Leiterin der Abteilung für Sexualverbrechen hat sie alle Hände voll zu tun. Doch als ein Kind verschwindet, muss Challis handeln. Und die Zeit läuft gegen ihn.

Garry Disher, geboren 1949, wuchs im ländlichen Südaustralien auf. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. Sein Werk wurde für den Booker Prize nominiert und mehrfach ausgezeichnet, u. a. viermal mit dem Deutschen Krimipreis sowie zweimal mit dem wichtigsten australischen Krimipreis, dem Ned Kelly Award. Garry Disher lebt an der Südküste von Australien in der Nähe von Melbourne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293311480
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.07.2023
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2332 Kbytes
Artikel-Nr.12134941
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




1


Lovelock und Pym. Hörte sich an wie irgendein Showbusiness-Duo - Magier vielleicht, oder Folksänger.

In Wirklichkeit aber arbeiteten sie für Hector Kaye, der früher mal zu den Bandidos aus Kings Cross in Sydney gehört hatte. Bevor er seriöser Geschäftsmann wurde und begann, Crystal Meth aus China zu importieren. Billig waren sie nicht, Lovelock und Pym. Aber Kaye zahlte gut; letztes Jahr hatte er jedem von ihnen ein Haus und ein Auto gekauft.

Ihr neuestes Projekt bestand darin, einen gewissen Owen Valentine unten in Victoria zu beseitigen. Fünfzig Riesen plus ein Tausender Spesen pro Nase und Tag. Minimum vier Tage, zwei Tage hin, zwei Tage zurück. Über die Küstenstraße, nicht den Hume Highway: weniger Bullen. Eigentlich hätten sie genauso gut mit gefälschten Ausweisen runterfliegen können, davon hatten sie schließlich reichlich; aber keiner von beiden hatte je die Südküste gesehen. Stattdessen wollten sie sich unter falschem Namen einen Mercedes mieten, eine große Limousine mit ausreichend Platz für eine Leiche im Kofferraum.

So der grobe Plan. Dann ging Hector in die Details: »Sobald die Freundin und die Kinder aus dem Haus sind, schnappt ihr euch diesen Arsch von Valentine, packt seine Klamotten, seine Zahnbürste und all den Scheiß, damit es so aussieht, als ob er abgehauen ist. Dann legt ihr ihn um und lasst die Leiche verschwinden.«

Die drei saßen auf Hectors Veranda, einem Ensemble aus Glas und Edelstahl mit Blick auf die Double Bay, und tranken Margaritas. Lovelock, ein einfach gestrickter Mann, der Tuntendrinks dieser Art verabscheute, fragte: »Sollen wir ihn zu Hause umlegen oder erst fortschaffen?«

»Doch nicht bei ihm zu Hause, du Genie! Er ist abgehauen, verstanden? Kein Blut.«

»Und dann lassen wir die Leiche verschwinden«, echote Lovelock.

»Verbuddeln«, führte Kaye genauer aus. »Ganz tief. Ihr braucht eine Schaufel.«

Lovelock war noch nie zuvor in Victoria gewesen. »Und wo?«

»Hier«, antwortete Kaye und tippte auf eine Landkarte. Er hatte die feingliedrigen, gepflegten Hände eines Geschäftsmanns, saubere Fingernägel, keine Narben, unversehrte Knöchel. Doch wenn er die Ärmel hochkrempelte, konnte man eine Tätowierung erkennen: Respect Few, Fear None.

Lovelock und Pym musterten ratlos die Karte. Der Scan im Stil eines schlechten Fax zeigte einen zwanzig Kilometer langen Abschnitt der Mornington Peninsula südöstlich von Melbourne. Kaye hatte mit einem pinkfarbenen Textmarker das Küstenstädtchen Moonta und die Lintermans Lane gekennzeichnet, eine ins Landesinnere führende Route.

»Den Kerl in Moonta schnappen und an der Lintermans Lane verbuddeln. Alles klar«, sagte Lovelock.

Pym schaute sich den restlichen Papierkram auf dem Tisch an: Fotos der Zielperson, nützliche Hinweise, eine Handynummer. Pym war ein schmächtiger, nervöser Mann, der stets nachhaken und herummäkeln musste. »Sie schicken uns ganz schön in die Pampa, Boss.«

»Ihr müsst doch nicht ins verfluchte Outback, ihr seid nur eine Stunde von Melbourne weg«, sagte Kaye. »Wenn ihr den Job nicht wollt, dann schicke ich jemand anderen.«

»Können Sie denn niemanden aus der Gegend nehmen?«

»Ich tue jemandem aus der Gegend einen Gefallen, kapiert? Er will nicht, dass das auf ihn zurückfällt. Ihr fahrt hin, erledigt das, und tschüss. Himmel, ich bezahle euch schließlich gut.«

Seevögel kreisten über dem in der Frühsommersonne gleißend blau daliegenden Wasser. Darüber eine einsame Wolke. Der Ausblick war Pym völlig egal. Ihn interessierte vielmehr, wie weit er noch gehen konnte: »Und was springt für Sie dabei heraus?«

»Die Genugtuung, einem Geschäftspartner einen Gefallen zu tun, kapiert?«, knurrte Kaye.

Pym lenkte ein. »Sie sind der Boss.«

»Allerdings.«

Also nahmen Lovelock und Pym die Küstenstraße, von der aus das Meer nur gelegentlich zu sehen war. Mittwochabend hielten sie in Bega, wo sie die Nummernschilder eines Autos aus Victoria an den Mercedes schraubten, dann fuhren sie durch Gippsland bis zur Spitze der Westernport Bay. Nachdem sie festgestellt hatten, dass Moonta aus kaum mehr als ein paar Strandhäusern und einem Laden bestand, fuhren sie zehn Minuten weiter bis Waterloo, wo es ein Motel gab. Kaum hatten sie eingecheckt, ging Pym eine Runde laufen, dann fuhr er zum Baumarkt am Ortsrand und kaufte Schaufel und Plane. An der Kasse zog er die John-Deere-Kappe tief in die Stirn und zahlte bar. Lovelock blieb auf dem Zimmer, schaute sich auf Fox ein Kricketmatch an und vernichtete dabei ein Sixpack Victoria Bitter. Beim Essen - Hühnersalat für Pym, eine Pizza mit extra Fleisch für Lovelock - gingen sie noch einmal den Papierkram durch.

Lovelock kaute, schluckte und rülpste. »Der Typ sieht aus wie ein Methhead.«

Pym nickte. Owen Valentines Gesicht auf den Fotos wirkte schmal, zerschunden, der Blick gehetzt, Waldbrandhaarschnitt, aufgeplatzte Lippen über fauligen Zähnen.

Lovelock schnappte sich noch ein Stück Pizza und sagte nachdenklich: »Hast du dich schon mal gefragt, was wir da eigentlich machen?«

Himmel, dachte Pym; er hasste es, wenn Lovelock philosophisch wurde. »Nein.«

Lovelock wedelte mit seinem Pizzastück, und ein grauer Fleischbrocken landete auf dem fleckigen Bettzeug. »Ich mein, wir machen immer nur, was man uns sagt. Hast du schon mal dran gedacht, dich selbstständig zu machen?«

»Nein«, antwortete Pym ohne viel Hoffnung, dass Lovelock Ruhe geben würde.

»Okay, überleg mal: Da ist dieser Junkie, und wir kriegen fünfzigtausend dafür, ihn umzulegen. Da kommt man doch auf Gedanken, oder? So viel Geld?«

»Auf was für Gedanken denn?«

»Na, was immer dieser Valentine angestellt hat, um dem Kumpel von Hector ans Bein zu pissen, muss ja schon heftig gewesen sein. Mann, fünfzigtausend?«

»Ja und?«

»Na, er weiß was, oder hat einen Arschvoll Drogen geklaut, so was in der Art.«

»Ja und?«

»Na, wir legen ihn um und verbuddeln ihn. Aber wie wärs, wir stellen ihm erst noch ein paar Fragen?«, meinte Lovelock und holte seine Zigaretten raus.

Pym, der weder Steroide noch Ice nahm, nicht rauchte und nicht trank, zwang ihn dazu, seiner ekligen Angewohnheit draußen nachzugehen. Wohl war er inzwischen Auftragskiller, aber noch immer steckte etwas von dem alten Pym in ihm. Sauber, geradlinig. Er hatte einen guten Job als Assistent eines Abgeordneten der Liberal Party gehabt, bis zu dem kleinen Missgeschick in Form eines Facebook-Posts. Ein paar offene Worte über Immigranten und Muslime, die zu einem abrupten Karrierewechsel führten.

Zwar zwang er Lovelock dazu, seiner ekligen Angewohnheit draußen nachzugehen, einen Gutenachtkuss gab er ihm trotzdem.

Freitagmorgen - nachdem Pym eine Runde gelaufen und Lovelock im Bett geblieben war - fuhren sie erneut nach Moonta. Durch an Watt und Mangrovenwälder angrenzendes Farmland über schmale Nebenstraßen bis zu dem kleinen Städtchen. Eigentlich eher eine Ansammlung von kurzen, sandigen Straßen mit Strandbungalows, manche teuer, andere renovierte Cottages, dazwischen ein paar Fertighäuser aus Holz und Putz von der Art, die in den Prospekten mit Bezeichnungen wie »The Inlander« oder »The Californian« beworben wurden.

Das Haus, in dem Owen Valentine mit Freundin und Kindern lebte, war eine abgewohnte, asbestverschalte Schachtel unter Teebäumen an einer Schotterpiste, die unpassenderweise Banksia Court hieß. Lovelock und Pym parkten den Mercedes unter einem Baum in der Nähe, warteten und beobachteten; nach kurzer Zeit kam ein rostiger weißer Corolla mit einer Frau und einem Kind an Bord aus der Garage neben dem Haus.

»So weit, so gut«, sagte Pym.

»Da sollten doch eigentlich zwei Kinder sein. Wo ist denn das andere?«

»Vielleicht haben wir den Wurm nur übersehen«, entgegnete Pym genervt. »Was weiß denn ich?«

»Ich sag ja nur.«

Düster schauten sie zum Haus hinüber und fragten sich, ob sie noch einen zweiten Mord einplanen mussten. Noch mehr Arbeit.

»Okay, Showtime«, sagte Pym.

Sie betraten das Haus durch die Verbindungstür zwischen Garage und Küche. Owen Valentine schlief auf dem Wohnzimmersofa. Pym war angewidert: Take-away-Schachteln, Weinflaschen, überquellende Aschenbecher, auf dem Tisch eine versiffte Meth-Pfeife. Und es stank nach Drogen, Müll, dem Harz des krüppligen Weihnachtsbaums in der Ecke, Hundescheiße.

»Na, Schnucki«, säuselte Lovelock und beugte sich zu einer kleinen schwarzen Klobürste von Hund hinab. Hunde liebten ihn, und dieser hier leckte ihm gleich die Hand.

»Lass das«, fauchte Pym.

Er trat dem Schlafenden gegen das Bein. Valentine, eine dürre, von Ice zerfressene Gestalt in Shorts und T-Shirt, grunzte. Glasige Augen. Seit ein paar Tagen nicht rasiert, dreckige Füße mit gelblichen Klauen an den Zehen.

»Aufstehen, du Arschloch«, sagte Pym. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, fuhr er sich mit der Klinge seines Ausbeinmessers über die Kuppe des linken Daumens.

»Wer zum Teufel seid ihr?«, krächzte Valentine.
...

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