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Doktor Proktor und das beinahe letzte Weihnachtsfest (5)

von
Nesbø, JoDybvig, PerIllustrationenDörries, MaikeÜbersetzungFrauenlob, GüntherÜbersetzung
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am18.09.2017
Da bahnt sich eine Katastrophe an! Herr Thrane besitzt die Rechte an Weihnachten. Nur wer bei ihm einkauft, darf auch Weihnachten feiern. Aber er hat nicht mit Lise und Bulle gerechnet, die so eine Ungerechtigkeit nicht hinnehmen. Was für ein Glück, dass Doktor Proktor den Weihnachtsmann persönlich kennt. Jetzt braucht es jede Menge Zeitseife und natürlich Pupspulver, damit die Geschenke für die Familien noch rechtzeitig unter dem Baum landen.

Jo Nesbø, 1960 geboren, arbeitete viele Jahre lang erfolgreich als Broker, aber am bekanntesten ist er als Sänger der damals populärsten norwegischen Band «Di Derre» und als Schriftsteller für Kriminalromane. Bereits sein Debütroman wurde zum «besten skandinavischen Krimi des Jahres» gekürt. Inzwischen ist Jo Nesbø der erfolgreichste Autor Norwegens und in über 20 Ländern mit seinen Büchern vertreten. «Doktor Proktor» ist seine erste Kinderbuchfigur.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDa bahnt sich eine Katastrophe an! Herr Thrane besitzt die Rechte an Weihnachten. Nur wer bei ihm einkauft, darf auch Weihnachten feiern. Aber er hat nicht mit Lise und Bulle gerechnet, die so eine Ungerechtigkeit nicht hinnehmen. Was für ein Glück, dass Doktor Proktor den Weihnachtsmann persönlich kennt. Jetzt braucht es jede Menge Zeitseife und natürlich Pupspulver, damit die Geschenke für die Familien noch rechtzeitig unter dem Baum landen.

Jo Nesbø, 1960 geboren, arbeitete viele Jahre lang erfolgreich als Broker, aber am bekanntesten ist er als Sänger der damals populärsten norwegischen Band «Di Derre» und als Schriftsteller für Kriminalromane. Bereits sein Debütroman wurde zum «besten skandinavischen Krimi des Jahres» gekürt. Inzwischen ist Jo Nesbø der erfolgreichste Autor Norwegens und in über 20 Ländern mit seinen Büchern vertreten. «Doktor Proktor» ist seine erste Kinderbuchfigur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401807102
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum18.09.2017
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2398019
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Noch immer fünf Tage bis Weihnachten

Lise und Bulle rannten aus dem blauen Haus ganz hinten in der Kanonenstraße und stürmten durch das Gartentor.

Auf der Treppe eines der anderen Häuser stand ein Kinderchor und sang »Alle Jahre wieder«, während Frau Madsen wie alle Jahre wieder den Taktstock schwang. In einem Garten auf der anderen Straßenseite stand ein Mann auf einer Leiter und schmückte den Apfelbaum mit Lametta, blinkenden Lichtern und als krönenden Abschluss mit einer rot-weißen Mütze.

»Hallo, Bulle, hallo, Lise«, sagte ein kleines Mädchen mit Weihnachtsmütze, das mitten auf der Straße auf einem Schlitten saß und zu ihnen aufblickte. »Dlaubt ihr, dass der Weihnachtsmann bald tommt?«

»In einhundertundzwei Stunden«, sagte Bulle. »Fang schon mal an zu zählen.«

»Eins, fei, grei, vier⦫

An den Eingängen zur Kanonensraße 14 und Kanonenstraße 15 blieben Lise und Bulle stehen.

»Glaubst du, das stimmt, Bulle, dass es vielleicht kein Weihnachten gibt?«

»Ach, Blödsinn«, sagte Bulle. »Guck dich doch mal um, hier ist alles wie immer an Weihnachten.«

»Ja, aber ⦫

»Lass uns schlafen gehen, Lise. Und wenn wir morgen aufwachen, stellen wir fest, dass alles nur ein Traum war.«

»Ein schlechter Traum.«

»Schlechter als ein Das-Monster-verfolgt-dich-durchs-Moor-Albtraum!«

»Versprichst du mir das?«

»Vertrau mir, Lise. Ich habe schon Schlimmeres geträumt als das, was wir gerade träumen. Und heute Abend spiele ich Frö-hö-liche Weihnacht überall für dich.«

»Okay.«

Damit verschwand Lise in dem roten und Bulle in dem gelben Haus.

»Ist das nicht schockierend?«, sagte Lises Mutter, die in einem Sessel saß und strickte, als Lise ins Wohnzimmer kam.

»Schrecklich«, brummte der Kommandant, der mit zurückgekippter Lehne in seinem Sessel lag. Er machte den Fernseher lauter: »DIE THRANE AG BESITZT DAMIT DIE RECHTE AN ALLEM, WAS MIT WEIHNACHTEN ZU TUN HAT. DAS HEISST, DASS AB SOFORT NIEMAND MEHR OHNE HERRN THRANES GENEHMIGUNG WEIHNACHTEN FEIERN DARF. ES IST STRENG VERBOTEN, OHNE DIESE GENEHMIGUNG WEIHNACHTSLIEDER ZU SINGEN, WEIHNACHTSKEKSE ZU BACKEN, WEIHNACHTSESSEN ZU ESSEN, WEIHNACHTSGESCHENKE ZU MACHEN, WEIHNACHTSGOTTESDIENST ZU FEIERN ODER AUCH NUR FROHE WEIHNACHTEN ZU WÜNSCHEN. HERR THRANE VERKÜNDET IN SEINER PRESSEMELDUNG, DASS ES AUSNAHMEGENEHMIGUNGEN NUR FÜR REGISTRIERTE WEIHNACHTSMITGLIEDER GIBT. UND MITGLIED KANN NUR WERDEN, WER BIS WEIHNACHTEN FÜR MINDESTENS 10.000 KRONEN WEIHNACHTSGESCHENKE IN EINEM VON THRANES KAUFHÄUSERN GEKAUFT HAT. WÖRTLICH HAT THRANE AUF EINER PRESSEKONFERENZ AM FRÜHEN ABEND GESAGT ⦫

»Uiuiuiuiui«, machte die Mutter, als das runde, dralle Gesicht ihres früheren Nachbarn in der Kanonenstraße den Bildschirm ausfüllte. Unter dem schmatzenden Mund mit den speichelfeuchten Lippen schwabbelte mindestens ein Trippelkinn. Der Mund öffnete sich und begann zu sprechen: »ICH, HERR THRANE, WARNE JEDEN, DER GEGEN DIE REGELN VERSTÖSST. UNSERE GESELLSCHAFT, DIE THRANE AG, HAT EIGENS EINE WEIHNACHTSPOLIZEI AUFGESTELLT, DIE DIE EINHALTUNG DER REGELN ÜBERWACHT. UND DIESE POLIZEI PATROULLIERT AB ⦠JETZT!«

Herr Thrane schob das Gesicht und den Mund so nah an die Kamera heran, dass die Linse beschlug, als er flüsterte: »DU JÄMMERLICHER GEIZKRAGEN DA DRAUSSEN, PASS BLOSS AUF, WENN DU NOCH NICHT FÜR 10.000 KRONEN EINGEKAUFT HAST UND TROTZDEM GERADE DEINE WEIHNACHTSKERZEN ANZÜNDEN ODER EINEN WEIHNACHTSKEKS ESSEN WILLST: MACH DAS STREICHHOLZ AUS UND LEG DEN KEKS ZURÜCK IN DIE DOSE! UND ZWAR SOFORT!«

Herr Thrane trat zwei Schritte zurück, damit der ganze, fette Körper auf dem Bildschirm Platz fand. Er grinste über beide Backen und schob die Daumen unter seine Hosenträger. »EUCH HINGEGEN, VEREHRTE WEIHNACHTSMITGLIEDER, WÜNSCHE ICH EIN FRÖHLICHES WEIHNACHTSFEST. IHR HABT EURE PFLICHT ALS VERBRAUCHER GETAN UND MIT 10.000 KRONEN DIE GEMEINSCHAFT UND DEN HANDEL UNTERSTÜTZT. IHR HABT DIES UND DAS GEKAUFT, VIELLEICHT AUCH SACHEN, DIE IHR GAR NICHT BRAUCHT, ABER SO HABT IHR DAFÜR GESORGT, DASS DIE RÄDER SICH WEITER DREHEN. ALSO, LIEBE FREUNDE, FREUEN WIR UNS GEMEINSAM AUF EIN FRIEDLICHES WEIHNACHTSFEST! AMEN!«

Der Kommandant drückte auf die Fernbedienung und Thrane verschwand.

In der Stille, die folgte, hörten sie den Kinderchor draußen auf der Straße Oh du Fröhliche singen. Der Gesang verstummte jäh, als eine ängstliche Frauenstimme rief: »Stopp, stopp, sofort aufhören! Nichts mit gnadenbringende Weihnachtszeit singen! Geht nach Hause, los! Nach Hause mit euch.«

»Das können die doch nicht machen?«, sagte Lise. »Sie können den Menschen doch nicht verbieten, Weihnachten zu feiern, unser schönstes Fest. Das allen gehört!«

»Ich muss gestehen, dass ich das bis jetzt auch geglaubt habe«, sagte der Kommandant.

»Und was wird nun aus Weihnachten?«, fragte Lise.

Der Kommandant seufzte. »Wir können nur abwarten und schauen, was kommt, Lillemor.«

Lise hörte aus der Ferne Musik und trat ans Wohnzimmerfenster. Das Geräusch kam aus einer der großen, hell erleuchteten Villen oben am schneebedeckten Hang über der Kanonenstraße. I m dreaming of a White Christmas, dröhnte es. Offenbar hatten sie da oben eine große Gesellschaft in der Villa der Familie Thrane, die im letzten Jahr dorthin umgezogen war. Alle Bewohner der Kanonenstraße waren froh gewesen, als der Aufschneider Thrane mit seinen beiden unerträglichen Zwillingen Truls und Trym weggezogen war. Aber sie kamen regelmäßig zu Besuch und stolzierten durch die Kanonenstraße. Angeblich, um die alten Nachbarn zu besuchen, dabei wusste jeder, dass Herr Thrane nur kam, um allen zu zeigen, wie reich und mächtig er geworden war.

»Na, noch immer der sogenannte Kommandant der uralten Festung?«, hatte Thrane Lises Vater bei seinem letzten Besuch gefragt und ihm auf den Rücken geklopft. »Habt ihr mit den Kanonen in den letzten dreihundert Jahren eigentlich ein einziges Mal auf irgendwas geschossen?«

Lises Vater hatte versucht, über die höhnische Bemerkung zu lachen, aber Lise hatte gesehen, dass ihm das nicht so richtig gelang. Und als Herr Thrane weiterging, hatten Truls und Trym die Chance genutzt, mal wieder »Fiese-Lise!« zu blöken. »Gibst du dich noch immer mit diesem gescheckten Zwerg ab?«

Die Musik oben am Hang wurde lauter gedreht.

»Ich merke doch, dass du dir Sorgen machst, Lise«, sagte Lises Mutter, die zu ihr ans Fenster gekommen war.

»10.000 Kronen ist bei Weitem mehr, als wir ausgeben wollten, aber wir kaufen natürlich so viel, wie nötig ist, um Weihnachtsmitglieder zu werden. Du wirst Weihnachten feiern können, also mach dir keine Gedanken, Lise.«

»Aber Mama, daran denke ich doch gar nicht!«

»Nein, nicht?«

»Ich denke an all die Menschen da draußen, die es sich nicht leisten können, dieses Jahr Weihnachten zu feiern.«

»Oh ja«, sagte Lises Mutter. »Natürlich. Das ist wirklich traurig ⦠für viele. Aber da kann man leider nichts machen.«

»Irgendwas müssen wir doch machen können?«

Die Mutter streichelte Lise über die Wange. »Du warst immer schon ein mutiges, starrköpfiges Mädchen, wenn du dich im Recht fühlst, Lise. Wenn du größer bist, wirst du verstehen, dass es Sachen gibt, die man nicht ändern kann. Und an die muss man sich gewöhnen und mit ihnen leben.«

»Aber ...«

»Hast du schon zu Abend gegessen?«

»Ja. Aber es ist unfair, wenn Weihnachten ⦫

»Und deine Hausaufgaben gemacht?«

»Ja, hab ich, aber ⦫

»Dann ist es jetzt an der Zeit, ins Bett zu gehen, Lise. Morgen ist Schule. Und vielleicht ist das mit Weihnachten ja gar nicht mehr so schrecklich, wenn wir erst einmal eine Nacht darüber geschlafen haben.«

»Mama, aber denk doch mal ⦫

»Nein, jetzt ist Schluss mit Denken, Lise. Gute Nacht, mein Mädchen.«

Lise seufzte. »Papa?«

»Ja, mein Mädchen?«, brummte der Kommandant.

»Glaubst du, dass wir nur träumen und alles gar nicht wirklich passiert? Und dass es morgen, wenn wir aufwachen, doch noch Weihnachten gibt?«

Der Kommandant drehte sich auf seinem Sessel zur Seite und sah sie an. »Das ist ein wunderbarer Gedanke. Halte ihn fest, Liebes.«

Lises Mutter nahm ihr Strickzeug wieder auf, nachdem Lise hoch in ihr Zimmer gegangen war. »Lise ist so engagiert. Für die Umwelt, die Armut, den Frieden, all diese Sachen«, sagte sie.

»Hm«, sagte der Kommandant und blätterte weiter durch die Zeitung. »Vielleicht ist das vollautomatische Maschinengewehr, das ich ihr zu Weihnachten gekauft habe, dann doch nicht so passend.«

Die Mutter ließ das Strickzeug auf den Schoß...
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Nesbø, JoDybvig, PerIllustrationenDörries, MaikeÜbersetzungFrauenlob, GüntherÜbersetzung
Jo Nesbø, 1960 geboren, arbeitete viele Jahre lang erfolgreich als Broker, aber am bekanntesten ist er als Sänger der damals populärsten norwegischen Band «Di Derre» und als Schriftsteller für Kriminalromane. Bereits sein Debütroman wurde zum «besten skandinavischen Krimi des Jahres» gekürt. Inzwischen ist Jo Nesbø der erfolgreichste Autor Norwegens und in über 20 Ländern mit seinen Büchern vertreten. «Doktor Proktor» ist seine erste Kinderbuchfigur.