Hugendubel.info - Die Online-Buchhandlung für Geschäftskund:innen

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Rory Shy, der schüchterne Detektiv - Das Rätsel um Schloss Eichhorn: Ausgezeichnet mit dem Glauser-Preis 2023 ('Rory Shy'-Reihe, Bd. 3)

Verlag Carl Ueberreutererschienen am01.07.2022
Gewinner des GLAUSER-Preises in der Kategorie 'Kinderkrimi' Ihr 3. Fall führt die 12-jährige Matilda und den berühmten schüchternen Detektiv Rory Shy in das piekfeine Internat Schloss Eichhorn. Dort tauchen seit Kurzem seltsame Nachrichten auf, die mit dem vermeintlichen Unfalltod einer Lehrerin vor 25 Jahren zusammenhängen: Jemand scheint mehr über den alten Fall zu wissen und nicht schweigen zu wollen. Im Auftrag der Direktorin beginnt das ungleiche Duo sofort zu ermitteln. Wer hat ein Interesse daran, die Vergangenheit aufzurühren? Für Matildas Hund Doktor Herkenrath wird der Fall besonders herausfordernd, denn das Schloss Eichhorn hat seinen Namen nicht von ungefähr.  Ein wunderbar witziger und herrlich cleverer Krimi ab 10 Jahren mit wichtiger Botschaft: Es ist völlig in Ordnung, schüchtern zu sein!

Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,95

Produkt

KlappentextGewinner des GLAUSER-Preises in der Kategorie 'Kinderkrimi' Ihr 3. Fall führt die 12-jährige Matilda und den berühmten schüchternen Detektiv Rory Shy in das piekfeine Internat Schloss Eichhorn. Dort tauchen seit Kurzem seltsame Nachrichten auf, die mit dem vermeintlichen Unfalltod einer Lehrerin vor 25 Jahren zusammenhängen: Jemand scheint mehr über den alten Fall zu wissen und nicht schweigen zu wollen. Im Auftrag der Direktorin beginnt das ungleiche Duo sofort zu ermitteln. Wer hat ein Interesse daran, die Vergangenheit aufzurühren? Für Matildas Hund Doktor Herkenrath wird der Fall besonders herausfordernd, denn das Schloss Eichhorn hat seinen Namen nicht von ungefähr.  Ein wunderbar witziger und herrlich cleverer Krimi ab 10 Jahren mit wichtiger Botschaft: Es ist völlig in Ordnung, schüchtern zu sein!

Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783764193058
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2127
Artikel-Nr.8916400
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Ein Trauerfall

»Jetzt stell dich nicht so an!«, sage ich zu Doktor Herkenrath, der furchtsam winselt, während ich versuche, ihm eine schwarze Samtschleife ins Fell zu binden. »Wenn man eine Trauerfeier besucht, trägt man was Schwarzes. Das gehört sich so.«

Natürlich kann Doktor Herkenrath das nicht wissen. Als Cockerspaniel geht man nicht besonders häufig zu Trauerfeiern. Aber heute habe ich ihn zwangsverpflichtet. Zum einen, damit ich nicht die einzige Trauernde bin, und zum anderen, weil ihn sein wehmütiger Schiele-Blick zur Zierde jeder Trauerfeier macht.

Ich bin selbstverständlich auch dem Anlass entsprechend gekleidet: ein schwarzes luftiges Sommerkleid und schwarze Riemchensandalen. Für den nötigen Hauch von Eleganz sorgt das schwarze Hütchen, das Mama immer aufsetzt, wenn sie zu einer Beerdigung geht. Ich habe es mir aus ihrem Kleiderschrank geborgt.

Wüsste Mama davon, wäre sie nicht erfreut. Wir haben unsere Grundsätze: Ich verleihe keine Bücher, Mama verleiht keine Kleidung, Schuhe oder Hüte. Vor allem nicht an mich, nachdem ich mir mal (ohne zu fragen) ein Halstuch von ihr geliehen und mit Blaubeer-Marmelade bekleckert habe.

Aber Mama ist gerade zweitausendfünfhundert Kilometer entfernt. Sie und Papa sind Tierfilmer und befinden sich seit ein paar Tagen in Griechenland, wo sie eine Dokumentation über Oktopusse drehen. Nach Abschluss der Filmaufnahmen werden meine Eltern in Griechenland bleiben und ich werde zu ihnen fliegen, um einen Familienurlaub zwischen blauem Meer und antiken Baudenkmälern zu verbringen. Ich war noch nie in Griechenland und freue mich riesig darauf, das Land gemeinsam mit Papa und Mama kennenzulernen. Aber bis es so weit ist, sind es noch gute zwei Wochen. Heute war der letzte Schultag, seit knapp einer Stunde habe ich Sommerferien.

Viel heißer als hier kann es auch am Mittelmeer kaum werden. Eine undurchdringliche Hitzeglocke hängt über der Stadt und es weht nicht das geringste Lüftchen. Die Bäume lassen müde die Blätter hängen, das Pfeifen der Vögel in den Baumkronen wirkt matt und erschöpft, gelegentlich taumelt ein von der Sonne benommener Schmetterling durch die Luft. Man hat den Eindruck, als würde das gesamte Leben in Schneckentempo vor sich gehen. Draußen hat es mindestens fünfunddreißig Grad, aber in meinem Zimmer ist es, dank heruntergelassener Rollläden, halbwegs auszuhalten.

Ich höre, wie Frau Zeigler die Treppe hochgewatschelt kommt, ins Gästezimmer nebenan schlurft und sich ächzend aufs Bett sinken lässt. Um ihr Mümmelchen zu halten. So nennt sie aus unerfindlichen Gründen ihren Mittagsschlaf.

Frau Zeigler, eine kleine, resolute Person mit durchdringender Stimme, ist unsere Haushaltshilfe. Wie immer, wenn Papa und Mama beruflich unterwegs sind, ist sie bei uns eingezogen. Um mich im Auftrag meiner Eltern zu überwachen. Weswegen ich mit Mama vor ihrer Abreise eine kleine Diskussion hatte.

»Nicht überwachen, Matilda. Aufpassen. Frau Zeigler ist so nett, während unserer Abwesenheit hier einzuziehen und auf dich aufzupassen. Das hat rein gar nichts mit Überwachung zu tun.«

»Aufpassen muss man auf Vierjährige. Meinetwegen auch auf Achtjährige. Eine Zwölfjährige kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Ich brauche keine Aufpasserin. Das ist Freiheitsberaubung!«, habe ich leidenschaftlich protestiert.

Was Mama nicht sonderlich beeindruckt hat.

»Du kannst dich ja beim Jugendamt beschweren«, hat sie mit gleichmütiger Stimme gesagt und einen Stapel T-Shirts in ihrem Koffer verstaut.

»Ich bin ein wehrloses und rechtloses Opfer elterlicher Total-Überwachung!«

»Von mir aus«, hat Mama geseufzt und die Augen verdreht. »Nenn es, wie du willst. Aber solange wir weg sind, wird Frau Zeigler hier wohnen. Wie immer. Ende der Diskussion.«

Zum Glück funktioniert die Sache mit der Total-Überwachung nicht wirklich. Weil Frau Zeigler schon so häufig auf mich aufgepasst hat, dass ich genau weiß, wo die Schwachstellen ihres Überwachungs-Systems liegen. Eine davon ist die Zeit zwischen siebzehn und achtzehn Uhr. Da läuft die tägliche Doppelfolge Mörderische Ehefrauen im Fernsehen. Die lässt Frau Zeigler sich nie entgehen.

Während sie gebannt verfolgt, wie mörderische Gattinnen Bremsleitungen durchtrennen oder den Ehemann mit einer Armbrust erlegen, kriegt sie von ihrer Umgebung so gut wie nichts mit. Wenn ich wollte, könnte ich zwischen siebzehn und achtzehn Uhr jemanden abmurksen, in unserem Garten verscharren und gemütlich in Beton eingießen, ohne dass Frau Zeigler auch nur bemerken würde, dass ich das Wohnzimmer verlassen habe.

Manchmal, wenn sie so dasitzt, eine Nuss-Praline lutscht und wie hypnotisiert auf den Bildschirm starrt, mache ich mir einen Jux daraus, irgendwelchen Unfug zu behaupten. Frau Zeiglers halblaut gemurmelte Entgegnungen lassen vermuten, dass kein Wort davon in ihr Bewusstsein vordringt.

»Ich habe mich verlobt, Frau Zeigler.«

»Mhm? Schön, schön, Kind.«

»Mit dem Anführer einer Rocker-Gang.«

»Aha?«

»Wir wollen heiraten, sobald er aus dem Knast raus ist.«

»Mhm? Viel Spaß, Kind.«

»Ach, und ⦠es wäre möglich, dass demnächst ein aufgebrachter Beamter der Jagd- und Forstverwaltung vor der Tür steht: Doktor Herkenrath hat beim Gassigehen im Flora-Park einen Hirsch gerissen.«

»Flora-Park. Hirsch gerissen. Ja, ja ⦫

Doktor Herkenrath würde panisch die Flucht ergreifen, wenn ihm ein röhrender Geweihträger gegenüberstünde. Und nicht nur dann. Er ist mindestens genauso viel Angsthase wie er Cockerspaniel ist, und geht vor allem stiften, was sich bewegt: vor Postboten, Eichhörnchen, Katzen, Insekten, Blättern im Wind ⦠Einmal wäre er um ein Haar unter ein Auto geraten, als ihn ein Tausendfüßler erschreckt hat.

Die zweite Schwachstelle der Zeigler schen Überwachung ist die Zeit zwischen halb eins und Viertel nach eins. Weil Frau Zeigler sich dann zu ihrem Mümmelchen hinlegt. Jeden Mittag das gleiche Ritual: Nachdem sie den Tisch abgeräumt und die Spülmaschine angeworfen hat, gähnt sie demonstrativ und verkündet: »Ich glaube, es ist Zeit für ein kurzes Mümmelchen. Falls ich um Viertel nach eins nicht wieder wach sein sollte, weck mich doch bitte, Matilda.«

Eine Trauerfeier braucht eine Urne. Da man so was nur selten auf Vorrat rumstehen hat, musste ich mich nach Ersatz umsehen, habe die Kaffeedose aus der Küche stibitzt und kurzerhand zur Urne ernannt. Bekäme Frau Zeigler mit, dass ich unsere Kaffeedose im Garten verbuddele, würde ein Donnerwetter auf mich niedergehen, das sich gewaschen hat. Deshalb ist mir daran gelegen, dass sie von der kleinen Trauerzeremonie nichts mitkriegt.

Schlauer Fuchs, der ich bin, habe ich die Veranstaltung in ihre Mümmelchen-Zeit gelegt und für Viertel vor eins angesetzt. Was ziemlich unproblematisch war. Weil ich nicht nur die einzige menschliche Teilnehmerin, sondern auch alleinige Organisatorin und Trauerrednerin der Feier bin.

Zwei Minuten nachdem Frau Zeigler sich hingelegt hat, ist durch die Wand ein lautes Schnarchen zu hören.

»Legen wir los«, flüstere ich Doktor Herkenrath zu, nehme die Kaffeedose unter den Arm und schleiche die Treppe runter.

Er spaziert mir mit wedelndem Schwanz in die Diele hinterher, wo ich mich kurz im Spiegel betrachte. Das schwarze Trauer-Hütchen bildet einen interessanten Kontrast zu meinen roten Haaren. Außerdem hat es einen Schleier aus Spitze, der bis über die Augen reicht und der Trägerin eine mysteriöse, geheimnisumwitterte Ausstrahlung verleiht.

In Kriminalfilmen ist diese Art von Kopfbedeckung häufig zu bewundern: Man sieht einen Friedhof mit verwitterten Grabsteinen. Es schüttet wie aus Eimern. Ein Mordopfer wird unter Schluchzen und Wehklagen der vielköpfigen Trauergemeinde zu Grabe getragen. Dicke Tropfen prasseln auf das Holz des Sarges - als plötzlich eine geheimnisvolle Fremde auf dem Friedhof erscheint. Natürlich mit Schleierhütchen.

Und während sich alle noch fragen, wer die verschleierte Unbekannte ist, ist sie schon wieder im Regen verschwunden. Wie ein Phantom. Von da an dauert es meist nicht mehr lange, bis ein zweites Opfer ins Gras beißt.

Ich rücke das Schleierhütchen ein wenig zurecht, husche durchs Wohnzimmer, öffne so leise wie möglich die Schiebetür zur Terrasse - und bekomme beinahe einen Hitzschlag, als ich ins Freie trete. Der reinste Glutofen!

Gut möglich, dass ich mir einen...
mehr

Autor