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Drei Weihnachtswunder für Lena Engel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am21.09.20221. Auflage
Von Zimtzicken und Zauberfeen: ein modernes Weihnachtsmärchen Lena Engel arbeitet in der IT-Branche und ist ein Workaholic. Freizeit, Freunde, Familie - keine Zeit. Und dann dieses lästige Weihnachtsfest! Muss das sein? Lieber durcharbeiten! Ihre Eltern und selbst ihr Freund haben längst resigniert. Da geschieht etwas Ungewöhnliches: Während eines Online-Meetings erscheint wie von Zauberhand ihre frühere beste Freundin und erinnert Lena an ihre Freundschaft und daran, dass sie sich längst mal melden wollte. Jetzt sei es leider zu spät. Lena erschrickt zutiefst. Durch zwei weitere magische Begegnungen werden ihr schließlich Augen und Herz geöffnet und sie erkennt, worauf es im Leben eigentlich ankommt. Wird Weihnachten für Lena und ihre neuen Freunde in letzter Minute doch noch ein Fest?

Ulrike Herwig wurde 1968 geboren und wuchs in Jena auf. Sie studierte Englisch und Deutsch und lebte fast zehn Jahre lang in London. 2001 zog sie mit ihrer Familie nach Seattle, USA, wo sie auch heute noch wohnt. Seit vielen Jahren schreibt sie unter verschiedenen Pseudonymen für Kinder und Erwachsene.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextVon Zimtzicken und Zauberfeen: ein modernes Weihnachtsmärchen Lena Engel arbeitet in der IT-Branche und ist ein Workaholic. Freizeit, Freunde, Familie - keine Zeit. Und dann dieses lästige Weihnachtsfest! Muss das sein? Lieber durcharbeiten! Ihre Eltern und selbst ihr Freund haben längst resigniert. Da geschieht etwas Ungewöhnliches: Während eines Online-Meetings erscheint wie von Zauberhand ihre frühere beste Freundin und erinnert Lena an ihre Freundschaft und daran, dass sie sich längst mal melden wollte. Jetzt sei es leider zu spät. Lena erschrickt zutiefst. Durch zwei weitere magische Begegnungen werden ihr schließlich Augen und Herz geöffnet und sie erkennt, worauf es im Leben eigentlich ankommt. Wird Weihnachten für Lena und ihre neuen Freunde in letzter Minute doch noch ein Fest?

Ulrike Herwig wurde 1968 geboren und wuchs in Jena auf. Sie studierte Englisch und Deutsch und lebte fast zehn Jahre lang in London. 2001 zog sie mit ihrer Familie nach Seattle, USA, wo sie auch heute noch wohnt. Seit vielen Jahren schreibt sie unter verschiedenen Pseudonymen für Kinder und Erwachsene.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423445764
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum21.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9147046
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Beinahe wäre sie mit einem Typen zusammengeprallt, der als Ratte verkleidet mit einer Sammelbüchse genau vor ihrer Haustür herumlief.

»Eine Spende fürs Tierheim, gute Leute«, rief er in der Manier eines mittelalterlichen Marktschreiers und breitete die Arme aus. »Unsere Tiere wollen auch ein frohes Fest erleben!« Weil er in seinem lächerlichen Kostüm offenbar nicht sah, wo er hinlief, rannte er blind auf Lena zu. Die wich in letzter Sekunde aus und trat prompt in einen Hundehaufen.

»Mann«, fluchte sie. »Pass doch auf.«

Der Typ drehte sich zu ihr um, sein übergroßer Plüschkopf mit den Nagezähnen wackelte. »Hey, du! Magst du Tiere?«

»Eher weniger.« Lena schob sich an ihm vorbei.

»Hey, trotzdem, wie wär s mit einer Spende?«

Also, der Kerl war irgendwie ganz besonders penetrant. »Tiere sind nicht so mein Ding«, gab sie zurück. »Und speziell Ratten hasse ich total.«

»Ich bin ein Hamster«, kam es beleidigt aus dem Kostüm. »Blöde Kuh.«

»Miez, miez!«, lallte in diesem Moment ein Mann, der mit einem Becher Glühwein in der Hand vom Weihnachtsmarkt herübergetorkelt kam. Er steuerte auf den Hamster zu. »Wills n Schluck?«

 

Es fing an, stärker zu regnen. Ein Radfahrer schlängelte sich ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Gehweg zwischen den Leuten hindurch, ein Auto fuhr durch eine große Pfütze am Straßenrand und Wasser spritzte gegen Lenas Beine. Sie sehnte sich bereits jetzt nach der Stille ihrer Dachwohnung zurück. Irgendwann sollte sie sich aufraffen und aufs Land ziehen, weit weg von allen Menschen. Ein Haus auf dem Land mit exzellentem High-Speed-Internet, das war alles, was sie im Leben brauchte. Ab und zu konnte ja eine Drohne von Amazon auf dem Dach landen und ihr Lebensmittel vorbeibringen. Und die nächsten Nachbarn durften gern in drei Kilometer Entfernung wohnen. Eine herrliche Vorstellung. Andererseits bestand dann natürlich die Gefahr, dass augenblicklich ihre Eltern anrücken würden. Bislang waren alle Versuche ihrer Eltern, sie zu besuchen, fehlgeschlagen, denn Lena schmetterte jeglichen zarten Vorstoß in diese Richtung umgehend ab. Die Wohnung war zu klein, die Gegend zu unsicher, so behauptete sie stets. Ob ihr Vater unbedingt von Taschendieben beklaut, ihre Mutter von rücksichtslosen Radfahrern auf dem Fußweg umgenietet, von Betrunkenen obszön beschimpft und von respektlosen Teenagern mit klebrigen Kaugummis beworfen werden wolle? Ihre Eltern würden mit dem rauen Umgangston in Lenas Viertel nicht klarkommen, so erklärte sie ihnen, denn die beiden wollten ja täglich spazieren gehen und mit den Nachbarn reden und fremde Hunde streicheln und mit der Bäckersfrau darüber schwatzen, wer in letzter Zeit alles gestorben war und was die künstliche Hüfte von Frau Bichel machte und was eigentlich links am Marktplatz gebaut wurde. In Lenas Viertel ging man nur vor die Tür, um Drogen zu besorgen oder seinen Pitbull auszuführen.An diesem Punkt knickten ihre Eltern dann immer ein, Gott sei Dank. Die Vorstellung, die beiden mehr als ein paar Stunden an der Backe zu haben, war für Lena vollkommen unerträglich. Und in einem Landhaus würden ihre Eltern sich unter Umständen den ganzen Sommer lang einnisten!

Außerdem gab es auf dem Land Tiere, fiel ihr ein. Sie hatte eben nicht gelogen, ihre Begeisterung für Tiere hielt sich schwer in Grenzen. Auf dem Land hatte jeder einen Hund oder gar Hühner, diese hinterlistigen Minisaurier mit den spitzen Schnäbeln und dem verschlagenen Blick. Außerdem rannten einem da nachts Wildschweine durch den Garten oder Füchse oder Marder. Oder Wölfe! Nein, in ihrer gemütlichen Wohnung war sie am besten aufgehoben. Lena blieb stehen, um die Straße zu überqueren. Direkt neben ihr erklang ein kleines Läuten, als ob jemand genau vor ihrem Ohr mit einem Glöckchen bimmelte. Also die Leute wurden doch immer dreister! Genervt fuhr sie herum. Aber da war niemand. Lena stand hier ganz allein. Sie blinzelte verwirrt.

 

Fröstelnd betrat sie den kleinen Supermarkt. Dunstige Wärme schlug ihr entgegen, Weihnachtsmelodien jaulten durch die Obstabteilung.

»Freude schenken!«, brüllte eine Stimme durch den Ladenlautsprecher. »Nur noch vier Tage bis zum Fest! Bei uns finden Sie alles, was Sie dafür brauchen! Leckeren Rotkohl im Glas jetzt nur eins neunundneunzig! Einen Weihnachtsbraten dazu? Küchenfertige Enten aus dem Tiefkühlregal für nur â¦«

»Verzeihung.« Jemand hatte Lena den Einkaufswagen in die Hacken gerammt, aber bevor sie reagieren konnte, war die Person schon abgedreht und steuerte zu den Teigwaren.

Lena rieb sich die schmerzende Wade, packte sich ein paar Tiefkühlpizzen in den Korb, fügte wahllos Kekse hinzu, außerdem Wein, Müsli, Tee und Kaffee. Und schließlich noch Äpfel und einen abgepackten Salat, der zwar ernährungstechnisch ihr schlechtes Gewissen für den Moment beruhigen, allerdings, wie alle Salate vor ihm, im Kühlschrank früher oder später den Schimmeltod sterben würde. Die Schlange beim Bezahlen war erwartungsgemäß endlos, die Leute in Eile und gestresst.

»Können Sie nicht noch eine zweite Kasse aufmachen?«, beschwerte sich jemand, woraufhin die Verkäuferin patzig zurückgab: »Hab ich vier Arme?«

»Frohes Fest, ihr guten Leute!«, rief eine Stimme, die Lena bekannt vorkam, und in der Tat, vor dem Eingang stand wieder dieser Hamster mit seiner blöden Sammelbüchse. Sie musste also noch einmal an ihm vorbei. In schätzungsweise sieben Jahren, wenn sie hier endlich bezahlt hatte.

Sie hätte doch zum Döner an der Ecke gehen sollen. Aber dann würde Yussuf dort sofort wissen wollen, warum sie nichts für Berat mitnahm und wo der überhaupt in letzter Zeit blieb. Und auf dieses Gespräch hatte Lena heute weniger als keine Lust, denn zwischen ihr und Berat herrschte seit zwei Tagen eisige Funkstille.

 

Kaum hatte sie den Supermarkt verlassen, huschte sie schnell an dem Hamster vorbei über die Straße, bevor er sie noch einmal anquatschte. Dort allerdings begann gleich der Weihnachtsmarkt und sie fand sich sofort inmitten einer zähen Menschenmenge wieder. Zahllose Menschen, vereinigt in ihrer Gier nach Bespaßung und Verköstigung, schoben sich schmatzend und futternd im Schneckentempo voran.

»Günti, weißer oder roter Glühwein?«, brüllte jemand direkt neben Lenas Ohr.

Sie versuchte zu überholen, wurde aber vom entgegenkommenden Pulk Weihnachtsmarktbesucher förmlich absorbiert, der sie wie eine Riesenkrake umschlang, sodass sie gegen ihren Willen vor einen Lebkuchenstand gedrängt wurde.

»Kleine Kostprobe?« Eine Verkäuferin mit dicker Pudelmütze hielt ihr ein Tablett entgegen. »Lebkuchen aus Leschenberg, die werden dort schon seit über hundert Jahren in der kleinen Traditionsbäckerei Hellmann hergestellt. Links die sind mit Pflaumenmus gefüllt, rechts mit Marzipan. Ganz lecker.«

»Kenn ich«, rutschte es Lena heraus. Besagte Bäckerei Hellmann in Leschenberg hatte schließlich auf ihrem Schulweg gelegen und war der erste Sehnsuchtsort ihres Lebens gewesen. Sofort bereute sie ihre Bemerkung, denn die Augen der Verkäuferin leuchteten auf.

»Ach, Sie kennen Leschenberg? Dann wissen Sie ja, was gut ist. Greifen Sie zu.«

Lena raffte wahllos zwei der kleinen Stückchen vom Tablett und stopfte sie in ihre Jackentasche. »Danke«, murmelte sie, ohne auf die Frage einzugehen. Bestimmt wollte sich diese Frau mit ihr unterhalten. Sie würde nachhaken, wie lange Lena in Leschenberg gewohnt hatte und ob sie die Familie Rundmichel kannte und ob Lena etwa mit den Engels vom Blumengeschäft am Markt verwandt war? Die Geduld, sich auf andere Menschen einzulassen, war Lena irgendwann in den letzten Jahren abhandengekommen. Und sie gab nicht gern zu viel aus ihrem Leben preis, das ging nie gut.

»Möchten Sie eine Packung mitnehmen?«, lockte die Verkäuferin.

»Vielleicht später.« Lena spürte, wie sich ihre Batterie immer schneller leerte, dieser ganze Vorweihnachtstrubel entzog ihr geradezu die Kraft. Der Geruch hier vernebelte einem das Gehirn, die Luft war von Glühwein geschwängert, alles war fett gebacken, süß und klebrig und es gab viel zu viele lärmende Menschen, es klingelte, bimmelte, brutzelte, funkelte und christkindelte an jeder Ecke. Und weder konnte man den Ton leiser drehen noch sich wegklicken.

»Aber nicht zu lange warten. Wir sind nur bis zum Dreiundzwanzigsten hier.«

Lena nickte kraftlos, dann schlüpfte sie durch eine Lücke im Gewühl, sprintete zur nächsten Ampel und atmete auf. Da drüben war der Dönerverkauf von Jussuf, wahrscheinlich der einzige Laden in der Gegend, in dem niemand sang, dass er froh und munter war und sich von Herzen freute. Allerdings hatte Jussuf als kleines Zugeständnis einen winzigen Tannenbaum in sein Schaufenster gestellt. Den erspähte Lena, als sie schnell checkte, ob sich Berat zufällig im Laden aufhielt. Nein, er war nicht zu sehen.

Ihre Hand glitt in die Jackentasche, dann hielt sie inne. Nein, sie würde Berat nicht anrufen. Sollte er doch den ersten Schritt machen, sie hatte schließlich allen Grund, auf ihn sauer zu sein. Hatte er ihr allen Ernstes vor zwei Tagen vorgeschlagen, mit ihm über Weihnachten in die Türkei zu fliegen. Und nicht mal ans Meer oder in ein romantisches Hotel - nein, zu seiner Familie. Zu seiner Großfamilie!

»Du machst dir eh nichts aus Weihnachten. Da können wir doch genauso gut wegfahren. Raus aus dem drögen deutschen Winter und ab in die Sonne Anatoliens. Meine Familie würde sich riesig freuen, dich kennenzulernen.«

Im ersten Moment hatte es ihr die Sprache verschlagen. »Ernsthaft?«, hatte sie endlich unter Hinzunahme...
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