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Zwischen den Welten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am18.10.2021
Mit 22 wollte Suleika Jaouad die Welt erobern. Sie war verliebt und nach Paris gegangen, um als Kriegsreporterin zu arbeiten. Doch mit einem Mal fand sie sich auf einem ganz anderen Schlachtfeld wieder. Es fing mit einem Jucken im Bein an, dann kamen sechsstündige Nickerchen und bodenlose Erschöpfung. Die Diagnose: Leukämie. Urplötzlich löste sich Suleikas Leben in Rauch auf, und die nächsten vier Jahre verbrachte sie im Krankenhaus, ließ Chemotherapien und eine Knochenmarkspende über sich ergehen. Den Kampf um ihr Leben dokumentierte sie in der preisgekrönten New York Times-Kolumne 'Life Interrupted'. Nach 1.500 Tagen galt sie als geheilt. Doch wie sollte sie es schaffen, wieder in die Welt zurückzukehren, die sie verlassen hatte? Wie zurückerobern, was verloren gegangen war? Zusammen mit ihrem Terrier Oscar unternahm Suleika einen Roadtrip durch die USA. Was sie unterwegs und in der Begegnung mit anderen Menschen lernte, empfand sie als das größte Lebensgeschenk. Denn die Grenze zwischen gesund und krank ist für uns alle durchlässig, und die meisten werden zeit ihres Lebens zwischen diesen beiden Königreichen hin und her pendeln. Suleikas Geschichte ist die bewegende Chronik eines Überlebenskampfes - und eine Liebeserklärung an die Kraft und Magie des Neubeginns.

Suleika Jaouoad ist Emmy-Preisträgerin, Autorin, Vortragsrednerin, Krebsüberlebende und Aktivistin. Sie arbeitete in Barack Obamas President's Cancer Panel. Ihre Advocacy-Arbeit, Reportagen und Vorträge führten sie vor die United Nations, ins Kapitol und auf die TED-Hauptbühne. Wenn sie nicht mit ihrem VW Bus Bj. 1972 und ihrem Hund Oscar unterwegs ist, lebt sie in Brooklyn.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextMit 22 wollte Suleika Jaouad die Welt erobern. Sie war verliebt und nach Paris gegangen, um als Kriegsreporterin zu arbeiten. Doch mit einem Mal fand sie sich auf einem ganz anderen Schlachtfeld wieder. Es fing mit einem Jucken im Bein an, dann kamen sechsstündige Nickerchen und bodenlose Erschöpfung. Die Diagnose: Leukämie. Urplötzlich löste sich Suleikas Leben in Rauch auf, und die nächsten vier Jahre verbrachte sie im Krankenhaus, ließ Chemotherapien und eine Knochenmarkspende über sich ergehen. Den Kampf um ihr Leben dokumentierte sie in der preisgekrönten New York Times-Kolumne 'Life Interrupted'. Nach 1.500 Tagen galt sie als geheilt. Doch wie sollte sie es schaffen, wieder in die Welt zurückzukehren, die sie verlassen hatte? Wie zurückerobern, was verloren gegangen war? Zusammen mit ihrem Terrier Oscar unternahm Suleika einen Roadtrip durch die USA. Was sie unterwegs und in der Begegnung mit anderen Menschen lernte, empfand sie als das größte Lebensgeschenk. Denn die Grenze zwischen gesund und krank ist für uns alle durchlässig, und die meisten werden zeit ihres Lebens zwischen diesen beiden Königreichen hin und her pendeln. Suleikas Geschichte ist die bewegende Chronik eines Überlebenskampfes - und eine Liebeserklärung an die Kraft und Magie des Neubeginns.

Suleika Jaouoad ist Emmy-Preisträgerin, Autorin, Vortragsrednerin, Krebsüberlebende und Aktivistin. Sie arbeitete in Barack Obamas President's Cancer Panel. Ihre Advocacy-Arbeit, Reportagen und Vorträge führten sie vor die United Nations, ins Kapitol und auf die TED-Hauptbühne. Wenn sie nicht mit ihrem VW Bus Bj. 1972 und ihrem Hund Oscar unterwegs ist, lebt sie in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641197988
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum18.10.2021
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5691721
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

MÉTRO, BOULOT, DODO

WÄHREND MANHATTAN DER Ort ist, an den Leute ziehen, um Karriere zu machen, ist Paris der Ort, an dem man Fantasien von einem anderen Leben ausleben möchte, und genau das hatte ich vor. Nachdem ich meinen klappernden, wuchtigen roten Koffer hinter mir her aus der métro und auf die Straßen des Marais gezogen hatte, blieb ich alle paar Meter stehen, um die Straßencafés, die Bäckereien und die mit Efeu berankten Fassaden meines neuen Viertels zu bestaunen. Ich hatte das Glück gehabt, über ein paar Ecken eine möblierte Einzimmerwohnung in einem Gebäude aus dem achtzehnten Jahrhundert in der Rue Dupetit-Thouars mieten zu können. Mit einem rumpelnden, schmiedeeisernen Lastenaufzug fuhr ich in den zweiten Stock hinauf. Als ich die Wohnungstür aufschloss, wollte ich vor Freude über den Kontrast zwischen der Canal Street und meiner neuen Bleibe am liebsten in die Luft springen. Licht! Ruhe! Privatsphäre! Parkettböden! Eine übergroße rosa Badewanne in der Form einer Muschel! Die Wohnung hatte zwar kaum vierzig Quadratmeter, aber mir kam sie vor wie ein Palast, und alles gehörte mir.

Ich verbrachte das Wochenende damit, mich einzurichten, auszupacken, ein Bankkonto zu eröffnen, neue Bettwäsche zu kaufen und die Küche zu schrubben. Am Montagmorgen fuhr ich mit der métro in die Anwaltskanzlei, die sich in einem eleganten Stadthaus am Parc Monceau im achten Arrondissement befand. Ein Geschwader von Anwaltsgehilfinnen begrüßte mich im Foyer und führte mich mit auf dem glänzenden Marmorfußboden klackernden Absätzen herum. Seit ich ein Teenager war, hatte ich alle möglichen Jobs gehabt - ich hatte Hunde ausgeführt, babygesittet, war persönliche Assistentin gewesen, Kontrabasslehrerin, Empfangsdame in einem Restaurant -, aber nun arbeitete ich zum ersten Mal in einem Unternehmen. Das Büro hatte sechs Meter hohe Decken mit kunstvollen Deckenleisten, an den Wänden hingen goldgerahmte Gemälde, und eine bogenförmige Prunktreppe führte weiter nach oben. Die Anwälte saßen an ihren Holzschreibtischen, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen einen Espresso. Ich fand das sehr französisch und sehr chic. Mittags ging eine Gruppe von uns zu einem ausgedehnten Lunch in ein Café um die Ecke. Wir bestellten Steaks und zwei Flaschen Wein, auf Rechnung der Kanzlei. Als ich zurückkehrte, bekam ich einen BlackBerry für Arbeitszwecke, und man zeigte mir den Schrank mit dem Büromaterial. Mit einem Stapel leuchtend gelber Anwaltsblocks und edlen Stiften ausgerüstet setzte ich mich an meinen Schreibtisch und fühlte mich sehr erwachsen, als ich mich zurücklehnte und mir eine Zigarette anzündete, während ich entzückt meine neue Umgebung betrachtete.

Statt die U-Bahn zu nehmen, beschloss ich, an meinem ersten Arbeitstag zu Fuß nach Hause zu gehen. In der Abenddämmerung hatten die schmalen, verwinkelten Gassen des Marais etwas Mittelalterliches. Nach und nach gingen die Straßenlaternen an, und beim Gehen malte ich mir aus, was für ein Mensch nun aus mir werden könnte. Weit weg waren die Freunde, die eigentlich gar nicht meine Freunde waren - Leute, die nichts als Unfug im Sinn hatten und Lust darauf, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen. Selbst das Jucken schien nachgelassen zu haben. Nachdem nun ein ganzer Ozean zwischen mir und alledem lag, stellte ich mir vor, hier ruhige, einsame Wochenenden zu verbringen, an denen ich die Stadt erkundete, in den Tuilerien picknickte und in dem kleinen Café, das ich um die Ecke entdeckt hatte, ein gutes Buch las. Ich würde mir ein Fahrrad besorgen, mit einem Korb, den ich jeden Sonntag auf dem Markt an der Place de la République mit Lebensmitteln füllen würde. Ich würde roten Lippenstift auflegen und hohe Absätze tragen, wie die anderen Anwaltsgehilfinnen. Ich würde lernen, wie man das berühmte Couscous meiner Tante Fatima kochte und in meiner neuen Wohnung Gäste bewirten. Fest entschlossen, weniger Zeit damit zu verbringen, über die Dinge, die ich vorhatte, zu reden, und mehr Zeit damit, sie wirklich zu tun, wollte ich mich für einen der Literaturworkshops bei Shakespeare and Company einschreiben, dem berühmten Buchladen am Seineufer. Vielleicht würde ich mir sogar einen Hund zulegen, einen rundlichen King-Charles-Spaniel, den ich Chopin nennen würde.

Aber ich hatte keine Freizeit, und wenn ich es überhaupt mal an einem Sonntag auf den Markt schaffte, blieben die Einkäufe in meinem Kühlschrank liegen, bis sie schließlich von Schimmel überzogen waren. Stattdessen wurde ich in ein Leben gedrängt, das die Franzosen als »métro, boulot, dodo« (U-Bahn, Arbeit, Schlaf) bezeichnen. Am Ende meiner ersten Arbeitswoche stand für mich fest, dass ich nicht für eine Laufbahn im Rechtswesen geschaffen war. Kreatives Schreiben lag mir mehr als Tabellen, Birkenstocks waren mir lieber als Stöckelschuhe. Die Kanzlei war auf internationale Schiedsverfahren spezialisiert, was sich für mich zunächst interessant anhörte, aber wenn ich die Schriftsätze, die auf meinem Schreibtisch landeten, las, fand ich die juristische Fachsprache undurchdringlich, den Inhalt todlangweilig und mühsam. Die meisten Tage verbrachte ich im Keller des Büros, las Korrektur, druckte aus und sortierte Tausende von Dokumenten in säuberlich geordnete Hefter, damit die Anwälte seelenlosen Firmen dabei helfen konnten, noch reicher zu werden. Nachdem von mir erwartet wurde, rund um die Uhr erreichbar zu sein, schlief ich mit meinem Bürohandy auf dem Kissen und stellte mir den Wecker auf mitten in der Nacht, damit ich nachsehen konnte, ob dringende Mails gekommen waren. Oft kam ich überhaupt nicht aus dem Büro; wir Anwaltsgehilfinnen überboten uns darin, die Nächte durchzuarbeiten. Darüber hinaus hatte ich einen gruseligen Chef, der Damenschuhkataloge in seiner Schreibtischschublade versteckte und mit seinem Handy Fotos von meinen Füßen machte, wenn er glaubte, dass ich es nicht mitbekam. Nachdem ich wieder einmal eine Neunzig-Stunden-Woche hinter mich gebracht hatte, schaltete ich auf meine Art ab: Ich kaufte mir unterwegs ein pain au chocolat und ging tanzen. Am Ende einer langen Nacht schleppte ich denjenigen, mit dem ich gerade unterwegs war, in eine alte Pianobar namens Aux Trois Mailletz, wo wir falsch am Klavier sangen und Wein tranken, bis wir dunkelrote Lippen hatten.

Mein Leben in Paris war nicht so, wie ich es mir in meiner Fantasie vorgestellt hatte, aber ich entwickelte eine neue Version. Unerwartet begann eine Korrespondenz mit Will, die kurzen »Na, wie läuft s bei dir«-Textnachrichten wurden zu langen, witzigen E-Mail-Wechseln, gefolgt von dicken Umschlägen mit handgeschrieben Briefen und gedankenvoll kommentierten Artikeln aus dem New Yorker. Will schickte mir eine Postkarte von einer Hütte in den White Mountains in New Hampshire, wo er mit Freunden ein Wochenende verbracht hatte: Kein Strom, ein Holzofen aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, keine Geräusche außer Eulenrufen, dem Knistern des Feuers und dem Wind, schrieb er. Ich bekam Lust, eine Reise über die Landstraßen der USA zu machen. Hast du Lust auf einen Roadtrip? Bei der Vorstellung, wie wir beide zusammen durch das Land fuhren, machte mein Herz einen kleinen Satz.

Ans Ende jedes Briefes schrieben wir immer dasselbe - du musst nicht genauso lang antworten -, aber unser Austausch wurde im Laufe der Wochen und Monate immer intensiver und häufiger. Ich las jeden seiner Briefe immer und immer wieder, als wären sie verschlüsselte Karten, die geheime Hinweise enthielten und Einblicke in das Wesen der Person gewährten, die den Stift geführt hatte. Ich erzählte Will von meinen Irrwegen seit dem Examen und von meinem neuen Leben im Ausland: Ich habe meine ersten 36 Stunden in Paris in völliger Einsamkeit verbracht, mit ausgeschaltetem Laptop und Handy. Ich bin durch die ganze Stadt gelaufen, bis mir ein Absatz abgebrochen ist und ich mit dem Taxi nach Hause fahren musste. Doch trotz meiner Bemühungen, ein asketischeres Leben zu führen, hatte ich neue Freunde gefunden: Lahora, eine verwitwete Yogini, Zack, ein alter Kommilitone aus dem College, der eine Ausbildung zum Pantomimen machte, Badr, ein junger marokkanischer Geschäftsmann, der gerne tanzen ging, und David, ein älterer Expat, der sich kleidete wie ein internationaler Playboy und extravagante Partys schmiss. Einsamkeit kann man keiner Seele aufzwingen, die fliegen muss, antwortete Will. Wie konnte ich auf einen solchen Satz anders reagieren, als ins Schwärmen zu geraten?

Ich erzählte Will von meinem Traum, Journalistin zu werden, und schickte ihm einen Essay über den arabisch-israelischen Konflikt, an dem ich monatelang gearbeitet hatte. Was für ein Zufall, schrieb er; auch er habe journalistische Ambitionen. Er hatte vor Kurzem eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft bei einem Professor angenommen und hoffte, Arbeit als Redakteur zu finden, und er schickte mir kluge Anmerkungen zur Überarbeitung meines Entwurfs. Trotz unserer gemeinsamen Zeit während meiner letzten Woche in New York kamen diese kleinen Gemeinsamkeiten überraschend, denn wir lernten uns eigentlich erst richtig durch das Briefeschreiben kennen. Unsere altmodische Korrespondenz stellte eine sicherere, ehrlichere Alternative zu den Katz-und-Maus-Spielen des Flirtens dar. Bald war ich so hingerissen von meinem neuen Brieffreund, dass ich nur noch an ihn dachte, nur noch von ihm träumte, nur noch von ihm sprach. Ich hoffte, der Mensch hinter dem Briefpapier wäre so wunderbar wie derjenige, den seine Tinte entstehen...

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Suleika Jaouoad ist Emmy-Preisträgerin, Autorin, Vortragsrednerin, Krebsüberlebende und Aktivistin. Sie arbeitete in Barack Obamas President's Cancer Panel. Ihre Advocacy-Arbeit, Reportagen und Vorträge führten sie vor die United Nations, ins Kapitol und auf die TED-Hauptbühne. Wenn sie nicht mit ihrem VW Bus Bj. 1972 und ihrem Hund Oscar unterwegs ist, lebt sie in Brooklyn.