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Ein Date für vier Eine deutsch-englische Love Story

Roman
dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2010
Eine deutsch-englische Lovestory mit kurzen englischen Passagen  Marleen ist 14 und überglücklich. Bald wird sie mit ihrer Freundin nach Italien fahren und ihren Schwarm vom letzten Sommer wiedertreffen. Vergessen sind die katastrophale Englischzensur und ihre nervige ältere Schwester. Ihre Eltern haben allerdings andere Pläne: Marleen soll einen Sprachkurs in England machen, gemeinsam mit ihrer Schwester! Schlimmer kann keine Folter sein. Doch dann lernt sie die beiden Söhne ihrer Gastgeberin Lady White kennen... 

Ulrike Rylance, geboren 1968, schreibt gern Kinderbücher und hat die zwei süßesten Hunde der Welt. Die dürfen ihr auch beim Schreiben zusehen, aber nur, wenn sie nicht den Computer anknabbern. Sie wohnt seit 2001 in Seattle, USA, und hat auch die zwei süßesten Töchter der Welt - sowie einen relativ süßen Ehemann.
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Produkt

KlappentextEine deutsch-englische Lovestory mit kurzen englischen Passagen  Marleen ist 14 und überglücklich. Bald wird sie mit ihrer Freundin nach Italien fahren und ihren Schwarm vom letzten Sommer wiedertreffen. Vergessen sind die katastrophale Englischzensur und ihre nervige ältere Schwester. Ihre Eltern haben allerdings andere Pläne: Marleen soll einen Sprachkurs in England machen, gemeinsam mit ihrer Schwester! Schlimmer kann keine Folter sein. Doch dann lernt sie die beiden Söhne ihrer Gastgeberin Lady White kennen... 

Ulrike Rylance, geboren 1968, schreibt gern Kinderbücher und hat die zwei süßesten Hunde der Welt. Die dürfen ihr auch beim Schreiben zusehen, aber nur, wenn sie nicht den Computer anknabbern. Sie wohnt seit 2001 in Seattle, USA, und hat auch die zwei süßesten Töchter der Welt - sowie einen relativ süßen Ehemann.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423402729
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum01.07.2010
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2144
Artikel-Nr.1005767
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Unsere Englischlehrerin gebärdet sich, als ob sie gefoltert wird. Immer wieder reißt sie die Hände in die Luft, zeigt auf ihren Mund und verzieht schmerzhaft das Gesicht.

Wir sehen ihr schweigend zu. Ihre pantomimischen Darstellungen sind nichts Neues. Gleich am Anfang des achten Schuljahres hat sie uns erklärt, dass in diesem Raum kein Deutsch mehr geredet wird.

»Sie haben Sprechverbot?«, rät Max.

»Zahnschmerzen?«, kommt es von Lisa.

Frau Kupfer, pardon, Mrs Kupfer, wedelt wild mit ihren Armen und zeigt auf die Tafel.

I suffer from a cold sore steht da. Wir sollen herausfinden, was das auf Deutsch heißt. Wir wissen es nicht. Wir können kein Englisch, deswegen sind wir ja hier.

Wie immer platzt ihr nach ein paar Minuten der Kragen und sie brüllt uns auf Deutsch an.

»Herrschaften, nun überlegt doch mal! Das haben wir alles schon einmal durchgenommen! Wie wollt ihr denn je im englischsprachigen Ausland zum Arzt gehen?«

Hoffentlich nie, denke ich.

Sie sieht empört aus. »Schlagt im Wörterbuch nach!«

In diesem Raum wird also doch deutsch geredet.

Ich kritzele eine kleine Sonne auf meinen Hefter. Mrs Kupfer und ihr Mund sind mir so was von egal! In sechs Wochen sind Ferien und ich werde mit Tanja und ihren Eltern nach Italien fahren. Sie haben da ein Ferienhaus, in dem wir schon letztes Jahr waren. Ob ich Francesco wiedersehen werde? Ich male ein F in die Sonne hinein.

»Marleen?«

Francesco sieht aus wie ein griechischer Gott.

»Marleen? Hättest du vielleicht die Güte, mir zu antworten?«

Mist! Mrs Kupfer steht vor mir, sie ist stinksauer.

Ich greife mir das Wörterbuch und fange an, hektisch darin herumzublättern.

Suffer heißt leiden oder dulden. Sore heißt schlimm, entzündet oder auch Wunde. An einer kalten Wunde leiden? Es ergibt keinen Sinn.

Ich hasse Englisch. Deshalb fahre ich auch nach Italien!

 

Zu Hause herrscht dicke Luft. Meine große Schwester Ella hat wieder irgendwas verzapft. Ich mache es mir in der Küche bequem, um das Drama live mitzuverfolgen. Da mich keiner beachtet, esse ich Nutella mit dem Löffel aus dem Glas.

»Aber ich liebe ihn!«, kreischt Ella gerade.

»Dass ich nicht lache«, erwidert meine Mutter. »Du bist sechzehn Jahre alt. Du hast dich auf deine Schule zu konzentrieren! Weißt du eigentlich, was hier drin steht?« Sie schwenkt kampfeslustig einen Brief hin und her.

Ella sagt nichts. Sie beißt sich auf die Lippe und zieht einen Ring an ihrer linken Hand an und ab.

»Was ist das denn?«, frage ich neugierig. Ella ignoriert mich, aber meine Mutter ist nur allzu bereit, mich einzuweihen.

»Deine alberne Schwester hat sich verlobt!«

»Etwa mit dem Riesenbaby?« Gelächter steigt in meiner Kehle auf. Sie ist gerade mal zwei Jahre älter als ich!

Ella fährt wütend zu mir herum. »Du sollst Guido nicht so nennen! Ich weiß nicht, warum alle in diesem Haus glauben, sie könnten sich über meine Gefühle lustig machen! Was geht es euch eigentlich an, ob ich mich verlobe oder nicht?«

»Solange du die Schule vernachlässigst, geht es mich sehr wohl etwas an! Deine Noten in Mathe und Physik sind seit Weihnachten in den Keller gerutscht! Von Englisch ganz zu schweigen!«

Meine Mutter klatscht den Brief auf den Küchentresen.

»Wenn du dich nicht zusammenreißt, fliegst du noch vom Gymnasium!«

Das Lachen bleibt mir im Hals stecken, denn auch ich habe schlechte Nachrichten in meiner Tasche. Schon wieder eine Fünf in Englisch, mit besten Grüßen von Mrs Kupfer â¦

»Futter nicht so viel!« Meine Mutter reißt mir das Nutella-Glas aus der Hand. Hat die Frau Augen am Hinterkopf?

Lautlos wie eine Siamkatze schleiche ich in mein Zimmer. Wenn meine Mutter solche schlechte Laune hat, ist es am besten, aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Ich höre meine Schwester im Nebenzimmer schluchzen. Dann redet sie offenbar in ihr Handy. An ihrem gezierten Kleinmädchenlachen erkenne ich, dass sie mit Guido, dem Riesenbaby, telefoniert. Er ist ein Jahr über ihr, in der elften Klasse, und hat ein rundes Vollmondgesicht, ohne auch nur den Schatten eines Bartwuchses. Er mag ja innere Werte haben, nur werde ich diese nie erfahren, da er nicht mit mir redet.

»Ella da?«, schnappt er mich nur an, wenn er mal an unserer Tür klingelt. Will sie etwa wirklich mit diesem Hampelmann ihr Leben verbringen? Und lauter mondgesichtige Babys in die Welt setzen? Na, mir soll es egal sein.

Ich werde eine Liste von den Dingen machen, die ich noch für Italien brauche. Unbedingt einen neuen Bikini und so eine große Sonnenbrille, wie sie jetzt jeder hat. Mit der vom letzten Jahr sehe ich aus wie eine Blinde.

Vor lauter Vorfreude spüre ich schon die warme italienische Sonne auf meinem Gesicht. Ich lege mich auf mein Bett und denke an Francesco, Gelato und Bella Italia.

 

Kaum kommt mein Vater nach Hause, redet meine Mutter auf ihn ein. Er soll ein »Machtwort« sprechen. Er soll dem Riesenbaby den Kontakt zu meiner Schwester verbieten. (Hier schreit Ella entsetzt auf.) Er soll mir Hausarrest erteilen, bis meine Noten besser werden. (Ich musste ihr leider die verpatzte Englischarbeit zeigen.) Er soll endlich seinen Beitrag zur Erziehung leisten, denn meine Mutter hat weiß Gott genug um die Ohren und keine Lust mehr, sich dauernd alleine mit diesen störrischen Weibsbildern auseinanderzusetzen. (Damit meint sie meine Schwester und mich.)

Mein Vater steht im Flur herum und schielt sehnsüchtig zum Wohnzimmertisch. Dort liegt seine Fernbedienung und wartet auf ihn.

»Tja«, sagt er schließlich. Mehr fällt ihm im Moment nicht ein.

Mutter stemmt die Hände in die Hüften.

»Vielleicht kann dir der Gerhard bei den Hausaufgaben helfen?«, sagt mein Vater schnell zu Ella.

»Guido!«, verbessert sie ihn verschnupft.

»Das fehlte noch!« Meine Mutter ist kurz vor dem Explodieren. »Dann können wir ja gleich eine Wiege in dein Arbeitszimmer stellen!«

Das wirkt. Vor nichts hat mein Vater mehr Angst als vor dem Altwerden. Der Gedanke, vorzeitig Großvater zu werden, schreckt ihn aus seiner Lethargie auf.

»Wir werden eine Lösung finden!«, verkündet er kraftlos. »Morgen«, sagt er noch leiser und verzieht sich zu seinem Fußballspiel, offensichtlich froh, diesem hormonellen Tollhaus zu entfliehen.

 

Am nächsten Tag muss er Überstunden machen und am Tag danach hat meine Mutter ihren Yogakurs. Dann kommt meine Tante Ilona zu Besuch und hält einen abendfüllenden Monolog über ihre unmögliche Chefin. So ist schließlich fast eine halbe Woche ins Land gegangen, bis mein Vater wieder auf das Thema zurückkommt.

Ella und ich haben schon gar nicht mehr daran gedacht. Ich zähle die Tage bis zu den Ferien und Ella schickt E-Mails und SMS-Nachrichten an das Riesenbaby, wenn sie nicht sowieso mit ihm zusammen ist und sich von ihm abknutschen lässt.

Meine Eltern sitzen im Wohnzimmer und blättern ein paar Schriftstücke durch. Sie sehen zufrieden aus. Haben sie einen Kredit genehmigt bekommen oder so was? Ich nehme mir ein paar Kartoffelchips aus der Schale vom Tisch und will gerade wieder verschwinden, als mein Vater sich räuspert.

»Marleen«, sagt er. »Wir haben etwas mit dir und deiner Schwester zu bereden.«

Er sieht ernst und entschlossen aus und mir schwant nichts Gutes. Neulich habe ich gehört, wie meine Mutter sich bei Ilona beklagt hat, dass mein Vater ihr mit seinem Fußballfimmel den letzten Nerv raubt.

»Wollt ihr euch scheiden lassen?«, frage ich mit dünner Stimme. Überrascht sehen sie sich an.

»Natürlich nicht, wie kommst du denn auf so was?«, sagt mein Vater. Mutter schüttelt entsetzt den Kopf und legt ihre Hand auf seinen Arm. Ich bin erleichtert, auch wenn ich es mir nicht anmerken lasse. Was aber will er dann von uns?

»Hol mal Ella!«, befiehlt er mir.

Achselzuckend gehe ich hinaus und hämmere an die Zimmertür meiner Schwester.

»Du sollst mal ins Wohnzimmer kommen!«, rufe ich.

»Muss das sein?«, ruft sie zurück. Sie flüstert etwas.

»Sag dem Riesenbaby, es soll auflegen!«, brülle ich und lausche auf ihre Reaktion.

»Kleine Schwester â¦ Scheusal â¦«, höre ich.

Grinsend gehe ich weg. Wie gut, dass ich die beiden Turteltäubchen im Sommer nicht um mich herum haben muss.

Ich setze mich in den Sessel im Wohnzimmer und nehme mir noch ein paar Chips. In zwanzig Minuten gibt es GZSZ, hoffentlich dauert das hier jetzt nicht so lange.

Ella kommt aus ihrem Zimmer stolziert wie ein Pfau und setzt sich mit einem Viertelhintern auf die Couch. Sie hat nicht vor, hier länger als nötig zu verharren. Um den Hals trägt sie ein kleines Tuch, und als sie sich nach vorn beugt, um sich ein paar Chips zu grapschen, sehen wir alle, was sie zu verbergen versucht. Zwei rote Flecke zieren ihren Hals. Das Riesenbaby als Vampir, ich glaube, ich muss kotzen!

»Mama und ich sind zu einer guten Lösung gekommen!«, sagt mein Vater ohne große Einleitung. »Eure Noten sind eine Katastrophe, besonders in Englisch. Bei Ella besteht sogar die Gefahr, dass sie von der Schule runtermuss.«

Meine Mutter nickt nach jedem Wort. Was haben sie vor? Ich sehe zu Ella, aber die kaut nur Chips und zieht Fussel von ihrer Hose.

»Außerdem«, fährt er fort, »verbringt uns Ella ein bisschen zu viel Zeit mit diesem â¦ äh â¦ Guido!« Fast sieht mein Vater erleichtert aus, dass er den Namen diesmal nicht verwechselt hat. Schadenfreude erfüllt mich. Werden sie ihr jetzt die...

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Autor

Ulrike Rylance, geboren 1968, studierte Anglistik und Germanistik in Leipzig und London. Sie arbeitete während des Studiums als Assistant Teacher in Wales und in Manchester. Nach dem Studium lebte sie zehn Jahre in London und arbeitete als Deutschlehrerin für Kinder und Erwachsene. 2001 zog sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern nach Seattle, USA. Mittlerweile hat sie zahlreiche Kinderbücher, Jugendkrimis und Frauenromane verfasst.