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Haltet euer Herz bereit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.06.2010
Die DDR als aufwühlende Familiengeschichte
Die Familie von Maxim Leo war wie eine kleine DDR. In ihr konzentrierte sich vieles, was in diesem Land einmal wichtig war: Die Hoffnung und der Glaube der Gründerväter. Die Enttäuschung und das Lavieren ihrer Kinder, die den Traum vom Sozialismus nicht einfach so teilen wollten. Und die Erleichterung der Enkel, als es endlich vorbei war.
In dieser Familie wurden im Kleinen die Kämpfe ausgetragen, die im Großen nicht stattfinden durften. Hier traf die Ideologie mit dem Leben zusammen. Denn die Überzeugungen waren stark und sie wurden geprägt von einer starken Persönlichkeit, Großvater Leo: Résistance-Kämpfer, Spion, Journalist und Gründervater des antifaschistischen Staates. Widerspruch war entweder zwecklos oder führte zu Zerwürfnissen. Maxims kritischer Vater Wolf, ein radikaler Künstler und Freigeist, liebt Gerhards Tochter Anne trotz ihrer Staatstreue. Und Sohn Maxim steht dazwischen und muss einsehen, dass es gegen »revolutionäre« Eltern kein jugendliches Aufbegehren geben kann. Bis es das Land, das sie aufgebaut und für das sie gekämpft hatten, plötzlich nicht mehr gab und ihr Lebenssinn - im Guten wie im Schlechten - verschwand.
Maxim Leo erzählt anhand seiner Familie, was die DDR zusammenhielt und was sie schließlich zerstörte.

Maxim Leo, geboren 1970 in Berlin, war lange Jahre Reporter bei der Berliner Zeitung. Für seine Familiengeschichte Haltet euer Herz bereit erhielt er den Europäischen Buchpreis.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie DDR als aufwühlende Familiengeschichte
Die Familie von Maxim Leo war wie eine kleine DDR. In ihr konzentrierte sich vieles, was in diesem Land einmal wichtig war: Die Hoffnung und der Glaube der Gründerväter. Die Enttäuschung und das Lavieren ihrer Kinder, die den Traum vom Sozialismus nicht einfach so teilen wollten. Und die Erleichterung der Enkel, als es endlich vorbei war.
In dieser Familie wurden im Kleinen die Kämpfe ausgetragen, die im Großen nicht stattfinden durften. Hier traf die Ideologie mit dem Leben zusammen. Denn die Überzeugungen waren stark und sie wurden geprägt von einer starken Persönlichkeit, Großvater Leo: Résistance-Kämpfer, Spion, Journalist und Gründervater des antifaschistischen Staates. Widerspruch war entweder zwecklos oder führte zu Zerwürfnissen. Maxims kritischer Vater Wolf, ein radikaler Künstler und Freigeist, liebt Gerhards Tochter Anne trotz ihrer Staatstreue. Und Sohn Maxim steht dazwischen und muss einsehen, dass es gegen »revolutionäre« Eltern kein jugendliches Aufbegehren geben kann. Bis es das Land, das sie aufgebaut und für das sie gekämpft hatten, plötzlich nicht mehr gab und ihr Lebenssinn - im Guten wie im Schlechten - verschwand.
Maxim Leo erzählt anhand seiner Familie, was die DDR zusammenhielt und was sie schließlich zerstörte.

Maxim Leo, geboren 1970 in Berlin, war lange Jahre Reporter bei der Berliner Zeitung. Für seine Familiengeschichte Haltet euer Herz bereit erhielt er den Europäischen Buchpreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641027865
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum25.06.2010
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1438084
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
"20. Begleiter (S. 173-174)

Im Mai 1978 kann Anne nicht mehr. Sie verlässt die Zeitungsredaktion. An der Humboldt-Universität bewirbt sie sich um eine Stelle als Doktorandin. Die historische Forschung erscheint ihr wie ein geschützter Bereich. Heute sagt sie, es sei eine Flucht aus der Realität gewesen. Ihr Arbeitsthema ist die Geschichte der spanischen Gewerkschaftsbewegung. Sie hat sich das Thema nicht ausgesucht, aber es scheint ihr unverfänglich genug zu sein. Sie will keinen Ärger mehr haben.

Anne arbeitet in der Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus. Irgendwann bestellt sie dort ein Buch, von dem die Bibliothekarin sagt, es sei nur mit einer Sondergenehmigung auszuleihen. Anne erfährt, dass es eine ganze Abteilung in der Bibliothek gibt, in der Werke stehen, die in der DDR verboten sind. Die Professorin, die Anne betreut, besorgt die Genehmigung, und an einem Winternachmittag des Jahres 1979 darf Anne zum ersten Mal den »Giftraum« betreten, in dem die gefährlichen Bücher katalogisiert sind.

Zu ihrer Überraschung stammen die verbotenen Werke nicht etwa von bürgerlichen Historikern, sondern ausnahmslos von linken Abweichlern. Die gesamte trotzkistische Literatur ist hier versammelt, dazu die Werke der von der Partei als »Euro-Kommunisten«, als »Versöhnler« und »Revisionisten« verschrienen Theoretiker der Arbeiterbewegung. Es sind die Bücher, vor denen die Partei am meisten Angst hat, die sie am vehementesten bekämpft. Diese geheime Bibliothek ist eine Art Grabkammer der Verräter.

Wer einmal Zugang zum »Giftraum« hat, der darf dort bestellen, was er will. Es wird nicht überprüft, ob die ausgeliehenen Schriften im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Projekt stehen, an dem der Besteller arbeitet. Anne ordert, was sie kriegen kann. Bücher von Renegaten, von Abtrünnigen, von denen sie bis dahin nur die Namen kannte, liegen plötzlich vor ihr auf dem Tisch. Und weil sie mit ihrer Doktorarbeit sowieso viel zu schnell vorankommt, wie ihre Kollegen finden, nutzt sie die Zeit, um sich mit dem verbotenen Wissen vollzustopfen. Sie liest Trotzki, Bucharin und Solschenizyn.

Ein ganzer Kosmos an Ideen und Gedanken öffnet sich ihr. Sie findet Fragen, die sie sich selbst schon oft gestellt hat, und Antworten, die ihr die Sprache verschlagen, weil sie so anders sind als die, mit denen sie groß geworden ist. Sie begreift, dass die Gewissheiten und Glaubenssätze, mit denen sie es bis dahin zu tun hatte, nur eine mögliche Interpretation des Marxismus-Leninismus sind. Dass es unendlich verschiedene Möglichkeiten gibt, den Sozialismus zu denken. Die verfemten Theoretiker, die ihre Gedanken oft mit dem Leben bezahlen mussten, erscheinen ihr viel ehrlicher und mutiger als die Ideologen des real existierenden Sozialismus.

Bei ihnen ist der Sozialismus nicht die Diktatur einer Partei, sondern die traumhafte Vision einer neuen Gesellschaft, in der Freiheit und Sozialismus kein Widerspruch sind. Mit jedem Buch, das sie liest, wächst ihre Überzeugung, dass die DDR den Sozialismus eigentlich verhindert, dass sie ihn verrät und pervertiert. Für Anne ist das erleichternd und belastend zugleich, weil sie nun zwar weiß, dass sie an die richtige Sache glaubt, aber leider im falschen Land lebt. Anne weiß, dass es auch in ihrer Familie einen Verfemten gibt, einen, den die offizielle Geschichtsschreibung der DDR als »rechten Verräter« brandmarkt."
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Kritik
"Statt Weh- und Anklagen authentische Erinnerungen an Leben in der DDR: unkonventionell und facettenreich."mehr