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Marlene

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.09.20161. Auflage
München 1944: Erschüttert steht Marlene vor dem ausgebombten Haus am Prinzregentenplatz. Ihre Freundin Deborah und deren kleinen Bruder Wolfgang wähnt sie tot. Doch das kann ihre Entschlossenheit zum Widerstand nicht brechen. Todesmutig stürzt sie sich in den unheilvollen Strudel des Krieges, immer wieder riskiert sie ihr Leben und wird zu einer der meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Sie schließt ungewöhnliche Freundschaften und lernt einen ganz besonderen Mann kennen. Einen Mann, dem das eigene Leben nichts gilt, der aber alles für die Kinder tut, die er unter seinen Schutz gestellt hat. Bald sieht sich Marlene vor der größten Entscheidung ihres Lebens: Sie erhält die Chance, den Verlauf des Krieges zu ändern, vielleicht Millionen Menschen zu retten. Doch dafür müsste der Mann, den sie liebt, sterben ...

Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer »Honigtot-Saga«, der »Seelenfischer«- und »Schmetterlinge«-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr Roman »Heimat ist ein Sehnsuchtsort« ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextMünchen 1944: Erschüttert steht Marlene vor dem ausgebombten Haus am Prinzregentenplatz. Ihre Freundin Deborah und deren kleinen Bruder Wolfgang wähnt sie tot. Doch das kann ihre Entschlossenheit zum Widerstand nicht brechen. Todesmutig stürzt sie sich in den unheilvollen Strudel des Krieges, immer wieder riskiert sie ihr Leben und wird zu einer der meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Sie schließt ungewöhnliche Freundschaften und lernt einen ganz besonderen Mann kennen. Einen Mann, dem das eigene Leben nichts gilt, der aber alles für die Kinder tut, die er unter seinen Schutz gestellt hat. Bald sieht sich Marlene vor der größten Entscheidung ihres Lebens: Sie erhält die Chance, den Verlauf des Krieges zu ändern, vielleicht Millionen Menschen zu retten. Doch dafür müsste der Mann, den sie liebt, sterben ...

Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer »Honigtot-Saga«, der »Seelenfischer«- und »Schmetterlinge«-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr Roman »Heimat ist ein Sehnsuchtsort« ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492973502
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1860890
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Krakau-Kazimierz, Dezember 2012

»Bist du wach?«

Marlene fuhr auf. Vor ihrem Schreibtisch stand Oliwia mit der Tagespostmappe. Sie hatte sie nicht hereinkommen hören, obwohl der alte Holzfußboden knarzte wie ein verwundeter Baum. Sie benötigte einige Sekunden, um sich wieder in der Gegenwart zurechtzufinden. Seit sie an ihrer Biografie schrieb, geschah es ihr häufiger, dass alles um sie herum versank. Eigentlich hatte sie nur ganz kurz ihre Augen schließen wollen, um ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen.

»Oliwia, du bist s«, sagte sie, als wäre sie darüber erleichtert. Sie ordnete mechanisch ihr silbernes Haar. Ihre locker hochgesteckte Frisur erweckte ein wenig den Eindruck, als hätte sie keine Zeit zum Kämmen gehabt, gleichzeitig verlieh sie ihr etwas Mädchenhaftes. »Ich war sowieso fertig.« Sie nahm einen Füller, setzte ihren Namen unter ein Dokument und klappte die Unterschriftenmappe zu, die ihr Oliwia am Morgen bereitgelegt hatte. »Das war s. Den Rest hebe ich mir für den Nachmittag auf.« Sie nahm die Brille ab, die sie an einer Kette am Hals trug, und massierte ihre Nasenwurzel.

»Vielleicht noch das hier«, erwiderte Oliwia, nahm ein Blatt aus einem Umschlag und reichte es ihr.

Marlene, die ohne ihre Brille die Buchstaben nur wie verschwommene Raupen wahrnahm, sah zu ihr auf. »Oliwia, du bist eine Sklaventreiberin! Gönnst du einer alten Frau denn nicht mal eine kleine Pause?«

»Selber schuld. Du hast mich dafür eingestellt, dass ich Ordnung in dein Chaos bringe«, erwiderte diese ungerührt.

»Chaos, welches Chaos?«, brummte Marlene. »Und was zum Teufel soll das sein?« Sie setzte ihre Brille wieder auf. »Eine Interviewanfrage vom deutschen Zeitspiegel? Schon wieder?«, wunderte sie sich.

»Die letzte ist laut meiner Liste fast drei Jahre her.«

»Weiß ich doch. Ich ging bloß davon aus, dass ich die nach dem damaligen Eklat endlich los wäre.«

»Ja, ich habe deinen geharnischten Brief an die Chefredaktion noch gut präsent. Du wurdest falsch zitiert, oder?«

»Nicht nur das. Allein schon der Titel: Die letzte Diva! Was soll denn das aussagen? Erst stellen sie mir Fragen zur Tagespolitik, und wenn ihnen meine Antworten nicht gefallen, dann lassen sie sie entweder weg, oder sie schälen Sätze aus dem Kontext. Für die bin ich eine Kassandra. Bah«, Marlene winkte ab, »es ist überall das Gleiche, die sind inzwischen so politically correct weichgespült, dass denen die Daunen aus dem Hintern kommen. Das steht mir bis zum Hals. Jeder plappert nur noch nach, was gerade politisch opportun ist; kein Mensch scheint mehr an der Wahrheit interessiert zu sein. Weißt du noch, wie die mich zerrissen haben, als meine Heiratsurkunde aufgetaucht ist? Niemand hat sich für die Hintergründe der Hochzeit interessiert. Hauptsache, die hatten ihre fette Schlagzeile. Nazibraut, das haben sie mich geschimpft.«

»Nicht aufregen, denk an deinen Blutdruck«, erwiderte Oliwia wie jemand, der sich ähnliche Litaneien schon des Öfteren hatte anhören müssen.

»Aha!«, rief Marlene und schwenkte das Blatt nach der Lektüre kampfeslustig. »Daher weht also der Wind! Die haben mitgekriegt, dass ich an meiner Biografie arbeite. Jede Wette, dass Jolantas Enkelin ihnen das gesteckt hat! Diese kleine, gierige Kapitalistin â¦ Hör dir mal diese hinterlistige Frage an, da wollen sie mich wieder bei meinen feministischen Eiern packen: Könnten Sie sich auch vorstellen, einen Roman nur aus der Sicht eines Mannes zu schreiben?«

Oliwia verkniff sich ein Schmunzeln. Freilich wusste sie, dass Marlene mit ihrer blutjungen Agentin haderte, die sie nur Jolantas Enkelin nannte. Jolanta Uptenhoff war fast sechzig Jahre Marlenes Künstleragentin gewesen, und nach ihrem Tod vor nunmehr sechs Jahren hatte ihre Enkelin Severine die Geschäfte übernommen. Sie war Jahrgang 1984, und Marlene nahm es ihr bis heute übel, dass sie von ihr zwangsdigitalisiert worden war, wie sie es nannte. Ihre alte Weggefährtin Jolanta hatte das meiste buchstäblich noch handschriftlich abgewickelt, was, im Nachhinein betrachtet, eine Meisterleistung gewesen war. Jolanta hatte über ein unglaubliches Gedächtnis verfügt. Unvergesslich war Oliwia auch Marlenes Reaktion, als sie, am zweiten Tag nach der Machtübernahme Severines - eine weitere von Marlenes Spitzen -, ihr neu installiertes Tastentelefon entdeckt hatte. »Was ist das?«, hatte sie Severine mit einer Stimme gefragt, als würde sich in der Mitte des Ozeans ein Seebeben anbahnen.

»Damit sparst du eine Menge Zeit, alle wichtigen Nummern sind mit Kurzwahl eingespeichert. Du musst nur noch auf den Knopf mit der 1 drücken, und schon hast du mich am Apparat.« Severine versprühte das Selbstbewusstsein junger Leute, die glauben, die Zukunft sei eine Angelegenheit, die sie wie Wachs formen könnten. Für ihre Generation war die Unberechenbarkeit des Schicksals noch eine zu vernachlässigende Variable.

»Soso. Ich muss also nur noch einen Knopf drücken, um Zeit zu sparen?« Oliwia ahnte, was sich da gerade zusammenbraute, gleich würde der Tsunami über Severine hinwegfegen. Um ja nicht loszuprusten, presste sie die Lippen fest zusammen. Da musste die junge Frau alleine durch. Auch sie selbst hatte schon einige Marlen sche Unwetter erlebt.

»Was wäre, Severine«, begann Marlene immer noch gefährlich ruhig, »wenn ich keine Zeit sparen will? Wenn ich sie auskosten will, mit allen Sinnen? Die Zeit ist derart schnelllebig geworden, alles muss hoppladihopp gehen, los, los, spart Zeit. Ja, wofür denn? Damit man in der gesparten Zeit noch mehr Zeit sparen kann? Wann halten wir noch inne, wann holen wir Atem? Wir sind so rasant geworden, wir überholen uns ja noch selbst! Und vergessen dabei völlig, was Leben bedeutet. Ich will keine Kurzwahl, ich will ruhig und gemütlich wählen. Also weg mit dem Ding!« Marlene hatte das Telefon gepackt und vehement die Kabel herausgerissen. »Hier, nimm dein zeitsparendes Ungeheuer wieder mit. Und jetzt gib mir mein altes Telefon zurück!«

»Aber ich habe es schon entsorgt«, wandte Severine tapfer ein.

»Du hast was?« Marlene hatte sich halb erhoben. »Dann schlage ich vor, dass du entweder ganz tief im Müll gräbst oder mir heute noch genau das gleiche Modell besorgst.«

»Aber eines mit Wählscheibe ist doch kaum mehr zu bekommen.« Severine klang schon weniger schwungvoll.

»Wenn das so ist, solltest du dich gleich auf die Suche machen, nicht wahr?«

Es war ursprünglich auch auf Severines Vorschlag zurückzuführen, dass Oliwia Marlene als Privatsekretärin unterstützen könnte. Schließlich wohnte sie im selben Haus und verfügte über eine grenzenlose Geduld - eine Eigenschaft, die bei Marlene unbedingt erforderlich war. Der Zeitpunkt hätte nicht idealer gewählt sein können, da ihre Tochter Klaudia gerade eingeschult worden war. »Vielleicht solltest du dir wirklich einen Facebook-Account zulegen oder einen Blog? Dann könntest du alles schreiben, was du möchtest. Deine Sicht der Dinge«, schlug Oliwia Marlene nun vor.

»Ich und online?« Marlene spuckte das Wort fast aus. »Damit man mich ausspionieren kann? Niemals! Wie oft wurde meine Stiftung, seit wir online gegangen sind, schon von diesen Cyberfaschisten angegriffen? Einmal sogar alle Dateien gelöscht? Hätte ich nicht Jolantas Karteikarten aufgehoben, hätten wir nicht einmal mehr die Adressen gehabt! Nein danke. Ich schreibe meine Biografie, und die kommt sowieso ins Netz, mit diesem elektrischen Buch. Sagt Jolantas Enkelin. Soll mir recht sein. Dann hört man mir vielleicht zu. Diese Welt ist ein verrückter Ort geworden, vielleicht noch verrückter als damals. Damals wusste man wenigstens, wer der Feind war. Heute wechseln die Allianzen ständig nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Heute ist es der, morgen jener, und übermorgen ist wieder alles auf Anfang. Da kann einem ja schwindelig werden von diesem Bäumchen-wechsel-dich-Spiel. Die fahren die Welt mit Anlauf in den Abgrund, und wieder sehen alle weg. Das ist die gleiche Appeasementpolitik, die wir vor achtzig Jahren schon einmal hatten. Ich sehe das mit Grausen. Aber Hauptsache, die weltweite Rüstungsindustrie floriert und die Panzer rollen.« Marlene hatte sich in Rage geredet, sie wusste es selbst. Ihre Hand tastete nach der Kette um ihren Hals und auf ihrem betörenden alten Gesicht erschien ein wehmütiger Ausdruck, als würde sie sich an etwas lange Zurückliegendes erinnern, das ihr gleichzeitig Furcht und Hoffnung einflößte. Sie lehnte sich zurück und überließ sich kurz ihrer Erschöpfung, die weniger ihrem hohen Alter als vielmehr ihrer Sorge um die Zukunft der Menschheit entsprang. Mehr zu sich selbst sagte sie: »Manchmal frage ich mich, wofür wir damals gekämpft haben.«

Oliwia schloss nun selbst für eine Sekunde die Augen. Ihre Chefin hatte in letzter Zeit öfters solche Anwandlungen, in denen sie sich in ihre Sorge um die Welt hineinsteigerte. Manchmal überkam Oliwia der Verdacht, dass sie Vergangenheit und Gegenwart vermengte. Sie musste sie wieder einfangen und kam auf die Interviewanfrage zurück. »Und? Könntest du dir vorstellen, einen Roman nur aus der Sicht von Männern zu schreiben?«

»Bloß nicht!« Marlene straffte sich, und ein sehr wacher Blick traf Oliwia aus leuchtend blauen Augen. »Aber ich könnte mir vorstellen, einen aus der Sicht von Gott zu schreiben. Der erste Satz würde lauten: Seit ich den Menschen erschaffen habe, frage ich mich, welcher Teufel mich damals geritten hat.«

»Ja, vielleicht hätte mein Namensvetter die Arche...
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Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer »Honigtot-Saga«, der »Seelenfischer«- und »Schmetterlinge«-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr Roman »Heimat ist ein Sehnsuchtsort« ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.