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Das Souvenir des Mörders - Inspector Rebus 8

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.12.2012
In den Sechzigern versetzte ein brutaler Frauenmörder namens »Bible John« Schottland in Angst und Schrecken. Er wurde nie gefasst. Nun mordet ein neuer Killer nach demselben Muster. Für die Medien ist er »Johnny Bible«, für die Polizei ist er ein Albtraum. Inspector Rebus, der aufgrund seiner unkonventionellen Ermittlungsmethoden von dem Fall abgezogen wurde, soll eigentlich in Aberdeen dem gewaltsamen Tod eines Ölarbeiters nachgehen. Doch lange kann er die Finger nicht von der spektakulären Mordserie lassen. Was niemand ahnt: Nicht nur die Polizei jagt den geheimnisvollen Killer. Auch der alte Bible John hat seinen »unwürdigen« Nachahmer ins Visier genommen ...

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn den Sechzigern versetzte ein brutaler Frauenmörder namens »Bible John« Schottland in Angst und Schrecken. Er wurde nie gefasst. Nun mordet ein neuer Killer nach demselben Muster. Für die Medien ist er »Johnny Bible«, für die Polizei ist er ein Albtraum. Inspector Rebus, der aufgrund seiner unkonventionellen Ermittlungsmethoden von dem Fall abgezogen wurde, soll eigentlich in Aberdeen dem gewaltsamen Tod eines Ölarbeiters nachgehen. Doch lange kann er die Finger nicht von der spektakulären Mordserie lassen. Was niemand ahnt: Nicht nur die Polizei jagt den geheimnisvollen Killer. Auch der alte Bible John hat seinen »unwürdigen« Nachahmer ins Visier genommen ...

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641102333
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum21.12.2012
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1231755
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

»Erzählen Sie mir noch einmal, warum Sie sie getötet haben.«

»Hab ich doch gesagt, das ist einfach dieser Drang.«

Rebus sah in seinen Notizen nach. »Das Wort, das Sie benutzt hatten, war Zwang .«

Der auf dem Stuhl zusammengesackte Mann nickte. Er verströmte einen üblen Geruch. »Drang, Zwang, is doch alles eins.«

»Ach ja?« Rebus drückte seine Zigarette aus. Der Blechaschenbecher war so voll, dass ein paar Stummel auf den Metalltisch kullerten. »Reden wir mal vom ersten Opfer.«

Der Mann, der ihm gegenübersaß, stöhnte. Er hieß William Crawford Shand, genannt »Craw«. Er war vierzig Jahre alt, ledig und hauste allein in einer Sozialwohnung in Craigmillar. Er war seit sechs Jahren arbeitslos. Er fuhr sich mit zitternden Fingern durch das dunkle, fettige Haar, fand und bedeckte eine große kahle Stelle auf seinem Scheitel.

»Das erste Opfer«, sagte Rebus. »Erzählen Sie s uns.«

»Uns«, weil sich noch ein anderer CID-Beamter in der »Keksdose«, dem Verhörraum, befand. Er hieß Maclay, und Rebus kannte ihn nicht besonders gut. Er kannte niemanden in Craigmillar besonders gut - noch nicht. Maclay stand mit dem Rücken zur Wand, die Arme verschränkt, die Augen zu Schlitzen verengt. Er sah wie eine ausgeschaltete Maschine aus.

»Ich hab sie erwürgt.«

»Womit?«

» m Stück Seil.«

»Wo hatten Sie das Seil her?«

»Hab ich in irgendei m Laden gekauft, weiß nich mehr, wo.«

Drei Herzschläge Pause. »Was haben Sie dann getan?«

»Wie sie tot war?« Shand ruckelte auf dem Stuhl ein wenig hin und her. »Ich hab sie ausgezogen und bin mit ihr intim geworden.«

»Mit einer Leiche?«

»Sie war noch warm.«

Rebus stand auf. Das Scharren seines Stuhls auf dem Fußboden schien Shand nervös zu machen. Gehörte nicht viel dazu.

»Wo haben Sie sie getötet?«

»In einem Park.«

»Und wo war dieser Park?«

»In der Nähe von wo sie wohnte.«

»Und das war wo?«

»Polmuir Road, Aberdeen.«

»Und was hatten Sie in Aberdeen zu tun, Mr. Shand?«

Er zuckte die Achseln und fuhr mit den Fingern die Tischkante entlang, auf der er Spuren von Schweiß und Fett hinterließ.

»Das würde ich lieber lassen«, sagte Rebus. »Die Kanten sind scharf, Sie könnten sich schneiden.«

Maclay schnaubte. Rebus machte ein paar Schritte auf ihn zu und starrte ihn an. Maclay nickte kurz. Rebus kehrte zum Tisch zurück.

»Beschreiben Sie den Park.« Er lehnte sich gegen die Tischkante, holte sich eine weitere Zigarette heraus und zündete sie an.

»Das war einfach so n Park. Sie wissen schon, Bäume und Rasen, ein Kinderspielplatz.«

»War das Tor geschlossen?«

»Was?«

»Es war spätnachts, war das Tor geschlossen?«

»Weiß ich nich mehr.«

»Sie wissen s nicht mehr.« Pause: zwei Herzschläge. »Wo hatten Sie sie kennen gelernt?«

Schnell: »In ner Disco.«

»Sie sehen nicht aus wie der typische Discogänger, Mr. Shand.« Ein weiteres Schnauben seitens der Maschine. »Beschreiben Sie mir das Lokal.«

Shand zuckte wieder die Achseln. »Wie so ne Disco eben aussieht: dunkel, flackernde Beleuchtung, ein Tresen.«

»Und Opfer Nummer zwei?«

»Selbe Prozedur.« Shands Augen waren dunkel, sein Gesicht ausgezehrt. Aber trotz allem fing er an, sich zu amüsieren, wieder in seine Geschichte reinzukommen. »Hab sie in ner Disco kennen gelernt, hab angeboten, sie nach Haus zu begleiten, hab sie umgebracht und sie gefickt.«

»Also keine Intimitäten diesmal. Haben Sie ein Andenken mitgenommen?«

»Hä?«

Rebus schnippte Asche auf den Fußboden, einiges davon landete auf seinen Schuhen. »Haben Sie irgendetwas vom Tatort mitgenommen?«

Shand dachte nach, schüttelte den Kopf.

»Und wo genau war das?«

»Warriston-Friedhof.«

»In der Nähe ihrer Wohnung?«

»Sie wohnte in Inverleith Row.«

»Womit haben Sie sie erdrosselt?«

»Mit dem Stück Seil.«

»Demselben Stück?« Shand nickte. »Was haben Sie damit gemacht? Es ständig in der Hosentasche mit sich rumgetragen?«

»Genau.«

»Haben Sie es jetzt auch bei sich?«

»Ich hab s weggeschmissen.«

»Sie machen es uns nicht leicht, was?« Shand wand sich vor Vergnügen. Vier Schläge. »Und das dritte Opfer?«

»Glasgow«, sagte Shand. »Kelvingrove Park. Sie hieß Judith Cairns. Sie meinte, ich sollte sie Ju-Ju nennen. Ich hab sie genauso erledigt wie die anderen.« Er lehnte sich im Stuhl zurück, rutschte ein Stück höher und verschränkte die Arme. Rebus streckte eine Hand aus und legte sie ihm wie ein Gesundbeter auf die Stirn. Dann drückte er, nicht besonders fest. Aber er stieß auf keinerlei Widerstand. Shand und Stuhl kippten hintenüber auf den Boden. Jetzt kniete Rebus vor dem Mann und zerrte ihn am Hemd hoch.

»Sie sind ein Lügner!«, zischte er. »Was Sie wissen, haben Sie direkt aus den Zeitungen, und was Sie sich selbst ausdenken mussten, war der letzte Schrott!« Er ließ ihn los und stand auf. Seine Hände waren von Shands Hemd ganz feucht geworden.

»Ich lüge nicht«, beteuerte Shand, noch immer am Boden. »Das is die reine Wahrheit!«

Rebus drückte die zur Hälfte gerauchte Zigarette aus. Weitere Stummel kullerten aus dem Aschenbecher. Rebus hob einen auf und schnippte ihn auf Shand.

»Stellen Sie mich denn nicht unter Anklage?«

»Und ob wir das tun! Wegen Vergeudung unserer Zeit. Dafür wandern Sie für ein Weilchen nach Saughton, mit einem Arschficker als Zellengenossen.«

»Normalerweise lassen wir ihn einfach laufen«, sagte Maclay.

»Stecken Sie ihn in eine Zelle«, befahl Rebus und ging aus dem Zimmer.

»Aber ich bin s!«, beharrte Shand, noch während Maclay ihn vom Boden hochzog. »Ich bin Johnny Bible! Ich bin Johnny Bible!«

»Da träumst du von, Craw«, sagte Maclay und brachte ihn mit einem Fausthieb zum Schweigen.

 


Rebus musste sich die Hände waschen, sich etwas Wasser ins Gesicht spritzen. Zwei von der Trachtengruppe vertrieben sich auf der Toilette etwas Zeit mit einer Geschichte und einer Zigarette. Als Rebus hereinkam, hörten sie auf zu lachen.

»Sir«, fragte der eine, »wen hatten Sie in der Keksdose?«

»Noch so n Komiker«, sagte Rebus.

»Von denen wimmelt s hier«, kommentierte der zweite Constable. Rebus wusste nicht, ob er das Revier meinte, Craigmillar selbst oder die Stadt als Ganzes. Nicht dass es auf dem Polizeirevier Craigmillar viel zu lachen gegeben hätte. Es war der aufreibendste Posten in ganz Edinburgh; Beamte taten dort maximal zwei Jahre Dienst, länger hielt das keiner aus. Craigmillar war so ziemlich das härteste Viertel, das man in der schottischen Hauptstadt finden konnte, und das Revier trug seinen Spitznamen - Fort Apache, Bronx - völlig zu Recht. Es lag am Ende einer Sackgasse hinter einer Reihe von Läden: ein niedriges, abweisendes Gebäude, hinter dem noch abweisendere Mietskasernen in die Höhe ragten. Seine Lage am Ende einer Sackgasse bedeutete, dass eine feindselige Menge es problemlos von der Außenwelt abschneiden konnte, und tatsächlich hatte das Revier schon mehrmals den Belagerungszustand erlebt. Ja, Craigmillar war schon ein heißes Pflaster.

Rebus wusste, warum er hier war. Er war ein paar Leuten auf die Füße getreten, wichtigen Leuten. Sie hatten ihn nicht endgültig abservieren können, also schickten sie ihn stattdessen ins Fegefeuer. Die Hölle konnte das nicht sein, da er wusste, dass es nicht ewig währen würde. Nennen wir es also eine Buße. Im Schreiben, das ihm seine Versetzung mitteilte, stand, er würde einen Kollegen vertreten, der im Krankenhaus lag. Es hatte außerdem geheißen, er werde die Schließung der alten Craigmillar-Wache beaufsichtigen. Alles wurde zusammengepackt und in ein nahe gelegenes brandneues Gebäude geschafft. Die Wache war schon jetzt ein einziges Durcheinander von Umzugskartons und leergeplünderten Schränken. Die Beamten rissen sich nicht gerade ein Bein aus, um laufende Fälle zu lösen. Ebenso wenig hatten sie sich ein Bein ausgerissen, um Detective Inspector John Rebus einen freundlichen Empfang zu bereiten. Man kam sich eher vor wie in einem Krankenhaus als wie auf einem Polizeirevier, und die Patienten schienen bis an die Kiemen mit Beruhigungsmitteln abgefüllt zu sein.

Er schlenderte in den CID-Raum - den »Schuppen« - zurück. Unterwegs kam er an Maclay und Shand vorbei, der, während er zum Zellentrakt geschleift wurde, lautstark seine Schuld beteuerte.

»Ich bin Johnny Bible! Kacke, verdammte, ich bin s!«

Da träumst du von.

Es war einundzwanzig Uhr an einem Dienstag im Juni, und der einzige andere Mensch im »Schuppen« war Detective Sergeant »Dod« Bain. Er sah kurz von seiner Lektüre auf - Offbeat, dem amtlichen Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgebiete Lothian und Borders -, und Rebus schüttelte den Kopf.

»Hatte ich mir schon gedacht«, sagte Bain und blätterte um. »Craw ist berüchtigt dafür, dass er sich immer selbst beschuldigt, deswegen habe ich ihn Ihnen überlassen.«

»Sie haben so viel Herz wie eine Büroklammer.«

»Aber ich bin auch genauso auf Draht. Vergessen Sie das nicht.«

Rebus setzte sich an seinen Schreibtisch und überlegte, ob er jetzt den Vernehmungsbericht schreiben sollte. Ein weiterer Witzbold, weitere vergeudete Zeit. Und Johnny Bible war weiterhin auf freiem Fuß.

Zuerst hatte es Bible John gegeben, der Glasgow in den späten Sechzigern in Angst und Schrecken versetzt hatte. Ein gut gekleideter junger Mann mit...

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Kritik
"Ian Rankin, der Balzac Schottlands, macht seine Sache mit jedem Buch ein bißchen besser. Und blutiger."mehr

Autor

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.