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Ich bin's, Kitty. Aus dem Leben einer Katze

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
206 Seiten
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am01.03.2018Originalausgabe
Kitty ist stolz darauf, eine Katze zu sein. Doch jetzt muss sie sich alleine um das Überleben kümmern, was für eine Hauskatze gar nicht so einfach ist. Im Hof der alten Bäckerei findet Kitty Freunde - Flecki, Anusch und den weisen Kater Bruno, mit dem sie über das Gute und das Böse in der Welt philosophiert. Doch das Leben ist gefährlich und Kitty weiß, dass sie bald ein Zuhause finden muss. »Du wirst es schaffen«, hat Emma zu ihr gesagt. »Du bist klug und stark, und du hast ein größeres Herz als viele Menschen.« Eine zutiefst menschliche Katzengeschichte über das Leben und die Liebe.

Mirjam Pressler (1940 - 2019) lebte bis zu ihrem Tod in Landshut. Sie gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren und hat mehr als 30 eigene Kinder- und Jugendbücher verfasst, darunter »Bitterschokolade« (Oldenburger Jugendbuchpreis), »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« (Deutschen Jugendliteraturpreis), »Malka Mai« (Deutscher Bücherpreis) »Nathan und seine Kinder«,»Ich bin's Kitty. Aus dem Leben einer Katze« und zuletzt »Dunkles Gold« sowie die Lebensgeschichte der Anne Frank »Ich sehne mich so«. Außerdem übersetze sie viele Bücher aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen. Für ihre »Verdienste an der deutschen Sprache« wurde sie 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet, für ihr Gesamtwerk als Übersetzerin mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und für ihr Gesamtwerk als Autorin und Übersetzerin 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis, der Corine und der Buber-Rosenzweig-Medaille sowie mit dem Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung.
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Produkt

KlappentextKitty ist stolz darauf, eine Katze zu sein. Doch jetzt muss sie sich alleine um das Überleben kümmern, was für eine Hauskatze gar nicht so einfach ist. Im Hof der alten Bäckerei findet Kitty Freunde - Flecki, Anusch und den weisen Kater Bruno, mit dem sie über das Gute und das Böse in der Welt philosophiert. Doch das Leben ist gefährlich und Kitty weiß, dass sie bald ein Zuhause finden muss. »Du wirst es schaffen«, hat Emma zu ihr gesagt. »Du bist klug und stark, und du hast ein größeres Herz als viele Menschen.« Eine zutiefst menschliche Katzengeschichte über das Leben und die Liebe.

Mirjam Pressler (1940 - 2019) lebte bis zu ihrem Tod in Landshut. Sie gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren und hat mehr als 30 eigene Kinder- und Jugendbücher verfasst, darunter »Bitterschokolade« (Oldenburger Jugendbuchpreis), »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« (Deutschen Jugendliteraturpreis), »Malka Mai« (Deutscher Bücherpreis) »Nathan und seine Kinder«,»Ich bin's Kitty. Aus dem Leben einer Katze« und zuletzt »Dunkles Gold« sowie die Lebensgeschichte der Anne Frank »Ich sehne mich so«. Außerdem übersetze sie viele Bücher aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen. Für ihre »Verdienste an der deutschen Sprache« wurde sie 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet, für ihr Gesamtwerk als Übersetzerin mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und für ihr Gesamtwerk als Autorin und Übersetzerin 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis, der Corine und der Buber-Rosenzweig-Medaille sowie mit dem Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407749284
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.03.2018
AuflageOriginalausgabe
Seiten206 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3376582
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4.



Satt gefuttert, leicht verschlafen,
leben Katzen wie die Grafen.

von mir


Ja, dieser Satz stammt von mir. Er ist zu meinem Lebensmotto geworden, das mich von meiner Kindheit an begleitet hat und mich, ehrlich gesagt, auch heute noch begleitet.

Es müssen an die zwei Jahre gewesen sein, die wir gemeinsam verbrachten, mein Frauchen und ich, denn ich war inzwischen ausgewachsen und hatte auch ein bisschen Fett auf die Rippen bekommen. Und die Stockrosen hatten mindestens ein- oder zweimal im Sommer geblüht und ein- oder zweimal im Herbst ihre Blätter abgeworfen.

Das Reiheneckhaus war zu meinem Heim geworden.

Es war kein besonders großes Haus, aber eigentlich zu groß für eine alte Frau und ihre Katze, ein bisschen kleiner hätte es auch getan. Im Erdgeschoss befanden sich die Küche und das Wohnzimmer, außerdem noch eine Speisekammer und eine Toilette, im ersten Stock ein Badezimmer, das Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Weil Emma allerdings nie Gäste hatte, jedenfalls nicht in der Zeit, in der wir beide zusammen in diesem Haus wohnten, hatte sie ihre Nähmaschine und das Bügelbrett im Gästezimmer abgestellt und auch sonst hineingeräumt, was ihr im Weg stand. Zum Beispiel den Wäschetrockner. Genau genommen war das Gästezimmer also eine Abstellkammer, obwohl auch ein Bett und ein Nachttisch darin standen. Übrigens, mein Katzenklo war unten im Flur, in der Ecke neben der Kellertür.

Das Haus gehörte uns beiden allein. Emma bekam nur selten Besuch. Manchmal tauchte eine ehemalige Kollegin auf. Ansonsten erschien jeden Morgen Herr Holbein, der Hausmeister der Siedlung, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung war. Oder es kam der Postbote, der einmal in der Woche die Fernsehzeitung brachte und dann oft eine Tasse Kaffee bei uns trank. Oder Fabi, der Sohn des Lebensmittelhändlers, der die Einkäufe auslieferte, wenn Emma anrief und sagte, sie sei heute ein bisschen schwächlich.

Wir führten ein gutes Leben. Gleich nach dem Frühstück (Trockenfutter für mich, Müsli für mein Frauchen und Kakao für uns beide) machten wir es uns bei schlechtem Wetter für zwei, drei Stunden im Wohnzimmer bequem, bei gutem Wetter auf der überdachten Terrasse. Mein Frauchen, eine pensionierte Lehrerin, hatte es sich nämlich in den Kopf gesetzt, mir Lesen und Schreiben beizubringen, weil es, wie sie mir Tag für Tag versicherte, auf der Welt nichts Schöneres gab als Sommer, Sonne und ein interessantes Buch. Und dann fügte sie ebenso regelmäßig hinzu: »Und wenn´s metaphysisch wird, dann ist es besonders schön.«2

(Ich habe übrigens nie verstanden, was sie mit »metaphysisch« meinte, es muss eines jener Wörter sein, die wir Katzen mit unseren anders gearteten, aber keineswegs armseliger ausgefallenen Gehirnen nicht verstehen können. Katzen sind eben das, was man pragmatische Philosophen nennen könnte, sie zerbrechen sich nur ungern den Kopf über mystische Gedankengänge, die niemandem etwas nützen.)

Ob mein Frauchen eine besonders gute Lehrerin war oder ich eine besonders schlaue Schülerin, habe ich nie herausgefunden, das Experiment ist jedenfalls gelungen, ich konnte schon bald so gut lesen wie ihre Schulkinder früher. Und manchmal sagte sie sogar, sie wäre froh gewesen, hätte sie damals ein paar helle Köpfe wie mich gehabt. »Die meisten meiner Schüler waren schrecklich ignorant«, sagte sie einmal, und als ich wissen wollte, was »ignorant« bedeutete, sagte sie: »Dieses Wort brauchst du dir nicht zu merken, es hat nichts mit dir zu tun.«

Ich lernte jeden Tag neue Wörter und Begriffe. Als ich ein Jahr alt war, sagte Emma, ich spräche schon wie ein Kind mit sieben, mit zwei würde ich vermutlich wie eine Vierzehnjährige sprechen und mit drei wie ein halbwegs erwachsener Mensch.

Mit dem Schreiben klappte es allerdings nicht so gut wie mit dem Lesen. Meine Pfoten sind, wie ich finde, mit den elegant gebogenen kastanienbraunen Krallen besonders hübsch, aber kaum dazu geschaffen, einen Stift zu halten. Und als Emma beschloss, mir auch das Rechnen beizubringen, erwies sich das als Reinfall und sie gab den Versuch bald wieder auf. »Was Zahlen betrifft, bist du wirklich ignorant«, sagte sie. Und so habe ich schließlich doch noch herausgekriegt, was »ignorant« heißt, nämlich dumm und unwissend.

Als ich das ziemlich triumphierend zu Emma sagte, wi-dersprach sie. »Dumm und unwissend ist nicht alles. Ignorant heißt auch, dass jemandem die Möglichkeit geboten wird, klüger zu werden, und er die Chance aus irgendwelchen Gründen ablehnt.«

»Das heißt dann ja doch, dass er dumm ist«, sagte ich.

Emma lachte und machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. »Genug, Kitty, stell dich nicht ignoranter, als du bist. Ich weiß genau, dass du mich verstanden hast.«

Was wir beide besonders liebten, waren Gedichte. Sie hat mir das Reimen beigebracht und bald dichtete ich ebenso gern wie sie. Meine Verse brachten sie oft zum Lachen, auch wenn sie meine Katzenkinder-Weltsicht ein bisschen zu simpel fand. Zum Beispiel: Ich bin noch klein, mein Fell ist rein. Meine Pfoten sind schmutzig, ist das nicht putzig? Oder auch: Frisst eine Katze Räucherschinken, kann sie hinterher viel trinken. (Räucherschinken gehörte zu meinen Lieblingssnacks. Heute übrigens auch noch.)

Eine »naive paarige Dichtung« nannte Emma das, wenn sich zwei aufeinanderfolgende Zeilen reimten. Warum das naiv sein sollte, habe ich nie verstanden, obwohl ich damals tatsächlich ziemlich naiv war und wenig von der Welt außerhalb unseres Hauses wusste. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es vor allem die Themen sind, die Menschen- und Katzengedichte voneinander unterscheiden. Mein Frauchen schwärmte hauptsächlich von der Schönheit der Natur, von Sonnenuntergängen und Sternenhimmeln, während ich mich, ehrlich gesagt, seit frühester Kindheit vor allem für Essbares interessierte und Sonnenuntergänge und Sternenhimmel für eher unwichtig hielt. Laut gesagt habe ich das natürlich nicht, ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen.

Für sie lag Schönheit, wie sie immer wieder betonte, im Auge des Betrachters, damit meinte sie wohl, dass das schön ist, was man gern anschaut. Für Menschen mag das vielleicht zutreffend sein, aber nicht für Katzen. Auch nicht für solche, die lesen und schreiben können. Für uns liegt Schönheit vor allem in einem angenehm gefüllten Bauch und einem warmen Sofakissen. Für Emma war Schönheit immer etwas Gedankliches, für mich etwas Greifbares, Körperliches. Das ist ein großer Unterschied.

Übrigens: Ich hatte schon nach einigen Wochen angefangen, sie Emma zu nennen. Sie hatte mich selbst darum gebeten, weil sie das Wort »Frauchen« für eine Frau in ihrem doch schon fortgeschrittenen Alter nicht nur unpassend fand, sondern geradezu albern. »Jeder hat das Recht auf seinen Namen«, sagte sie, »und mein Name ist Emma. Punkt.«

Diese Worte trafen offenbar eine besonders empfindliche Stelle in meinem Inneren, jedenfalls habe ich ihr von der grauen, namenlosen Nebelschwade erzählt, meiner Schwester, für die ich gern einen Namen hätte, um sie wenigstens in Gedanken ansprechen zu können. »Ich kann sie noch nicht mal in Gedanken herbeirufen, weil sie keinen Namen hat«, sagte ich.

»Weißt du wirklich nichts mehr von ihr?«, fragte Emma.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin mir noch nicht mal sicher, ob die Katze, die damals neben mir saß, wirklich meine Schwester war. Vermutlich schon, denn wer sollte sie sonst gewesen sein? Ich erinnere mich nur an die letzten Worte, die ich von ihr gehört habe. Nein, tu´s nicht! , hat sie gesagt, als ich die Muskeln zum ersten Sprung meines Lebens anspannte. Nein, tu´s nicht! Alles andere habe ich vergessen. Nicht nur die Erinnerung an ihr Aussehen, auch an irgendetwas, was sie vielleicht sonst noch gesagt hat. Alles ist im Teich untergegangen und hat sich im Wasser aufgelöst.«

Emma schwieg eine Weile. Und erst als ich schon fürchtete, ihr würde ebenfalls nichts einfallen, sagte sie: »Nenn sie doch Kassandra. In der griechischen Mythologie war Kassandra eine große Seherin, auf die keiner hören wollte. Bis heute bezeichnet man Warnungen, die man nicht glaubt, als Kassandra-Rufe. Deine Schwester hatte offenbar eine prophetische Begabung, deshalb würde der Name Kassandra gut zu ihr passen. Und du hast schließlich auch nicht auf sie gehört. Kassandra ist ein guter Name für sie.«

Ab da nannte ich meine Schwester in Gedanken Kassandra. Aber irgendwie klappte das damals nicht richtig, jedenfalls antwortete sie mir nicht, egal wie oft ich es auch versuchte. Vielleicht brauchte sie noch eine...
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Autor

Mirjam Pressler (1940 - 2019) lebte bis zu ihrem Tod in Landshut. Sie studierte an der Akademie für Bildende Künste in Frankfurt und Sprachen in München und lebte für ein Jahr in einem Kibbuz in Israel.

Zurück in Deutschland arbeitete sie unter anderem als Taxifahrerin und führte einen Jeansladen.

Mirjam Pressler gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren und hat mehr als 30 eigene Kinder- und Jugendbücher verfasst, darunter »Bitterschokolade« (Oldenburger Jugendbuchpreis), »Novemberkatzen«, »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« (Deutschen Jugendliteraturpreis), »Malka Mai« (Deutscher Bücherpreis) und die Romane »Golem stiller Bruder«, »Nathan und seine Kinder«, »Ein Buch für Hanna«, »Ich bin's Kitty. Aus dem Leben einer Katze« und »Dunkles Gold« sowie die Lebensgeschichte der Anne Frank »Ich sehne mich so«. Außerdem hat sie viele Bücher aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen übersetzt.

Für ihre »Verdienste an der deutschen Sprache« wurde sie 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet, für ihr Gesamtwerk als Übersetzerin mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und für ihr Gesamtwerk als Autorin und Übersetzerin 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis, der Corine und der Buber-Rosenzweig-Medaille sowie mit dem Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung.