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Wohin das Meer uns trägt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am26.05.20221. Auflage
Für einen kurzen Abstecher ist kein Umweg zu weit ... Großer Lesegenuss: Drei liebenswerte Figuren und ein klappriger Bücherbus auf einer Fahrt entlang der malerischen dänischen Ostseeküste Der junge Bibliothekar Henrik ist entsetzt: Ausgerechnet er, der mit Büchern so viel besser zurechtkommt als mit Menschen, wird dazu verdonnert, mit dem klapperigen Bücherbus die süddänische Ostseeküste entlangzufahren. Als wäre das nicht genug, soll er auch noch die verdächtig stille Praktikantin Elina beaufsichtigen, die Sozialstunden ableisten muss. Als sich dann auch noch die 90-jährige deutsche Urlauberin Else als blinde Passagierin in den Bücherbus einschleicht und auf die nahegelegene Insel Alsen gefahren werden möchte, gerät die Reise vollends außer Kontrolle - und zu einem liebenswerten wie atmosphärischen Roadtrip entlang sandiger Buchten und hyggeliger Dörfer. Warmherziger Roadtrip mit einem Bus voll Bücher in die dänisch-deutsche Vergangenheit. Die deutsche Autorin Tabea Petersen lebt seit Jahren in Dänemark und hat sich in die süddänische Ostseeküste mit ihren grünen Hügeln, sonnigen Buchten und hyggeligen Dörfern verliebt. Eine Gegend, die gerade bei deutschen Urlaubern sehr beliebt ist. Auch weil hier eine große deutschsprachige Minderheit lebt, oftmals Nachkommen von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein eher unbekannter Aspekt deutsch-dänischer Geschichte, der lebendig wird, wenn die 90-jährige Else in den klapprigen Bücherbus steigt ... Für Fans von Katharina Herzog und Dänemark

Tabea Petersen wurde 1979 in Halle an der Saale geboren. Nach dem Abitur siedelte sie nach Dänemark über und absolvierte dort eine Ausbildung zur Diplom Kultur- und Sprachmittlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Graasten, nahe der dänisch-deutschen Grenze. Sowohl ihrer alten als auch ihrer neuen Heimat ist sie innig verbunden. Seit 2010 veröffentlicht sie Romane und Kurzgeschichten.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextFür einen kurzen Abstecher ist kein Umweg zu weit ... Großer Lesegenuss: Drei liebenswerte Figuren und ein klappriger Bücherbus auf einer Fahrt entlang der malerischen dänischen Ostseeküste Der junge Bibliothekar Henrik ist entsetzt: Ausgerechnet er, der mit Büchern so viel besser zurechtkommt als mit Menschen, wird dazu verdonnert, mit dem klapperigen Bücherbus die süddänische Ostseeküste entlangzufahren. Als wäre das nicht genug, soll er auch noch die verdächtig stille Praktikantin Elina beaufsichtigen, die Sozialstunden ableisten muss. Als sich dann auch noch die 90-jährige deutsche Urlauberin Else als blinde Passagierin in den Bücherbus einschleicht und auf die nahegelegene Insel Alsen gefahren werden möchte, gerät die Reise vollends außer Kontrolle - und zu einem liebenswerten wie atmosphärischen Roadtrip entlang sandiger Buchten und hyggeliger Dörfer. Warmherziger Roadtrip mit einem Bus voll Bücher in die dänisch-deutsche Vergangenheit. Die deutsche Autorin Tabea Petersen lebt seit Jahren in Dänemark und hat sich in die süddänische Ostseeküste mit ihren grünen Hügeln, sonnigen Buchten und hyggeligen Dörfern verliebt. Eine Gegend, die gerade bei deutschen Urlaubern sehr beliebt ist. Auch weil hier eine große deutschsprachige Minderheit lebt, oftmals Nachkommen von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein eher unbekannter Aspekt deutsch-dänischer Geschichte, der lebendig wird, wenn die 90-jährige Else in den klapprigen Bücherbus steigt ... Für Fans von Katharina Herzog und Dänemark

Tabea Petersen wurde 1979 in Halle an der Saale geboren. Nach dem Abitur siedelte sie nach Dänemark über und absolvierte dort eine Ausbildung zur Diplom Kultur- und Sprachmittlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Graasten, nahe der dänisch-deutschen Grenze. Sowohl ihrer alten als auch ihrer neuen Heimat ist sie innig verbunden. Seit 2010 veröffentlicht sie Romane und Kurzgeschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492601177
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8126413
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Elina
Juni 2019

Die Kleinstadtstraße erstreckte sich wie ein schnurgerades, grau-grün-rotes Band: Vorgarten an Vorgarten, Haus an Haus aus rotem oder gelbem Backstein. Ab und an fuhr ein Auto vorbei, sonst war alles menschenleer. Es war ein sonniger, warmer Junimorgen, und zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Elina sicher die frühe Stunde genutzt, um sich die Gärten anzuschauen. Ihr gefielen die dänischen Vorgärten mit ihren sauber gestutzten Hecken, Staudenbeeten und Korkenzieherweiden darin. Manche Hausbesitzer hissten sogar an sorgfältig gestrichenen weißen Fahnenmasten Tag für Tag den rot-weißen Dannebrog, die dänische Flagge. Die Häuser strahlten Zufriedenheit aus, fand Elina, und manchmal malte sie sich aus, wie es wäre, selbst in einem solchen Häuschen zu leben. Das gelang ihr allerdings nur, solange keiner der tatsächlichen Eigentümer in Sicht war. Heute jedoch hatte sie keinen Blick für die Schönheit des Frühsommermorgens. Sie hatte die Kapuze ihres schwarzen Hoodies tief in die Stirn gezogen und die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ab und an blieb sie stehen und kontrollierte die Uhrzeit auf ihrem Handy, bevor sie weiterhastete. Eigentlich hatte sie genug Zeit, um die eineinhalb Kilometer vom Studentenwohnheim am Ingemannsvej bis in die Innenstadt von Sønderborg auch in Ruhe zurückzulegen. Trotzdem brachte Elina es nicht fertig, ihre Schritte zu verlangsamen. Seit sie vor ein paar Tagen die Nachricht mit dem offiziellen Logo des Jobcenters in ihrem elektronischen Postfach gesehen hatte, lauerte die Panik am Rande ihres Bewusstseins - bereit zuzuschlagen. Genau genommen war die Angst für Elina nie weit entfernt, war ihr unsichtbarer Begleiter, solange sie zurückdenken konnte. Auf den Termin beim Jobcenter hatte sie sich so gut vorbereitet, wie es eben möglich war. Anstatt ihrem ersten Impuls zu folgen und die Nachricht ungelesen zu löschen, hatte sie sich dazu gezwungen, den Bescheid sorgfältig zu lesen. Hatte sicherheitshalber die Adresse im Internet nachgeschlagen, um die Entfernung auf den Meter genau zu berechnen. Sogar das Online-Formular für ihren Lebenslauf hatte sie im Voraus ausgefüllt. Viel war ohnehin nicht einzutragen gewesen: Elina Jansen, geboren 1999, Staatsbürgerschaft dänisch, Ausbildung: abgeschlossene 10. Klasse an der dänischen Minderheitenschule in Flensburg - immerhin. Sprachkenntnisse: Deutsch und Dänisch. Welche davon ihre Muttersprache war, konnte Elina selbst nicht sagen. Früher war das ganz auf die Laune ihrer Mutter angekommen: War diese nüchtern und mit sich und der Welt zerfallen gewesen, hatte sie dänische Flüche und wüste Beschuldigungen gegen alles und jeden vor sich hin gemurmelt. Manchmal hatte sie auch gebrüllt. War sie dagegen bierseliger Laune gewesen, hatte sie deutsche Schlager oder 80er-Jahre-Gassenhauer geträllert: »Ich will Spaß, ich will Spaß!« Die Mutter war seit beinahe einem Jahr tot. Dennoch spürte Elina noch immer jedes Mal die bittere Galle im Hals hochsteigen, wenn sie einen der alten Deutschrock-Hits im Radio hörte, und dänische Flüche waren ihr allemal lieber als deutsche Schlager. Was ihr die Dame im Jobcenter in einer knappen Stunde auf Dänisch zu erzählen hatte, würde ihr dagegen ganz und gar nicht schmecken, das wusste Elina jetzt schon. Beim Gedanken daran begann ihr Herz noch stärker zu hämmern, der Mund wurde trocken, und in ihrem Magen rumorte es. Inzwischen rannte sie, obwohl ihr das Atemholen schwerfiel. Ihr Hals brannte bis hinunter in die Lunge, aber sie hielt erst inne, als eine rote Fußgängerampel sie zum Stehenbleiben zwang. Auf der anderen Straßenseite ragte die Fassade des mehrstöckigen Einkaufszentrums wie eine bedrohliche grau-weiße Festung auf. Diese Art von Beton-und-Glas-Bauten, von denen es leider selbst in der dänischen Provinz inzwischen einige gab, war Elina aus tiefster Seele zuwider, und ausgerechnet hier im Obergeschoss befand sich das Jobcenter. Das Gymnasium auf der anderen Straßenseite dagegen war ein roter Backsteinbau unter vielen, und früher einmal hatte Elina es sehr gemocht. Die Schüler, die während der Pausen auf der breiten, von alten Bäumen überschatteten Freitreppe vor dem Eingang saßen, schwatzten, lachten und aßen, waren ihr glücklich vorgekommen. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als eine von ihnen zu sein. Heute jedoch kam ihr auch dieses Gebäude düster und streng vor. Der fröhliche Lärm, den die Jugendlichen veranstalteten, wirkte wie blanker Hohn. Elina lief über die Straße, noch bevor die Ampel grünes Licht zeigte.

Sie betrat das Einkaufszentrum durch die kleine Seitentür, die es ihr ersparte, die riesige gläserne Drehtür benutzen zu müssen. So früh am Morgen war hier nicht viel los, die meisten Geschäfte waren noch mit metallenen Rollläden verschlossen. Das Neonlicht, das sich in dem blanken Marmorfußboden spiegelte, ließ dennoch das altbekannte Schwindelgefühl in Elina aufsteigen, und das Rumoren in ihrem Magen wurde stärker. Sie musste unbedingt als Erstes zur Toilette. Die war im ersten Stock, das Jobcenter im zweiten. Krampfhaft klammerte Elina sich am Geländer der Rolltreppe fest, während sie nach oben fuhr. Als Kind hatte sie Albträume von Rolltreppen gehabt. In ihren Träumen war sie stets mit dem Fuß am Absatz der obersten Stufe hängen geblieben, war langsam und unbarmherzig in das mahlende Getriebe der Treppe eingesogen worden. Sie hatte um Hilfe geschrien, aber die Menschen um sie herum waren gesichtslos und stumm geblieben, hatten sich weiter und weiter von ihr entfernt, bis es dunkel geworden war um sie herum und sie schweißgebadet erwacht war.

Ihr Verstand wusste natürlich längst, dass das Unsinn war, doch ihr Körper sprach eine andere Sprache. Mit zitternden Knien stürzte sie in die erstbeste freie Toilettenkabine und ließ sich auf den Sitz fallen.

Später schob sie widerwillig die Kapuze zurück und betrachtete sich in dem riesigen Spiegel über der Waschbeckenreihe: Ein schmales, spitzes Gesicht schaute unter einer Masse kurzer dunkler Haare hervor, und ein Paar blauer Augen wurde halb von zottigen Ponyfransen verdeckt. An Hals, Wangen und Stirn hoben sich hektisch rote Flecken von der blassen Haut ab. Sie sah genauso elend aus, wie sie sich fühlte - aber das war wohl nicht zu ändern. Elina spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und schob die feuchten Ponysträhnen aus der Stirn. Die Jobcenter-Leute waren sicher schlimmere Anblicke gewöhnt.

Irgendwie überstand Elina auch die Fahrt mit dem gläsernen Fahrstuhl in den zweiten Stock. Die Böden des Jobcenters waren mit dünnem grauem Linoleum ausgelegt. Unbarmherzig hart hallte jeder Schritt darauf wider. An den strahlend weißen Wänden hingen hier und da farbenfrohe Kunstdrucke von Landschaften, die wohl dazu gedacht waren, die strenge Atmosphäre etwas aufzulockern. Auf Elina hatten sie den gegenteiligen Effekt, sie wirkten so grell, dass es förmlich in den Augen schmerzte. Die schwarzen Plastikstühle im Warteraum waren genauso unbequem, wie Stühle in öffentlichen Gebäuden anscheinend per Naturgesetz zu sein hatten. Elina hockte mit gesenktem Blick da und versuchte, die anderen Wartenden zu ignorieren. Sie hob den Kopf erst, als ihr Name aufgerufen wurde. Die Dame, die ihr jetzt die Hand entgegenstreckte, wirkte wie der Inbegriff von Effektivität und Tüchtigkeit. Alles an ihr schien energisch zu sein: von der gepflegten, aber kräftigen Hand, die Elina mit klammen Fingerspitzen leicht berührte - nur gerade so, dass der Höflichkeit Genüge getan war -, über die schlanken Beine, die in schwarzen Pumps endeten, hin zu der überdimensionalen dunklen Hornbrille und dem sorgfältig gestylten blonden Kurzhaarschnitt. Bürodamenbrille und Bürodamenfrisur. Das Namensschild, das die Dame an ihrer leopardengemusterten Bluse trug, glänzte natürlich wie frisch poliert: Ulla Ottosen. Abteilungsleiterin, Team Jugendliche, stand darauf.

Abteilungsleiterin, auch das noch, dachte Elina. Anscheinend hielt...
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Autor

Tabea Petersen wurde 1979 in Halle an der Saale geboren. Nach dem Abitur siedelte sie nach Dänemark über und absolvierte dort eine Ausbildung zur Diplom Kultur- und Sprachmittlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Graasten, nahe der dänisch-deutschen Grenze. Sowohl ihrer alten als auch ihrer neuen Heimat ist sie innig verbunden. Seit 2010 veröffentlicht sie Romane und Kurzgeschichten.