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Inselbrut

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Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.03.20242024
An einem trüben Tag wird auf Rügen die Leiche einer Frau gefunden, die sich bei einem Sturz von der Steilküste das Genick gebrochen hat. Wie sich herausstellt, hat Henrike Paulsen in einem über 30 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall ermittelt. Obwohl die Obduktion keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden ergibt, nimmt sich Rechtsmedizinerin Leona Pirell des Falls an. Dabei stößt sie auf Hinweise, die sowohl Henrikes Tod, als auch die Ereignisse von damals in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Ihre Krimireihe um die Rechtsmedizinerin Leona Pirell spielt auf Rügen, der zweiten Heimat der Autorin. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimi-Anthologien. Das vorliegende Buch ist bereits ihr siebter Rügen-Krimi im Gmeiner-Verlag. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextAn einem trüben Tag wird auf Rügen die Leiche einer Frau gefunden, die sich bei einem Sturz von der Steilküste das Genick gebrochen hat. Wie sich herausstellt, hat Henrike Paulsen in einem über 30 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall ermittelt. Obwohl die Obduktion keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden ergibt, nimmt sich Rechtsmedizinerin Leona Pirell des Falls an. Dabei stößt sie auf Hinweise, die sowohl Henrikes Tod, als auch die Ereignisse von damals in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Ihre Krimireihe um die Rechtsmedizinerin Leona Pirell spielt auf Rügen, der zweiten Heimat der Autorin. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimi-Anthologien. Das vorliegende Buch ist bereits ihr siebter Rügen-Krimi im Gmeiner-Verlag. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839279007
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.03.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.5
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14005170
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


8

In den kommenden Tagen brütete Leona jede freie Minute über den Akten. Allerdings ohne einen Hinweis darauf, dass Henrike auf etwas gestoßen sein könnte, was Gabys Verdacht gerechtfertigt hätte. Inzwischen gab es nur noch einen Ordner, der darauf wartete, von ihr durchgearbeitet zu werden. Er trug die Aufschrift Klassentreffen und war, dem Inhalt nach zu urteilen, erst kurz vor Henrikes Tod angelegt worden. Zuoberst befand sich eine an sie gerichtete Einladung. Gespannt nahm Leona das Schreiben zur Hand und las:

Liebe Henrike, 1990 haben wir mit dem Abi den Grundstein für unser zukünftiges Leben gelegt. Über 30 Jahre ist das nun schon her. Zeit, um bei einem gemütlichen Beisammensein in der Linde in Middelhagen alte Erinnerungen aufzufrischen und uns darüber auszutauschen, welche Wege wir inzwischen beschritten haben, wohin es wen verschlagen hat und was aus den Plänen geworden ist, die wir damals hatten. Hiermit bist du eingeladen, Teil dieses Wiedersehens zu sein!

Es folgten Datum und Uhrzeit, aus denen hervorging, dass das Klassentreffen in der Woche vor Henrikes Tod stattgefunden hatte. Auf den nächsten Seiten fand Leona eine Auflistung sämtlicher Teilnehmer, einschließlich der dazugehörigen Anschriften und Telefonnummern. Ein von Henrike eingekreister Name erweckte Leonas Aufmerksamkeit, und sie beschloss, ihre Nachforschungen mit dieser Person zu beginnen. Sie hieß Hanska Krohn und wohnte in Stralsund. Nachdem Leona die Frau angerufen und ihr Anliegen geschildert hatte, erklärte sie sich zu einem Treffen bereit.

Jedes Mal, wenn Leona mit ihrem Auto über die neue Rügenbrücke nach Stralsund fuhr, stachen ihr sofort die prächtigen Backsteinbauten ins Auge. Allen voran die drei großen gotischen Kirchen mit ihrem geschichtsträchtigen Hintergrund. Leona würde niemals die beeindruckende Sicht vergessen, die sich ihr von der Plattform des Kirchturms von Sankt Marien geboten hatte. Es hieß, dass man bei klarer Sicht sogar bis hinüber nach Hiddensee schauen konnte.

Von der Erinnerung eingeholt, wanderten ihre Gedanken zurück in die Altstadt mit ihren verwinkelten Kopfsteinpflasterstraßen. Dorthin, wo der von liebevoll sanierten alten Kaufmannshäusern gesäumte Weg direkt zum Alten Markt mit seinem malerischen Rathaus führte. Wenn die Sonne schien, konnte man den Himmel durch die in die Fassade eingelassenen Blendöffnungen leuchten sehen. Leona fand, dass es kaum einen schöneren Kontrast zwischen Himmelblau und Backsteinrot gab.

Vom Alten Markt aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum Hafen. Plötzlich musste Leona an die letzten Hafentage denken. Sie war über den Küstenmarkt geschlendert und hatte die zum Verkauf angebotenen Waren bestaunt. Es gab so ziemlich alles, was das Herz begehrte. Die Palette reichte von Bernsteinschmuck über Seifen und Bürsten bis hin zu handgemachter Kleidung. Bei so viel Auswahl durfte natürlich auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Es hatte nach gebrannten Mandeln geduftet, nach frisch gebackenem Brot und jeder Menge leckerem Grillgut. Darüber hinaus hatten zahlreiche Bands auf der auf der Hansa-Wiese gelegenen Hafentage-Bühne für Abwechslung gesorgt. Um zwischendurch auch etwas für ihre Bildung zu tun, hatte Leona die Gelegenheit für einen Rundgang durch die im Hafen vor Anker liegende Gorch Fock I. genutzt. Dabei hatte sie viel Wissenswertes über die Geschichte des Ende des Zweiten Weltkrieges versenkten und danach wieder gehobenen Schiffes erfahren. Eigentlich hatte sie danach dem Ozeaneum mit seiner strahlend weißen Fassade noch einen Besuch abstatten wollen. Hatte diesen Gedanken angesichts der langen Warteschlange aber gleich wieder verworfen.

Während sie das damals Versäumte im Anschluss an ihr heutiges Treffen nachzuholen erwog, teilte ihr das Navi mit, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.

Nachdem es Leona gelungen war, einen Parkplatz für ihr Auto zu finden, steuerte sie den im Herzen der Stadt gelegenen Hansekeller an.

Die Frau, die sich ihr bei ihrer Ankunft als Hanska Krohn vorstellte, trug einen sportlichen Hosenanzug und hatte ihr blondes Haar im Nacken zu einem lässigen Knoten geschlungen. Leona fühlte sich an Catherine Deneuve erinnert. Nachdem der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte, kam Hanska Krohn sogleich auf den Grund für ihre Verabredung zu sprechen. »Sie wollen sich mit mir über das Klassentreffen unterhalten?«

Leona nickte. »Es geht um Henrike.«

»Die Ärmste«, zeigte Hanska Krohn sich erschüttert, »was für ein tragischer Unfall.«

»Deswegen bin ich hier. Um herauszufinden, ob es tatsächlich ein Unfall war.«

Diese Worte brachten Leona einen verwunderten Blick ein. »Was sollte es denn sonst gewesen sein?«

In diesem Moment kam der Kellner mit ihren Getränken.

»Es gibt Anzeichen, die dafür sprechen, dass jemand nachgeholfen haben könnte«, entschloss Leona sich unter Verweis auf ihr mit Tobias Paulsen geführtes Gespräch zu sagen, sobald er außer Hörweite war.

Man konnte sehen, wie es hinter Hanska Krohns Stirn arbeitete. »Sind Sie von der Polizei?« Sie musterte Leona aus zusammengekniffenen Augen. »Sie kamen mir gleich so bekannt vor.«

»Ich wüsste nicht, dass wir uns schon einmal begegnet wären«, erwiderte Leona in der Hoffnung, ihr Gegenüber möge sie nicht mit den über sie erschienenen Zeitungsartikeln in Verbindung bringen. »Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen«, schob sie deshalb rasch hinterher, »ich bin auf Wunsch von Henrikes Bruder hier. Wie Sie sicher wissen, führte seine Schwester die Ermittlungen im Fall der vor über 30 Jahren spurlos verschwundenen Marina Bielka.«

Auf Hanska Krohns Stirn bildete sich eine steile Falte. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«

»Henrikes Bruder glaubt, dass seine Schwester bei ihren Nachforschungen auf etwas gestoßen sein könnte, was die Polizei damals übersehen und sie damit für denjenigen, der für Marinas Verschwinden verantwortlich ist, zu einer potenziellen Gefahr gemacht hat«, präzisierte Leona. »Und dass sie deshalb sterben musste. Allerdings gibt es bislang keinerlei Beweise, die diese Vermutung untermauern.«

Das musste Hanska Krohn erst einmal sacken lassen. Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, kam ihr Essen.

»Ich nehme an, es gibt einen Grund, weshalb Sie mir das alles erzählen?«, nahm Henrikes ehemalige Mitschülerin das Gespräch danach wieder auf.

Leona nickte. »Bei den Unterlagen, die Tobias Paulsen mir zur Verfügung gestellt hat, befand sich auch eine Liste mit sämtlichen Teilnehmern des Klassentreffens. Aus irgendeinem Grund hat Henrike Ihren Namen eingekreist. Das hat mich natürlich stutzig gemacht.«

»Das könnte mit unserem letzten Gespräch zusammenhängen«, sinnierte Hanska Krohn, der plötzlich eine gewisse Anspannung anzumerken war. »Als Henrike mich beim Klassentreffen auf Marinas Verschwinden ansprach, ist mir nämlich noch etwas eingefallen.«

Interessiert beugte Leona sich nach vorn: »Darf ich fragen, was das war?«

»Es ging um einen unserer ehemaligen Lehrer. Um Detlev Hofer. Er hat uns damals Nachhilfe in Mathe gegeben. Ein Fach, das mir nie besonders lag und in dem ich mich gerne verbessert hätte«, meinte sie in Anspielung auf die bevorstehenden Abiturprüfungen.

Das Flackern in den Augen ihres Gegenübers zeigte Leona, dass ihr das Thema aus irgendeinem Grund unangenehm war. »Klingt, als ob Sie nicht die Einzige waren, die sein Angebot in Anspruch genommen hat«, hakte sie vorsichtig nach.

»Marina ... sie ... nun ... sie ist auch bei ihm gewesen. Allerdings habe ich dem bisher keinerlei Bedeutung beigemessen. Ganz im Gegensatz zu Henrike. Sie war wie elektrisiert, als ich ihr davon erzählt habe.«

»Wovon?«

»Von dem peinlichen Zwischenfall«, kam Hanska Krohn auf die von ihr erwähnten Nachhilfestunden zurück. »Deshalb«, beendete sie ihren Bericht, »bin ich danach auch nicht mehr hingegangen.«

»Wollen Sie darüber reden?«

»Es ... nun ... es hatte weniger mit dem Unterricht zu tun als vielmehr mit dem Lehrer.« Hanskas unfreiwilliges Eingeständnis ließ Leona schlucken. »Wollen Sie damit etwa andeuten, dass er Sie belästigt hat?« Sie musste nicht hinzufügen, dass sie dabei an einen sexuellen Übergriff dachte.

Ein zaghaftes Nicken bestätigte ihre Vermutung. »Er ... nun ... seine Worte ließen jedenfalls keinen Zweifel an seinen Absichten. Im Gegenzug für mein Entgegenkommen«, meinte Hanska Krohn mit in die Luft gezeichneten Gänsefüßchen, »wollte er mir zu einer besseren Abschlussnote verhelfen.«

»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie ihm eine Abfuhr erteilt.«

»Was denken Sie denn?«, ereiferte ihr Gegenüber sich. »Aber vielleicht hatte er bei den anderen ja mehr Glück.«

Leona brauchte einen Moment, um sich von ihrer Überraschung zu erholen. »Dann halten Sie es also für möglich, dass Marina sich auf sein Angebot eingelassen haben könnte?«, vergewisserte sie sich.

»Das hat Henrike mich auch gefragt.«

»Und was haben Sie ihr geantwortet?«

»Dass ich es nicht weiß. Tut mir leid, aber mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen.«

Es war offensichtlich, dass Hanska Krohn das Gespräch so schnell wie möglich beenden wollte. Wahrscheinlich bereute sie es bereits, sich mit ihr getroffen zu haben. Nur dass Leona keine Rücksicht darauf nehmen konnte. »Sind Ihnen außer Marina noch weitere Mitschülerinnen bekannt, denen er Nachhilfe gegeben hat?«, bohrte sie nach.

»Ich meine mich zu erinnern, dass wir...

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