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Frau Helbing und das Vermächtnis des Malers

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
OKTOPUS by Kampaerschienen am13.10.20221. Auflage
Mit Kunst hat Frau Helbing wenig am Hut. Trotzdem willigt die pensionierte Fleischereifachverkäuferin ein, ihre Freundin Heide auf eine Vernissage in die Hamburger Galerie Kleidermann zu begleiten. Denn der kürzlich verstorbene Marcel Poisson, dem sich die Ausstellung widmet, ist mit Frau Helbing zur Schule gegangen. Obwohl ihm der große Durchbruch als Künstler zu Lebzeiten verwehrt blieb, hat Poisson ein beträchtliches Vermögen hinterlassen: Er hat berühmte Gemälde kopiert und an Kunstliebhaber verkauft. Kurz nach der Vernissage wird in die Villa des Malers eingebrochen. Poissons Lebensgefährte Jacques bittet Frau Helbing, deren detektivische Fähigkeiten sich herumgesprochen haben, um Mithilfe. Doch als sie in der Villa eintrifft, ist Jacques tot - mit einem Schürhaken erschlagen. Um den Mörder zu überführen, muss sich Frau Helbing in eine ihr völlig fremde Welt begeben.

EBERHARD MICHAELY geboren 1967 in Saarbrücken, studierte Jazz-Saxophon an der Musikhochschule Köln, hatte Engagements in verschiedenen Jazzprojekten und Musicalproduktionen und komponierte für eigene Bands. Seit er 2014 auf einer Pilgerreise die Liebe zum Schreiben entdeckt hat, lässt er seine Kreativität statt in die Musik in seine Kriminalromane fließen. Außerdem ist Michaely als Busfahrer für die Hamburger Hochbahn tätig. Seine Pausen und die ruhigen Minuten kurz nach Feierabend nutzt er, um in sein Notizbuch zu schreiben, denn was könnte besser zu Schauplätzen und Figuren inspirieren als seine täglichen Runden durch die Straßen der Hansestadt, mit den unterschiedlichsten Fahrgästen an Bord? Frau Helbing ist ihm übrigens in der Linie 5 begegnet, da kam sie gerade von ihrem Wocheneinkauf auf dem Isemarkt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextMit Kunst hat Frau Helbing wenig am Hut. Trotzdem willigt die pensionierte Fleischereifachverkäuferin ein, ihre Freundin Heide auf eine Vernissage in die Hamburger Galerie Kleidermann zu begleiten. Denn der kürzlich verstorbene Marcel Poisson, dem sich die Ausstellung widmet, ist mit Frau Helbing zur Schule gegangen. Obwohl ihm der große Durchbruch als Künstler zu Lebzeiten verwehrt blieb, hat Poisson ein beträchtliches Vermögen hinterlassen: Er hat berühmte Gemälde kopiert und an Kunstliebhaber verkauft. Kurz nach der Vernissage wird in die Villa des Malers eingebrochen. Poissons Lebensgefährte Jacques bittet Frau Helbing, deren detektivische Fähigkeiten sich herumgesprochen haben, um Mithilfe. Doch als sie in der Villa eintrifft, ist Jacques tot - mit einem Schürhaken erschlagen. Um den Mörder zu überführen, muss sich Frau Helbing in eine ihr völlig fremde Welt begeben.

EBERHARD MICHAELY geboren 1967 in Saarbrücken, studierte Jazz-Saxophon an der Musikhochschule Köln, hatte Engagements in verschiedenen Jazzprojekten und Musicalproduktionen und komponierte für eigene Bands. Seit er 2014 auf einer Pilgerreise die Liebe zum Schreiben entdeckt hat, lässt er seine Kreativität statt in die Musik in seine Kriminalromane fließen. Außerdem ist Michaely als Busfahrer für die Hamburger Hochbahn tätig. Seine Pausen und die ruhigen Minuten kurz nach Feierabend nutzt er, um in sein Notizbuch zu schreiben, denn was könnte besser zu Schauplätzen und Figuren inspirieren als seine täglichen Runden durch die Straßen der Hansestadt, mit den unterschiedlichsten Fahrgästen an Bord? Frau Helbing ist ihm übrigens in der Linie 5 begegnet, da kam sie gerade von ihrem Wocheneinkauf auf dem Isemarkt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311703846
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.10.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1358 Kbytes
Artikel-Nr.9959243
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Frau Helbing fühlte sich unbehaglich. Ein bisschen verloren stand sie in der gut besuchten Galerie Kleidermann, hielt ein Glas Orangensaft in der Hand und fragte sich, wie lange die Veranstaltung wohl noch andauern würde. Heide hatte sie dazu überredet, diese Ausstellung zu besuchen. Eine »Hommage« sei das, hatte sie geschwärmt, die im Andenken an den kürzlich verstorbenen Maler Marcel Poisson stattfände. Frau Helbing hatte weder gewusst, was »Hommage« bedeuten sollte, noch, wer Herr Poisson war. Eigentlich hatte sie gar nicht mitkommen wollen, aber als Heide ihr erklärt hatte, dass es sich bei Marcel Poisson um einen Künstlernamen handelte, mit dem ihr gemeinsamer früherer Mitschüler Karl Schnelling auf dem internationalen Kunstmarkt Aufsehen zu erregen gehofft hatte, war ihr Interesse geweckt.

»Der Karl?«, hatte Frau Helbing ungläubig nachgefragt. »Der war Maler?«

Sie hatte in ihren Erinnerungen gekramt, aber wenig gefunden. Ein Einzelgänger war Karl gewesen. Einer, der nie dabei war, wenn die anderen Jungs Fußball gespielt hatten. Ein scheuer Typ, der Frau Helbing kaum im Gedächtnis geblieben war. Einmal hatte sie ihn gefragt, was er denn nach der Schule machen wollte, erinnerte sie sich. Aber anstatt einen konkreten Berufswunsch zu nennen, hatte er geantwortet, die Hauptstädte der Welt erobern zu wollen. Diese Aussage, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte Frau Helbing frösteln lassen. Aber rückblickend wurde ihr klar, wie das wohl gemeint gewesen war. Offenbar hatte er damals schon eine klare Vorstellung davon gehabt, in welche Richtung sich sein Leben entwickeln sollte. Er wollte mit seinen Werken in den bedeutendsten Museen aller Kontinente vertreten sein, auf einer Stufe stehend mit den Größten seiner Zunft. Im Nachhinein fand Frau Helbing das sehr beeindruckend.

Nun hatte sie eine Auswahl seiner Bilder in Augenschein genommen und hätte ihn gerne gefragt, ob das mit der Eroberung der Hauptstädte auch zu seiner Zufriedenheit verlaufen war. Aber Karl lebte nicht mehr. Vor wenigen Wochen war er friedlich eingeschlafen, wie Heide in Erfahrung gebracht hatte. Diese Information hatte sie von Jacques, Karls Lebensgefährten. Seiner Muse, wie Heide es ausgedrückt hatte. Eine Muse diene einem Künstler als Inspirationsquelle, hatte Heide ihr erklärt. Frau Helbing war nicht verwundert gewesen, als Heide ganz beiläufig erwähnt hatte, dass Jacques ebenfalls ein Pseudonym sei und der Franzose in Wahrheit einen ganz anderen Namen trage, der ihr aber nicht mehr einfallen wollte. Er sei aber ein ausgezeichneter Friseur, und die Pöseldorfer Damenwelt schien sich um seine Aufmerksamkeit zu balgen. Wer einen Termin bei Jacques bekam, gehörte einfach zur Hautevolee, behauptete Heide, ohne dass Frau Helbing wusste, was das heißen sollte.

Die Bilder, die alle mit Marcel Poisson signiert waren, gefielen Frau Helbing ausnahmslos. Sie war bereits zweimal durch die Räume der Galerie gegangen und hatte erstaunt festgestellt, dass die Gemälde sehr unterschiedlich waren. Als hätte Karl versucht, so viele Maltechniken wie möglich auszuprobieren. Von zarten Bleistiftskizzen bis hin zu pastenartig aufgetragenen Ölfarben war die ganze Bandbreite der Möglichkeiten, die einem bildenden Künstler zur Verfügung stehen, angewendet worden.

Obwohl sich Frau Helbing in der Welt der Malerei nicht auskannte, hatte sie das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Die Bilder gehörten einfach nicht zusammen. Entwickelt ein Maler nicht mit der Zeit einen eigenen unverwechselbaren Stil?, fragte sie sich bei jedem Bild erneut. Heide hatte ihr mal einen Abreißkalender mit Werken von Friedensreich Hundertwasser geschenkt. Da gab es natürlich Unterschiede zwischen den einzelnen Bildern, aber man erkannte deutlich eine Richtung, eine klare Idee, die alle Gemälde einte und sie einem einzigen Künstler zuordnen ließ.

Frau Helbing hatte jetzt genug gesehen und überlegte gerade, nach Hause zu gehen, als Heide mit ausladenden Schritten auf sie zukam. Sie zog einen zierlichen Mann hinter sich her, der ganz in Schwarz gekleidet war.

»Das ist Jacques«, sagte Heide und schob den Friseur etwas näher an Frau Helbing.

»Madame elbing«, sagte Jacques lächelnd. »Wie schön. eide at mir schon viel von Ihnen erzählt.«

Einen solchen Akzent hatte Frau Helbing noch nie gehört. Von Heide war sie zwar vorgewarnt worden, dass die Franzosen den Buchstaben H nicht aussprechen könnten, aber sie hatte es nicht glauben wollen.

»Sie aben gekannt Karl?«, fragte Jacques.

»Gekannt kann man eigentlich nicht sagen«, antwortete Frau Helbing. »Wir waren auf derselben Schule. Heide, Karl und ich. Aber was er danach gemacht hat â¦« Sie zog die Schultern hoch.

»Er at gemalt errliche Bilder. N est-ce pas?«, schwärmte Jacques und vollführte eine ausladende Armbewegung, die den Blick zu den Gemälden lenken sollte. »Karl konnte malen alle Stil.«

»Jaja«, sagte Frau Helbing. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber was ist eigentlich typisch für Karl?«

»Oh, sein grand cÅur. Wie sagt man auf Deutsch?«

»Sein großes Herz«, soufflierte Heide.

» erz«, bestätigte Jacques mit einem Kopfnicken.

»Nein, ich meinte, was typisch für seine Bilder ist. Ich finde die Gemälde alle so â¦«, Frau Helbing kam kurz ins Stocken, »â¦ unterschiedlich. Es steht zwar überall Marcel Poisson drauf, aber sie scheinen tatsächlich von verschiedenen Malern zu stammen.«

Frau Helbing hatte ganz offensichtlich einen wunden Punkt getroffen, denn Jacques wiegte unsicher mit dem Kopf hin und her und wusste nicht so recht, auf die Frage zu antworten.

»Das war, glaube ich, Karls Problem«, schaltete sich Heide ein. »Er hat sein Leben lang keinen eigenen Stil gefunden. Er war ein ewig Suchender.«

»So kann man das nicht sagen«, bemerkte ein Mann, der plötzlich neben Heide stand.

Frau Helbing erkannte Herrn Kleidermann, den Galeristen, der ganz am Anfang der Veranstaltung etwas über Karls Leben und Schaffen erzählt hatte.

»Marcel Poissons Einzigartigkeit bestand in der Perfektion«, fing er an zu dozieren. »Jedes seiner Gemälde ist vollkommen. Es gibt Künstler, die huschen und pfuschen am Hintergrund rum oder lassen hier und da einen Flüchtigkeitsfehler unkorrigiert. Bei Poisson finden Sie keinen Fehler. Niemals!«

»Er war also ein herausragender Meister seines Handwerks«, sagte Frau Helbing.

»So kann man das sagen. Mehr noch, er war brillant. Einfach brillant.«

Herr Kleidermann lächelte zufrieden.

»Dann hat er es also geschafft«, sagte Frau Helbing und fügte erklärend an: »Also in die Museen der ganzen Welt. Ich weiß zufällig, dass er als Schüler schon berühmt werden wollte.«

»Nun, sagen wir mal, er war bekannt«, sagte Herr Kleidermann. Um seine Aussage zu unterstreichen, fügte er an: »Sehr bekannt.«

Frau Helbing sah fragend zu Jacques.

»Er war so gut«, sagte Karls Muse und seufzte. »So gut. Aber at nicht geschafft ganz nach oben.«

»Aber erfolgreich war er trotzdem«, warf Herr Kleidermann ein bisschen pedantisch ein, der das so nicht stehen lassen wollte. »Als sein Galerist kann ich Ihnen das bestätigten.«

Dann nickte er energisch und entfernte sich, um sich anderen Gästen zu widmen. An seiner Stelle drängte sich ein bärtiger Mann neben Heide, der in beiden Händen je ein volles Sektglas hielt.

»Jacques!«, rief er mit einer rauchigen Stimme. »Schön, dich zu sehen.«

Frau Helbing erkannte an Jacques gequältem Lächeln, dass die Freude nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.

»Bonjour«, sagte der Franzose knapp.

»Möchtest du mir nicht endlich den Vermeer verkaufen, den ich schon seit Wochen haben will, mein Freund?«, fragte der Mann gönnerhaft und leerte eines der Gläser in einem Zug.

Frau Helbing fragte sich, wie viel Sekt er heute bereits getrunken hatte. Seinem roten Kopf nach zu urteilen, war er nicht mehr nüchtern.

»Oskar, du weißt, dass Karl nicht wollte, dass ich verkaufe das Bild«, sagte Jacques resolut.

Er hatte ein leichtes Beben in der Stimme.

»Aber Karl ist tot«, entgegnete der Mann ungerührt. »Und ich zahle dir einen guten Preis.«

»Jamais!«, zischte Jacques. »Es ist eilig. Das Bild bleibt in mein Besitz.«

»Das Bild bleibt in mein Besitz«, äffte der bärtige Mann namens Oskar ihn nach. Dann kippte er sich auch das zweite Glas in den Rachen.

»Ich weiß doch, dass du Geld brauchst«, fügte er mit einem überheblichen Lächeln hinzu.

Er beugte sich vor, zwinkerte Jacques zu und flüsterte: »Ich zahle cash.«

Vergeblich wartete er auf eine Reaktion, drehte sich nach einer Weile gelangweilt um und ging zur Bar. Jacques warf ihm einen bösen Blick hinterher. Die Begegnung mit diesem Menschen hatte ihn offensichtlich sehr aufgewühlt.

»Pardon«, sagte er an Heide und Frau Helbing gewandt und verschwand in Richtung Ausgang.

»Kennst du den?«, fragte Frau Helbing und deutete mit einer Kopfbewegung zur Bar.

»Oskar Smolarz«, sagte Heide. »Er handelt mit Kunst.«

»Ein unangenehmer Mensch ist das«, stellte Frau Helbing fest. »Platzt hier in unsere Runde und bringt uns alle in eine unangenehme Situation.«

»Das passt zu ihm und seinem schlechten Ruf«, bestätigte Heide.

»Weißt du, worum es ging?«, fragte Frau Helbing.

Heide zuckte mit den Schultern.

»Vermutlich um ein Bild«, sagte sie.

»Um einen Vermeer«, präzisierte Frau Helbing. »Was immer das heißen soll.«

»Jan Vermeer war ein...
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