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Der Game Master - Gegen die Spielregeln

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.01.2016
Michael hat das Geheimnis des Cyber-Terroristen Kaine gelüftet - doch das ist erst der Anfang des Albtraums. Denn Kaine ist ein mutierter Tangent, ein Computerprogramm, das sich zu einem hochintelligenten Wesen mit eigenem Willen entwickelt hat. Und Kaine will nur eines: Die Alleinherrschaft über das VirtNet und die reale Welt! Für Michael und die VirtNet-Security beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, denn die Machtübernahme ist bereits im Gange ...

James Dashner ist in Georgia aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Utah. Schon in frühen Jahren wollte Dashner Schriftsteller werden, arbeitete aber zunächst im Finanzwesen, bevor er sich vollständig dem Schreiben zuwandte und mit seinen Jugendbüchern in den USA die Bestsellerlisten stürmte, u.a. mit der Mazerunner-Trilogie.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextMichael hat das Geheimnis des Cyber-Terroristen Kaine gelüftet - doch das ist erst der Anfang des Albtraums. Denn Kaine ist ein mutierter Tangent, ein Computerprogramm, das sich zu einem hochintelligenten Wesen mit eigenem Willen entwickelt hat. Und Kaine will nur eines: Die Alleinherrschaft über das VirtNet und die reale Welt! Für Michael und die VirtNet-Security beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, denn die Machtübernahme ist bereits im Gange ...

James Dashner ist in Georgia aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Utah. Schon in frühen Jahren wollte Dashner Schriftsteller werden, arbeitete aber zunächst im Finanzwesen, bevor er sich vollständig dem Schreiben zuwandte und mit seinen Jugendbüchern in den USA die Bestsellerlisten stürmte, u.a. mit der Mazerunner-Trilogie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641140021
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum11.01.2016
Reihen-Nr.2
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1705084
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Fremd im fremden Zuhause

1

Michael war nicht er selbst.

Ein Fremder im Bett eines Fremden, der zu einer Decke hinaufstarrte, die er vor ein paar Stunden zum ersten Mal gesehen hatte. Eine furchtbare Nacht lag hinter ihm: Völlig verwirrt und von Übelkeit geplagt hatte er stundenlang in diesem unbekannten Zimmer, in diesem fremden Bett gelegen, traurig, zutiefst erschüttert, und war nur hin und wieder in einen kurzen, unruhigen, von Albträumen geplagten Schlaf gefallen. Sein Leben war buchstäblich aus den Fugen geraten, und er konnte keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Schon allein diese ungewohnte Umgebung war eine ständige entsetzliche und erbarmungslose Erinnerung an sein neues Leben. Angst züngelte durch jede einzelne seiner Adern.

Und seine Familie � Was war aus seiner Familie geworden? Jedes Mal, wenn er an seine Eltern dachte, sackte er noch mehr in sich zusammen.

Der erste Schimmer der Morgendämmerung stahl sich durch die Jalousien, bedrückende, bleiche Lichtstreifen. Still und dunkel stand der Coffin neben dem Bett, so unheilvoll wie ein echter Sarg, den man einem kalten, feuchten Grab entrissen hatte. Er sah es fast bildlich vor sich: eine verrottende, halb geborstene Holzkiste, aus der menschliche Überreste quollen. Und was war mit all den anderen Sachen hier in diesem Zimmer? Waren sie überhaupt ⦠real? Schon das Wort real war ihm irgendwie fremd geworden, er verstand einfach nicht mehr, was es bedeutete. Es war, als sei ihm der Boden unter den Füßen weggerissen, als sei ihm sein ganzes Wissen über die Welt aus dem Gehirn gelöscht worden.

Verstand, Bewusstsein ⦠Sein Gehirn konnte nichts mehr erfassen.

Sein ⦠Gehirn?

Beinahe hätte er laut aufgelacht, aber das Lachen erstarb ihm in der Kehle.

Sein Gehirn? Tatsächlich besaß Michael ein physisches, wirkliches Gehirn erst seit zwölf Stunden. Also gerade mal einen halben Tag, wie ihm jetzt bewusst wurde. Sein Magen verkrampfte sich.

Konnte das wahr sein? Und überhaupt: Was war wahr?

Alles, was er wusste, war das Ergebnis künstlicher Intelligenz. Fabrizierte Daten, erfundene Erinnerungen. Programmierte Technologie. Ein von anderen kreiertes, künstliches Leben. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen - und jeder Punkt, der ihm in den Sinn kam, war noch schlimmer als der vorangegangene. An ihm war nichts echt, und doch war er nun hier, war durch das VirtNet und dieses entsetzliche Mortality Dogma in dieses Zimmer hier verpflanzt worden, in dem er nichts zu suchen hatte.

Und er selbst war in ein menschliches Wesen verwandelt worden. In einen lebendigen, atmenden, fühlenden Organismus. Mit einem gestohlenen Leben. Um etwas zu werden, das er nicht einmal ansatzweise begriff. Die Welt, die er kannte, war zerschmettert, vernichtet worden. Total.

Dabei war er nicht einmal sicher, ob er das überhaupt glauben sollte. Soweit er wusste, konnte er genauso gut auch nur in ein anderes Programm versetzt worden sein, von einem virtuellen Leben in ein anderes virtuelles Leben. Oder auf ein anderes Level von Lifeblood Deep. Wie sollte, wie konnte er jemals wieder darauf vertrauen, was er für real oder nicht real hielt? Eine Ungewissheit, die ihm fast den Verstand raubte.

Er wälzte sich herum und schrie in sein Kissen. Sein Kopf - sein fremder, unbekannter, gestohlener Kopf - schmerzte von den tausend Gedanken, die in seinem Gehirn pochten und tobten, und ein jeder davon kämpfte um Aufmerksamkeit. Kämpfte darum, wahrgenommen, verarbeitet, verstanden, begriffen zu werden. Und der Schmerz unterschied sich nicht einmal von dem Schmerz, den er als Tangent verspürt hatte. Was ihn nur noch mehr verwirrte. Er konnte einfach nicht akzeptieren, was er erst seit zwölf Stunden wusste: dass er bis gestern Abend nichts als ein Programm gewesen war, ein programmiertes Nichts, bestehend aus einer langen Reihe von Ziffern, Buchstaben, Sonderzeichen, aus denen er, der Tangent Michael, errechnet worden war. Genau: Ich bin nur das Ergebnis einer Rechenoperation, dachte er und lachte bitter auf. Die Kopfschmerzen wurden immer stärker, breiteten sich immer weiter aus, als würden sie jeden Augenblick seinen Kopf und seine Kehle spalten.

Er schrie erneut auf, aber auch das half nichts. Schließlich zwang er sich, die Beine über die Bettkante zu schwingen und sich aufzusetzen. Seine Füße berührten den nackten, kalten Holzboden, was ihn wieder daran erinnerte, dass er sich hier auf fremdem Territorium befand. In jener Wohnung, die er sein ganzes Leben lang sein Zuhause genannt hatte, hatten dicke Teppiche den Boden bedeckt, und sie hatten sich wärmer, sicherer und angenehmer angefühlt als diese Holzdielen. Nicht hart und rau. Er wollte mit Helga, Haushälterin und sein ehemaliges Kindermädchen, reden. Er brauchte seine Eltern.

Bei diesen Gedanken drehte er fast durch. Er hatte versucht, ihnen auszuweichen, sie hinter die tausend anderen Gedanken zu verdrängen, die ihm durch den Kopf wirbelten - aber sie ließen sich nicht vertreiben. Sie überragten alle anderen und forderten Beachtung.

Helga. Seine Eltern.

Wenn das stimmte, was Kaine behauptet hatte, dann waren sie genauso synthetisch, wie es Michaels programmierte Fingernägel gewesen waren. Sogar wie alle seine Erinnerungen. Er würde wohl nie erfahren, welche Erinnerungen von Beginn an in seinen künstlichen Verstand hineinprogrammiert worden waren und welche aus seinen eigenen Erfahrungen in der codierten Welt von Lifeblood Deep stammten. Er wusste nicht mal, wie lange er schon existierte, kannte sein wahres Alter nicht. Vielleicht war er zwei Monate alt oder drei Jahre oder hundert.

Seine Eltern. Helga. Vielleicht waren sie Fakes. Oder verschwunden. Oder tot. Vielleicht hatte es sie überhaupt nie gegeben. Nichts davon ergab einen Sinn.

Sorgen und Angst legten sich wie eine Klammer um seine Brust, Trauer überwältigte ihn. Er ließ sich wieder aufs Bett zurückfallen, drehte sich zur Wand und zog das Kissen über den Kopf. Zum ersten Mal in seinem Leben weinte er als wirkliches menschliches Wesen. Aber die Tränen brannten genauso in den Augen und schmeckten genauso salzig wie die, die er als Tangent vergossen hatte.

2

Der Augenblick abgrundtiefer Trauer verging schneller als erwartet. Gerade als er dachte, dass ihn die Verzweiflung voll und ganz verschlingen würde, wich sie zurück. Vielleicht hatten seine Tränen diese Erleichterung bewirkt. In seinem Tangent-Leben hatte er selten geweint, wahrscheinlich seit seiner Kindheit nicht mehr. Er war einfach nicht der Typ dafür gewesen. Zumindest hatte er das immer gesagt. Jetzt bereute er es, denn die Tränen schienen den Schmerz erträglicher zu machen.

Wieder unternahm er einen Versuch, aus dem Bett zu kommen, und diesmal schaffte er es. Stand mit beiden Beinen auf dem harten, kalten Holzboden, hatte seine Gefühle unter Kontrolle. Höchste Zeit, das zu tun, was er gestern Abend nicht mehr geschafft hatte: herauszufinden, wer er in dieser Welt eigentlich geworden war. Da niemand ins Zimmer gestürzt war, als er geschrien hatte, vermutete er, dass er sich allein in der Wohnung befand.

Er ging durch das gesamte Apartment und zog die Jalousien hoch, um die Strahlen der Morgensonne hereinzulassen. Er wollte jedes Detail dieses seltsamen Ortes, seines neuen Zuhauses, sehen, um dann zu entscheiden, ob er es einfach dabei belassen konnte. Oder sollte.

Die Stadt, die er durch die Fenster erblickte, war nicht dieselbe, die er von seinem alten Apartment aus gesehen hatte. Aber immerhin war es eine Stadt, was schon mal ein bisschen Vertrautheit mit sich brachte. Graue Betongebäude reihten sich aneinander und ragten in den Himmel, Autos schlängelten sich durch die Straßen, Hovercars schwebten durch die Luft und der typische Smog verschleierte die Sicht. Menschen eilten geschäftig über die Gehwege. Keine einzige Wolke trübte den eintönig blauen Himmel.

Er wandte sich ab und begann mit der Durchsuchung.

Nichts Ungewöhnliches in den Schlafzimmern. Kleider, Möbel, in jedem Zimmer ein WallScreen, auf dem in langsamer Abfolge Fotos erschienen und wieder verblassten. Vor dem großen WallScreen im Elternschlafzimmer blieb Michael stehen und besah sich eine Weile die Familienfotos - Mutter, Vater, Sohn, Tochter füllten nacheinander den Monitor. Er erinnerte sich daran, wie er selbst jetzt aussah, und es verstörte ihn, diesen Junge in so vielen Situationen zu sehen, die für Michael absolut bedeutungslos waren. Ein Familienporträt, aufgenommen bei strahlendem Sonnenschein am Ufer eines von riesigen Eichen gesäumten Flusses; die Kinder waren noch klein, der Junge saß auf dem Schoß des Vaters. Dann ein ziemlich neues Porträt des Jungen, aufgenommen in einem Studio vor grobkörnigem grauem Hintergrund. Es war seltsam, das Gesicht, das Michael lange Zeit im Spiegel angestarrt hatte, nun auf dem großen WallScreen zu sehen.

Es gab noch andere, ungezwungenere Aufnahmen. Der Junge mit einem Baseballschläger in Aktion. Das Mädchen beim Spiel mit silbernen Bausteinen auf dem Boden, während sie lächelnd zum Fotografen aufblickt. Die gesamte Familie beim Picknick. In einem Restaurant. Am Strand. Beim Spieleabend.

Schließlich ertrug er es nicht länger und wandte den Blick ab. Es tat weh, eine glückliche Familie zu sehen, nachdem er selbst gerade seine Familie verloren hatte, womöglich für immer. Missmutig ging er ins nächste Zimmer, das offensichtlich dem Mädchen gehörte. Auf ihrem WallScreen tauchte kein einziges Familienfoto auf, stattdessen eine Abfolge ihrer Lieblingsbands und -filmstars - Michael...

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James Dashner ist in Georgia aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Utah. Schon in frühen Jahren wollte Dashner Schriftsteller werden, arbeitete aber zunächst im Finanzwesen, bevor er sich vollständig dem Schreiben zuwandte und mit seinen Jugendbüchern in den USA die Bestsellerlisten stürmte, u.a. mit der Mazerunner-Trilogie.