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Sh*tshow

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
80 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am21.07.20201. Auflage
David und Ellie, zwei gutsituierte, in der Großstadt lebende, pensionierte Akademiker sind zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu dem Tag, an dem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird. Plötzlich wird ihnen alles fremd: ihr Land, ihr Leben, sie sich selbst. Ihre Tochter, die längst im liberalen Kalifornien lebt, kann ihnen nicht helfen. Und dann ist da noch dieser Freund, von dem sie glauben, dass er nur so tut, als hätte er Hillary gewählt ... Spätestens als Ellie eines Tages Fäkalien im eigenen Pool entdeckt, findet die >Sh*tshowDiese gottverdammten TräumeDiese alte SehnsuchtEin grundzufriedener MannEin Mann der TatImmergleiche WegeJenseits der ErwartungenSh*tshowMittelmehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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EUR4,99

Produkt

KlappentextDavid und Ellie, zwei gutsituierte, in der Großstadt lebende, pensionierte Akademiker sind zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu dem Tag, an dem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird. Plötzlich wird ihnen alles fremd: ihr Land, ihr Leben, sie sich selbst. Ihre Tochter, die längst im liberalen Kalifornien lebt, kann ihnen nicht helfen. Und dann ist da noch dieser Freund, von dem sie glauben, dass er nur so tut, als hätte er Hillary gewählt ... Spätestens als Ellie eines Tages Fäkalien im eigenen Pool entdeckt, findet die >Sh*tshowDiese gottverdammten TräumeDiese alte SehnsuchtEin grundzufriedener MannEin Mann der TatImmergleiche WegeJenseits der ErwartungenSh*tshowMittel
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832170394
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.07.2020
Auflage1. Auflage
Seiten80 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5193173
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

»Es ist schön, einen zu haben. Einen Hund.«

F. Scott Fitzgerald, Der große Gatsby

Zugegeben, leicht mache ich es den anderen nicht. Ich kann unterhaltsam sein, das schon, aber die meisten Menschen wollen nicht unterhalten werden. Sie wollen getröstet werden. Und natürlich mag es sein, dass sich meine Vorstellung von guter Unterhaltung nicht mit der manch anderer deckt. Was Kinofilme betrifft, stimme ich vollkommen mit jenen überein, die meinen: »Ich will einfach nur unterhalten werden.« Diese populistische Haltung belächeln die meisten meiner akademischen Kollegen; sie sei einfältig und das Gegenteil von intellektuell, zeuge von mangelndem analytischen und kritischen Intellekt. Und trotzdem bleibe ich bei der Prämisse: Ich will einfach gut unterhalten werden. Dass mich das, was andere Leute unterhaltend finden, die einfach nur gut unterhalten werden wollen, meistens nicht unterhält, macht uns philosophisch gesehen nicht unbedingt inkompatibel. Es bedeutet einfach nur, dass wir nicht zusammen ins Kino gehen sollten.

Kurzum, ich bin ein ziemlich nerviger Typ, wenn es nach den Menschen geht, die mich am besten kennen. Meinen Eltern zufolge war ich schon als Kind nervig. Sie ließen sich scheiden, als ich in der Mittelstufe war, und sind sich über wenig einig, außer dass ich ein unmögliches Kind war. Ihre jeweiligen Versionen der Anekdote von dem jungen William Henry Devereaux jr. und seinem ersten Hund sind nicht nur in punkto Fakten und Pointe auf unheimliche Weise deckungsgleich, sondern auch in der Art, wie sie sie zum Besten geben. Hier ist sie:

Ich war neun, und das Haus, in dem wir wohnten und das der Universität gehörte, war bereits das vierte, in das wir gezogen waren. Meine Eltern waren akademische Nomaden, und mein Vater, damals wie heute ein akademischer Opportunist, gehörte stets zur Avantgarde der jeweils in Mode gekommenen literaturkritischen Strömung. Damals, in den Fünfzigern, war der New Criticism seiner Ansicht nach schon passé. Bereits in seinen frühen mittleren Jahren war er ordentlicher Professor mit einer stattlichen Liste veröffentlichter Bücher, jedes davon »angesagt« und Gegenstand heißer Debatten auf den Anglisten-Cocktailpartys. Seine bevorzugte akademische Position war die des »renommierten Gastprofessors«, die in der Regel eigens für ihn geschaffen wurde, mit einer Dauer von einem, höchstens zwei Jahren, vielleicht weil es schwer ist, unter Leuten, die einen kennen, »renommiert« zu bleiben. In der Regel beschränkte sich sein Lehrpensum auf ein, zwei Kurse im Jahr, mehr Pflichten hatte er nicht. Darüber hinaus erwartete man von ihm, dass er las und nachdachte und schrieb und publizierte und im Vorwort seines nächsten Buchs die Großzügigkeit der jeweiligen Institution erwähnte, die ihm diese komfortable akademische Existenz ermöglichte. Meine Mutter, ebenfalls Anglistik-Professorin, bekam im Rahmen dieses Package-Deals jeweils eine Anstellung mit vollem Deputat, um für den nötigen Ausgleich zu sorgen.

Die Häuser, in denen wir wohnten, waren immer elegant, alt, mit hohen Decken und luftigen Räumen und befanden sich entweder auf dem Campus oder in dessen Nähe. Jedes war mit Parkett ausgestattet und mit einem rußigen offenen Kamin, wo nur ein Feuer brannte, wenn mein Vater Hof hielt, was entweder freitagnachmittags der Fall war, wenn sich der Salon mit unterwürfigen Nachwuchsdozenten und Doktoranden füllte, oder samstagabends, wenn meine Mutter Dinnerpartys gab - zu Ehren des Fachbereichsleiters oder des Dekans oder aber des aktuellen »Gastschriftstellers« der Universität. Bei all diesen Gelegenheiten war ich das einzige Kind, und ich muss ziemlich einsam gewesen sein, denn ich wünschte mir nichts sehnlicher als einen Hund.

Im Gegensatz zu - wenig überraschend - meinen Eltern. Vermutlich war es in diesen von den Universitäten gestellten Villen auch gar nicht erlaubt, einen Hund zu halten. Als ich neun war, lag ich meinen Eltern bereits seit mindestens zwei Jahren damit in den Ohren. Mein Vater und meine Mutter hofften wohl, meine Sehnsucht würde mit der Zeit abflauen, sie könnten die Sache sozusagen aussitzen. Ich konnte diese Hoffnung in ihren Augen lesen, und das stählte meine Entschlossenheit und intensivierte meinen Wunsch nur noch. Was ich mir zu Weihnachten wünschte? Einen Hund. Was ich mir zum Geburtstag wünschte? Einen Hund. Was außer Schinken wollte ich noch auf meinem Sandwich? Einen Hund. In solchen Momenten tauschten sie einen überaus befriedigenden, zutiefst verzweifelten Blick, und wenn ich schon keinen Hund haben durfte, dann war das das Zweitbeste.

Lange ging es so weiter, bis meine Mutter schließlich einen Hammerfehler machte, der aus emotionaler Erschöpfung und Verzweiflung geboren war. Weit mehr als mein Vater hätte sie ein glückliches Kind vorgezogen. Eines Nachmittags im Frühling, nachdem ich wieder einmal in einer Tour gequengelt hatte, forderte sie mich auf, mich hinzusetzen, und sagte: »Weißt du, einen Hund muss man sich erst verdienen.« Als mein Vater das hörte, stand er auf und ging aus dem Zimmer, die grimmige Erkenntnis, dass meine Mutter gerade ihre Niederlage besiegelt hatte. Ihr Plan war, die Anschaffung eines Hundes an Bedingungen zu knüpfen. Sie würden zahlreich und so herausfordernd sein, dass ich gar nicht in der Lage wäre, sie zu erfüllen, und wenn ich keinen Hund bekäme, wäre ich eben selbst daran schuld. Das war ihre Logik, und dass sie tatsächlich glaubte, ein solcher Plan würde aufgehen, zeigt, dass manche Menschen besser nicht Eltern werden sollten und sie dazu zählte.

Sofort begann ich einen eigenen Plan in die Tat umzusetzen, mit dem Ziel, den Widerstand meiner Mutter zu brechen. Im Gegensatz zu ihrem war meiner einfach und nicht fehlerbehaftet. Kaum war ich morgens aufgewacht, begann ich von einem Hund zu reden, und so ging es weiter, bis ich die Augen zumachte. Sobald meine Mutter oder mein Vater versuchte, das Thema zu wechseln, wechselte ich es zurück. »Wo wir gerade von Hunden sprechen«, pflegte ich zu sagen, während ich einen aufgespießten Happen des Bratens, den meine Mutter zubereitet hatte, vor dem Mund balancierte, und schon legte ich von Neuem los. Mag sein, dass gar niemand von einem Hund gesprochen hatte, aber nun taten wir es eben wieder. Alle zwei Wochen schleppte ich aus der Bibliothek ein halbes Dutzend neue Bücher über Hunde mit nach Hause und ließ sie aufgeschlagen im Haus verteilt herumliegen. Ich deutete auf jeden Hund, an dem wir vorbeikamen oder der im Fernseher oder in einer der Zeitschriften meiner Mutter zu sehen war. Bei jeder Mahlzeit hob ich die jeweiligen Vorzüge einer bestimmten Rasse hervor. Mein Vater hörte mir nur selten zu, aber bei meiner Mutter erkannte ich Anzeichen dafür, dass meine Zermürbungstaktik allmählich ihre innere Abwehrmauer bröckeln ließ, und als ich den Eindruck hatte, dass sie kurz vor der Kapitulation stand, kratzte ich jeden Penny meines gesparten Taschengelds zusammen und kaufte mir in dem überteuerten Heimtierbedarf an der Ecke ein glänzendes, mit schmucken Steinen verziertes Halsband samt passender Leine.

In dieser Zeit, als wir unablässig »gerade von Hunden sprachen«, war ich gewiss kein Musterjunge. Ich sollte mir einen Hund erst »verdienen«, also erkundigte ich mich unermüdlich bei meiner Mutter, wie mein Stand war, wie viel von dem Hund ich mir bereits verdient hatte, aber ich bezweifle, dass sich mein Betragen auch nur im Geringsten verbessert hatte. Wobei ich nicht wirklich unartig war. Ich war einfach nur ein lauter, umtriebiger, stets nach Aufmerksamkeit lechzender Junge. »Herr Rein-Raus« nannte mich meine Mutter, weil ich ständig zwischen den Zimmern hin- und herlief, zur Tür herein und wieder hinaus, die Kühlschranktür aufriss und wieder zumachte. »Henry«, mahnte mich meine Mutter immer wieder flehend, »nun setz dich doch mal hin.« Wann immer ich eine Information benötigte, was häufig vorkam, unterbrach ich meine Mutter beim Lesen oder Korrigieren. Vermutlich um meine Fragen nicht beantworten zu müssen, verbrachte mein Vater die meiste Zeit in seinem von Buchregalen gesäumten Büro auf dem Campus und gesellte sich nur zu den Mahlzeiten zu meiner Mutter und mir, sodass wir im Familienkreis über Hunde sprechen konnten. Schon machte er sich wieder davon, in seliger Unwissenheit, jedenfalls dachte ich das damals, dass seine Frau nach seinem Weggang noch minutenlang mordlüstern seinen leeren Stuhl anstarrte. Er sei kurz davor, sein Buch fertigzustellen, behauptete er - eine unschlagbare Entschuldigung gegenüber einem Menschen, der Büchern und der Wissensaneignung so viel abstrakten Respekt entgegenbrachte wie meine Mutter.

Ganz allmählich dämmerte ihr, dass sie allein auf weiter Flur einen Kampf ausfocht, den sie nicht gewinnen konnte. Inzwischen weiß ich, dass dies nur ein Teil eines ganzen Bündels bitterer ehelicher Erkenntnisse war, aber damals witterte ich nichts anderes als den nahen Triumph. Als sie mir Ende August, eine Zeit, die auch »Hundstage« genannt wird, eine letzte halbherzige Bedingung stellte, ein endgültiger Beweis, dass ich einen Hund verdient hatte, gab ich nach und bemühte mich wirklich, mein Verhalten zu ändern. Es war buchstäblich das Wenigste, was ich tun konnte.

Meine Mutter verlangte von mir, die Fliegengittertür nicht mehr zuzuschlagen. Wobei man wissen muss, dass das Haus, in dem wir damals wohnten, ein akustisches Wunder war, ähnlich dem Flüstergewölbe in der St Paul s Cathedral, wo selbst gedämpfte Laute über einen weiten, offenen Raum hinweg klar und unversehrt auf der anderen Seite des großen Gewölbes ankommen. Die...
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Autor

RICHARD RUSSO, 1949 in Johnstown, New York, studierte Philosophie und Creative Writing und lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Für >Diese gottverdammten TräumeDiese alte SehnsuchtEin grundzufriedener MannEin Mann der TatImmergleiche WegeJenseits der ErwartungenSh*tshowMittel