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Dunkle Schatten über Steep House

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am05.05.2021
London, 1884: In den düsteren Straßen von Limehouse wird eine junge Frau angegriffen, direkt danach ereignet sich ein zweiter Vorfall mitten in einem überfüllten Café.   In der Gower Street 125, dem Büro von Londons wichtigstem Detektiv Sidney Grice und seiner Patentochter March Middleton herrscht unterdessen noch ungewohnter Frieden - bis die beiden auf den Fall angesetzt werden. Schnell ist klar: Ein Serientäter treibt sein Unwesen. Die Ermittlungen führen Sidney Grice und March Middleton bis in den Speisesaal eines preußischen Prinzen, in das dunkle Lokal eines armenischen Kriminellen und schließlich in die düsteren Ruinen eines alten Anwesens namens Steep House...

Martin R. C. Kasasian ist im englischen Lancashire aufgewachsen, hat in Fabriken und Restaurants gearbeitet, auf dem Rummelplatz, beim Tierarzt und als Zahnarzt, bevor er zu schreiben begann. Die Sommer verbringt er mit seiner Frau in Suffolk, im Winter leben die beiden auf Malta. Kasasians beliebte Gower Street-Reihe um Detektiv Sidney Grice erscheint bei Atlantik.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextLondon, 1884: In den düsteren Straßen von Limehouse wird eine junge Frau angegriffen, direkt danach ereignet sich ein zweiter Vorfall mitten in einem überfüllten Café.   In der Gower Street 125, dem Büro von Londons wichtigstem Detektiv Sidney Grice und seiner Patentochter March Middleton herrscht unterdessen noch ungewohnter Frieden - bis die beiden auf den Fall angesetzt werden. Schnell ist klar: Ein Serientäter treibt sein Unwesen. Die Ermittlungen führen Sidney Grice und March Middleton bis in den Speisesaal eines preußischen Prinzen, in das dunkle Lokal eines armenischen Kriminellen und schließlich in die düsteren Ruinen eines alten Anwesens namens Steep House...

Martin R. C. Kasasian ist im englischen Lancashire aufgewachsen, hat in Fabriken und Restaurants gearbeitet, auf dem Rummelplatz, beim Tierarzt und als Zahnarzt, bevor er zu schreiben begann. Die Sommer verbringt er mit seiner Frau in Suffolk, im Winter leben die beiden auf Malta. Kasasians beliebte Gower Street-Reihe um Detektiv Sidney Grice erscheint bei Atlantik.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455009927
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum05.05.2021
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5429389
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteWidmungEinleitung1 Das silberne Medaillon2 Tod unter den Toten3 Das Hockaday-Vermächtnis4 Das Mädchen auf der Brücke5 Der Sünde Lohn6 Das leere Haus7 Der Brief8 Das Empress Café9 Der Schrecken der Farne10 Gretna Green und Garibaldis11 Der hohle Schäfer12 Die Sintflut13 Türkische Zigaretten in der Gosling Lane14 Von Mäusen und Mollys15 Die Rückkehr des Ermittlers16 Der Blut weinende Pfau17 Die Höhle und das Pendel18 Verkleidungen und der Pseudologoliater19 Der Mord in der Style Street20 Die Straße der sieben Träume21 In die Höhle des Drachen22 Die Tote im Schlamm23 Der alte Mann aus der Great Titchfield Street24 Sergeant Crook und die Tippmamsell von Tilbury25 Der Axtmann aus Axminster26 Der König der Könige und die Sonne Afrikas27 Prinz Ulrich und der Untersuchungsrichter28 Der Atem der Engel29 Die Stiege zu den Sternen30 Das alte Kekslager31 Der sonderbare Fall des hustenden Hundes32 Der Hund vom Marylebone33 Der Nachtwächter und eineiige Zwillinge34 Der mexikanische Schneider35 Das Ehrenschwert36 Schmisse und Schweinigel37 Freundschaftsdienst und Dampfkraft38 Die tanzenden Nadeln39 Schlangen, Zähne und Luftschlösser40 Die Ruinen an der Abbey Road41 Der Eimer, die Fledermaus und das zerbrochene Glas42 Der Schrecken des Menschseins43 Absätze, Räder und Limonade44 Ein Inspektor kommt45 Das gebrochene Siegel46 GERUCHSNERVEN UND PEKINGREIS47 Die Stille von Gräbern48 Die Nachricht und der Straßenschläger49 Bettwanzen und die Gettysburg-Rede50 Die Macht der Missgunst51 Die Kathedrale des Irrsinns52 Der schwarze Prinz53 Der Schwarzwald54 Der Löwenanteil55 Die Katze, die Ratten und der Clown56 Harriet und die Jägerin57 Dulcie und das Vieh58 Das Auge des Drachen59 Die Gummilösung60 Die Seufzerbrücke61 Das verkrautete Erdreich62 Der Brand63 Die Bienen und die Schachtel64 Das Ende der Hoffnung65 Das Waschen von Wörtern66 Schritte auf der Treppe67 Die Eishäuser68 Die Fenster der Seele69 Die Einheit von vieren70 Der Silberfuchs71 Die Messerscheide in der Hand72 Tote und Verdammte73 Das Geheimnis und die Scham74 Die gemalten Sonnen75 Blut im Branntwein76 Schüsse aus der Hüfte77 Die Scharfrichterin78 Der Männerjäger79 Der Hoffnung Tod und tiefsteR Einschnitt80 Der Kopf des Windhunds81 Der Tod von Kapitän Bligh82 Das Geheimnis der fehlenden Glocken83 Lügen, Luzifer und die Leprakolonie84 Die Sklavin des Sultans und die griechische Göttin85 Dies, das und was vom anderen86 Zerschellen87 Blut auf dem Stahl88 Die Rangfolge des Todes89 Der Geheimniskrämer90 Die lichtlosen Gassen91 Mitten im Feuer92 Unter der Klinge93 Licht und Dunkel94 Versengtes Fleisch95 Der menschliche Makel96 Die Pforten der Hölle97 Die kalte Erde98 Das Herz des Sidney Grice99 Der Verstoßene100 Der Möhrchenprinz und die KlientinNachwortBiographienImpressummehr
Leseprobe

6 Das leere Haus

Freitag, 1. August 1884

Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Das Haus stand wohl schon seit langem leer. Dichter Staub lag auf den Spinnweben, die sich wie schwere Vorhänge quer über den Flur zogen und völlig unberührt schienen, bis Sidney Grice sie mit seinem Stock entzweihieb und hindurchschritt.

Ich wollte ihm gerade folgen, als er zwischen Türschwelle und Eingangsstufe plötzlich stehen blieb und mich mit ausgestrecktem Arm zurückhielt. »Sie haben mir versprochen, draußen zu warten.«

Eine graue Maus huschte vor meinen Füßen durch den Rinnstein. »Ich habe gewartet«, gemahnte ich ihn, »während Sie das Schloss geknackt haben.«

»Ich werde nicht zulassen, dass Sie sich in Gefahr begeben.«

»Aber Sie begeben sich doch selbst in Gefahr«, wandte ich ein. »Und Ihr Leben ist viel wertvoller als meines.«

An die Eitelkeit meines Vormunds zu appellieren, verfehlte nur selten seine Wirkung, und ich sah, wie mein Argument verfing und ihn ins Wanken brachte.

»Nichtsdestotrotz â¦« Er tippte an die Krempe seines weichen Filzhuts.

»Davon abgesehen, können Sie mich ja wohl unmöglich ohne männliche Begleitung hier draußen stehen lassen.« Ich schwenkte meinen geschlossenen Sonnenschirm in Richtung der verwahrlosten, von Unrat übersäten Straße. Sie war menschenleer, doch wir beide wussten, dass ich schon in weit übleren Gegenden unbegleitet unterwegs gewesen war. Mr G schnalzte mit der Zunge.

»Nun gut«, brummte er, während die Maus kehrtmachte und neben meinen Füßen über den Gehsteig trappelte. »Aber Sie bleiben dicht hinter mir und tun genau, was ich Ihnen sage.«

Die Maus stellte sich auf die Hinterbeine wie ein Hündchen, das um Leckerbissen bettelt.

»Wahrscheinlich und womöglich«, sagte ich in Erwiderung beider Anweisungen.

Ich fand noch ein paar Brotkrumen in meiner Manteltasche - Überbleibsel vom letzten Taubenfüttern - und verstreute sie auf dem Boden. Die Maus huschte davon.

Sidney Grice trat ein, und ich folgte ihm in eine unmöblierte schmale Diele ohne Teppich, welche neben einer Holztreppe verlief und an einer Milchglastür endete, die einen Spaltbreit offen stand. Alles war mit einer dicken Staubschicht überzogen, und die Luft roch schwer nach Muff und Moder. Die Wände wölbten sich nach innen, hie und da drückten sich Holzlatten durch den dünnen klammen Putz hindurch, auch die Decke war abgesackt und aufgeplatzt wie ein geborstenes Furunkel.

»Jemand hat den Hintereingang benutzt.« Ich wies auf die undeutlichen Abdrücke genagelter Schuhe, die erst in unsere Richtung führten, dann aber kehrtmachten und sich die Treppe emporwanden.

»Die Spuren sehen aus wie die des Mannes, den wir suchen.«

»Woran erkennen Sie das?« Auf mich wirkten sie recht unscheinbar.

»Sehen Sie, wie schief sie sind und infolge eines leichten Humpelns unscharf an den Rändern? Er ist furchtbar eitel und so stolz auf seine kleinen Füße, dass er sie in die engsten Stiefel zwängt, die er finden kann«, flüsterte Sidney Grice. »Wenigstens scheint er allein zu sein.«

Ich schloss die Haustür, und nur der trübe Schimmer, der durch die vernagelten Fenster drang, leuchtete uns den Weg.

»Haben Sie Ihren Revolver dabei?«, fragte ich.

Er klopfte auf seinen Ranzen. »Aber ich werde ihn nur herausholen, wenn es nötig ist. Ein Mann, der mit einer Waffe bedroht wird, neigt eher dazu, die seine zu benutzen.«

Ich bückte mich, um mir den Schuh zu binden. Mr G hielt inne.

»Die Hintertür ist noch immer offen. Ich kann den Luftzug spüren.« Zwar kam mir der gesamte Flur recht zugig vor, doch hatte ich mich längst damit abgefunden, dass die Sinne meines Vormunds ungleich wacher waren als meine eigenen. »Lauschen Sie.«

Wir standen da, ohne einen Mucks zu machen. »Ich höre überhaupt nichts.«

»Wann tun Sie das je?« Mr G wartete meine Antwort nicht ab. »In der Gasse hinter dem Haus steht ein Hansom. Wer auch immer gekommen ist, möchte äußerst eilig wieder fort und ist gewillt, für die Mietdroschke zu zahlen. An der Hauptstraße wäre es einfach, eine heranzuwinken.«

»Wollen wir hochgehen?«

Er nickte. »Gehen Sie hinter mir und halten Sie sich etwas am Rand. Dort knarren die Dielen weniger.«

Die Stufen wirkten noch immer recht stabil.

»Ein Wunder, dass man sie noch nicht herausgerissen und zu Brennholz verarbeitet hat«, wisperte ich.

»Die Anwohner würden das nie wagen. Sie wissen, wem diese Straße gehört«, entgegnete Sidney Grice. »Hören Sie auf zu quasseln.«

Wir erreichten den Kopf der Treppe, wo sich die Spuren teilten. Ihr Urheber musste im Flur auf und ab gegangen sein. Einige der Abdrücke führten nach links durch einen offenen Durchgang, die restlichen zur angelehnten Tür des Zimmers zu unserer Rechten und einer geschlossenen Tür am Ende des Ganges.

»Die offene?«, schlug ich vor, und wir schlichen darauf zu.

Wir blieben stehen, und Mr G deutete voraus. Ich gewahrte einen matten Schatten an der Wand, den Umriss eines sitzenden Mannes.

»Es wäre wenig ratsam, ihn zu überraschen.« Mr G räusperte sich. »Herrje«, dröhnte er, »ich könnte jetzt eine Tasse Tee vertragen.«

»Und ich erst«, tönte ich lautstark, während wir auf die Tür zuhielten. »Lassen Sie uns nachschauen, ob es hier nicht einen Kessel gibt.«

Obgleich ich wusste, dass er da war, fuhr ich zusammen, als ich den Mann sah, der dort im Zimmer saß und eine Pistole auf uns richtete.

»Guten Tag, Johnny«, sagte ich, mit bemüht fester Stimme.

Das Zimmer war leer und düster, bis auf ein fahles Rechteck, wo ein Fensterbrett aus seiner verrußten Verankerung gerissen worden war. Draußen dämmerte es bereits.

Johnny »das Walross« Wallace erhob sich räkelnd zu voller Größe, bis er uns um gut zehn, zwölf Zentimeter überragte, in der Höhe wie auch in der Breite. Seine Hosen waren knittrig, und auch seit seiner letzten Rasur schienen einige Tage vergangen.

»Sie beide«, stieß er schwer atmend hervor. Um seine geröteten wässrigen Augen lagen tiefe dunkle Ringe. »Dacht schon, es wär jemand, der mich umbringen will.«

Er neigte sich leicht nach rechts und stieg auf die linke Zehenspitze, um hinter uns in den Flur zu spähen.

»Oh, was nicht ist, kann ja noch werden«, versicherte ihm mein Vormund wohlgelaunt, »aber dann mit juristischen Mitteln.«

Johnny Wallace kicherte und sank zurück auf die Fersen. »Das können Sie vergessen.« Er lehnte sich zurück gegen die Wand. Weiße Leimfarbe rieselte auf die Schultern seiner geflickten grauen Jacke und den schwarzen tief sitzenden Hut mit der geschwungenen Krempe. »Sie haben nicht das Geringste gegen mich in der Hand, nicht die Spur von einem Beweis.«

»Das Walross« war keine Zierde von einem Mann. Seine Haut war schlaff und pockennarbig, die Nase schief und knubblig. Seine oberen Zähne standen so weit vor, dass er den Mund nie schließen konnte, und von seinen Mundwinkeln zogen sich gerötete Streifen herab, wo ihm der Speichel in die Falten um das Kinn rann.

Sidney Grice tat einen Schritt auf ihn zu. »Ich bin untröstlich, Wallace â¦«

»Ich werd Ihnen meinen Anwalt auf n Hals hetzen«, drohte Johnny und schwenkte mahnend den Lauf seiner Pistole. »Sie können nich einfach herkommen und mich belästigen â¦«

»â¦ eine beachtliche Schlussfolgerung«, ergänzte mein Vormund aalglatt. Johnny Wallace verstummte und kratzte sich unter den Achseln. »Hä?«, war alles, was er hervorbrachte.

»Denn ich beabsichtige, Ihnen keine Ruhe zu lassen, bis Sie wieder im Old Bailey sitzen«, erklärte Mr G.

Johnny »das Walross« sog schlürfend Speichel ein. »Hör n Se - mit dem Mädel, da hatt ich nichts mit zu schaffen.«

»Miss Hockaday hat Sie wiedererkannt«, erinnerte ich ihn, »als wir mit ihr und ihrem Bruder zurück zum Waldringham Hotel gefahren sind.«

Johnny Wallace blieb völlig ungerührt. »Ich hab ihr nur den Weg gezeigt«, beteuerte er. »Das hab ich nie bestritten. Der Barnaby â¦«

»Der was?«, stieß ich dazwischen.

»Der Richter. Barnaby Rudge/Judge«, übersetzte Mr G den Cockney-Reimslang.

»Der Kerl mit dem ganzen Plunder auf der Rübe.« Johnny fuhr sich durch seinen schlecht geschnittenen orangeroten Schopf.

»Ich weiß, was ein Richter ist«, sagte ich unwirsch.

»Na, der meinte, da gäb s gar keinen Fall, den wo er verhandeln kann«, endete Wallace süffisant. »Weiß eh nich, was der ganze Zirkus sollte. Hatt s wahrscheinlich drauf angelegt, die Kleine, und gekriegt, was sie wollte.«

»Du widerwärtige Kröte.« Ohne nachzudenken, machte ich einen Schritt nach vorn, und Johnny »das Walross« schwenkte die Mündung auf mich.

»He, keine Dummheiten!«

»Ich werde Ihnen nichts tun«, hauchte ich und wünschte doch, dass ich es könnte. »Noch nicht.«

»Sie?« Johnny Wallace streckte die Brust heraus. »Na, Sie sin ja nich mal groß genug, um ner Fliege â¦«

»Grundgütiger«, platzte Sidney Grice heraus. »Sin? Nich? Ner? Sie sind ja noch schlimmer als mein Hausmädchen, und das ist wirklich katastrophal. Wann lernen Sie endlich, in vollständigen Wörtern zu sprechen, Mann?«

»Sie sind nicht«, verbesserte Johnny Wallace sich, »kaum groß genug, um â¦«

»Nein, nein, nein«, fiel Mr G ihm erneut ins Wort und stiefelte dabei...
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Martin R. C. Kasasian ist im englischen Lancashire aufgewachsen, hat in Fabriken und Restaurants gearbeitet, auf dem Rummelplatz, beim Tierarzt und als Zahnarzt, bevor er zu schreiben begann. Die Sommer verbringt er mit seiner Frau in Suffolk, im Winter leben die beiden auf Malta. Kasasians beliebte Gower Street-Reihe um Detektiv Sidney Grice erscheint bei Atlantik.