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Der stumme Tod am IJsselmeer

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.03.20242024
Die deutsche Hauptkommissarin Wallis Windsbraut will ein Sabbatjahr am IJsselmeer verbringen. Nur der Leichenwagen des elterlichen Bestattungsunternehmens, der sie mit ihrem verstorbenen Vater verbindet, kommt mit. Direkt nach ihrer Ankunft geschieht ein mysteriöser Mord am Strand von Medemblik. Die Leiche verschwindet und taucht ausgerechnet in Wallis' Garten wieder auf. Als dann noch eine Urne bei ihr entdeckt wird, gerät sie ins Visier der niederländischen Polizei ...

Doris Althoff ist Kommunikationswirtin und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der ehemaligen Burg Pungelscheid (Sauerland), in deren Burgkeller sie sporadisch auch Lesungen und musikalische Veranstaltungen durchführt. Sie schreibt seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Autorengruppen, gewann mehrere Literaturwettbewerbe mit ihren Kurzgeschichten und Krimis, die in vielen Anthologien erschienen sind. 2017 hat sie ein Kinderbuch veröffentlicht, 2023 einen Thriller. So oft wie möglich verbringt Doris Althoff Zeit an ihrem Sehnsuchtsort, dem IJsselmeer, an welchem auch ihre regionale Krimiserie mit Wallis Windsbraut spielt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextDie deutsche Hauptkommissarin Wallis Windsbraut will ein Sabbatjahr am IJsselmeer verbringen. Nur der Leichenwagen des elterlichen Bestattungsunternehmens, der sie mit ihrem verstorbenen Vater verbindet, kommt mit. Direkt nach ihrer Ankunft geschieht ein mysteriöser Mord am Strand von Medemblik. Die Leiche verschwindet und taucht ausgerechnet in Wallis' Garten wieder auf. Als dann noch eine Urne bei ihr entdeckt wird, gerät sie ins Visier der niederländischen Polizei ...

Doris Althoff ist Kommunikationswirtin und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der ehemaligen Burg Pungelscheid (Sauerland), in deren Burgkeller sie sporadisch auch Lesungen und musikalische Veranstaltungen durchführt. Sie schreibt seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Autorengruppen, gewann mehrere Literaturwettbewerbe mit ihren Kurzgeschichten und Krimis, die in vielen Anthologien erschienen sind. 2017 hat sie ein Kinderbuch veröffentlicht, 2023 einen Thriller. So oft wie möglich verbringt Doris Althoff Zeit an ihrem Sehnsuchtsort, dem IJsselmeer, an welchem auch ihre regionale Krimiserie mit Wallis Windsbraut spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839279328
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.03.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.1
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14005185
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


17
SEVENTIEN
Die seltsame Ladung
De vreemde lading

Wallis war nur sehr kurz in einen tiefen Schlaf gefallen. Als sie aufwachte, taten ihr alle Muskeln weh. Die Geschehnisse der letzten Stunden waren sofort präsent. Sie konnte wieder klar denken, ganz so, wie sie es eigentlich von sich selbst gewohnt war. Nun hieß es, den scharfen Verstand zu nutzen. Sie kochte sich eine Tasse Kaffee, nahm ihre Zigaretten und ging nach draußen in den Garten. Auf dem Deich gingen einige Menschen mit ihren Hunden in der Mittagssonne spazieren, Kinder kicherten irgendwo. Sie blickte sich um. Zum Glück waren die umstehenden Chalets momentan nicht bewohnt. Sonst wäre diese Aktion so nicht möglich gewesen, dachte sie. Aber bevor ihre Gedanken weiter abschweifen konnten, konzentrierte sie sich auf das neu angelegte Blumenbeet. Die Blumen wirkten lieblos in die Erde gesetzt, auch die Form des Beetes machte keinen Sinn. Lange würde es nicht so bleiben können, ohne jemandem aufzufallen.

Sie setzte sich auf die Bank und steckte sich eine Zigarette an. Augenblicklich wurde ihr übel und sie machte sie wieder aus. Wer hatte einen Grund dazu, ihr eine Leiche vor das Haus zu legen? Warum überhaupt war der Tote nicht in der Gerichtsmedizin? War er von da entwendet worden? Oder erst gar nicht dort gewesen? Daran, dass es sich um den alten Mann aus Medemblik handelte, hatte Wallis aufgrund der Verletzungen an Kopf und Brustraum kaum Zweifel. Warum sollte es auch noch einen Toten geben? In Gedanken ließ sie die letzten Tage Revue passieren. Sie kannte doch niemanden hier. Wer sollte ihr etwas Böses wollen? Oder war es Zufall, dass jemand ihn hier abgelegt hatte? Wollte der Täter ihn woanders hinbringen und war gestört worden? Lag eine Verwechslung vor? Galt die Aktion vielleicht der alten Besitzerin des Chalets? Das Boot vom vorherigen Abend fiel Wallis ein. Hatte es den Toten hierhergebracht? Die Geräusche in der Nacht. Hatte sie nicht das Gefühl gehabt, dass jemand über den Muschelweg gegangen, sogar etwas hinter sich hergezogen hatte?

Plötzlich kamen Wallis Zweifel, richtig gehandelt zu haben. Wenn die Aktion gar nicht für sie bestimmt war, wovon sie eigentlich ausgehen musste, hätte sie keinen Grund, die Leiche verschwinden zu lassen und sich unnötig in Gefahr zu begeben. Was hatte sie sich schließlich vorzuwerfen? Sie hatte als Touristin einen Tatort verlassen, von dem sie nicht wusste, was dort vorgefallen war. Und als Hauptkommissarin im Urlaub hatte sie allen Grund dazu, Verbrechen aus dem Weg zu gehen. Dafür würde jeder Verständnis haben. Eine niederländische Kommissarin hatte sie mit einer Urne gesehen. Und sie fuhr eben einen Leichenwagen. Na und? Das konnte einem alles etwas seltsam erscheinen, war aber nichts Illegales. Das Einzige, das schlimm war, war, eine Leiche verschwinden zu lassen. »Verschleierung einer Straftat, Verdunkelung von Beweisen, Strafvereitelung §258 StGB«, hörte sie den Staatsanwalt sagen. Vielleicht sollte sie die Leiche wieder ausbuddeln, diese Kommissarin von gestern anrufen und ihr alles erklären. Sie ging ins Haus, holte die Visitenkarte. Fleur van den Berg hieß die Inspektorin. Was würde passieren? Sie würde verhört werden wie eine Angeklagte, alles würde sich wahrscheinlich herumsprechen, man würde sie eventuell beobachten - vorbei wäre es mit einem friedlichen Sabbatjahr in Holland, vielleicht überhaupt mit unbeschwerter Zeit am Sehnsuchtsort Andijk. Und was war, wenn doch jemand ihr etwas unterschieben wollte, warum auch immer? Wenn er weitermachen würde? 

Endlich riss das Geräusch eines Motors sie aus ihren trüben Gedanken. Sie stand auf und ging zu dem blauen Passat ihres Kollegen, der direkt neben ihrem Wagen geparkt hatte. Er stieg aus und breitete die Arme aus, in die Wallis sich gerne begab. 

»Danke, dass du sofort gekommen bist, Paul.«

»Du hast mir keine Alternative gelassen, Erpressung §253 (StGB)«, sagte er lachend.

»Auch das noch«, antwortete sie, »ich habe schon gegen 258 verstoßen.«

Paul Fuchs wurde ernst.

»Was hast du gemacht, Wallis? Kann ich dich denn gar nicht alleine lassen?«

»Komm«, sagte sie, nickte in Richtung Haus und ging voran. Er folgte ihr. Als sie das Chalet betraten, sagte Wallis: »Zweite Tür links.«

Der Kollege schaute sie ein wenig verwirrt an.

»Na, das Klo, Paul.«

*

»Du hast was?«, fragte Paul kurz darauf und stellte seine Kaffeetasse so abrupt auf dem Tisch ab, dass der Kaffee überschwappte. Paul Fuchs setzte sich aufrecht hin. Er erschien Wallis mit seinen 1,80 Meter nun fast wie zwei Meter. Er fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen, dunklen, etwas grau melierten Haare, einige von ihnen blieben stehen.

»Das hast du nicht wirklich gemacht!«

»Paul, wie lange kennst du mich? Acht Jahre? Oder sind es schon neun? Du weißt, dass ich selten etwas Unüberlegtes mache, aber es erschien mir in dem Augenblick das einzig Richtige zu sein.«

Paul Fuchs schüttelte den Kopf, stand auf und ging zur Haustür. Wallis sah durch die große Glastür, dass er nach hinten in den Garten ging. Kurz darauf kam er wieder, ließ sich auf den Stuhl fallen und sagte: »Sag, dass das ein Film ist.«

»Ich wünschte, es wäre so«, antwortete sie und atmete tief durch.

»Und du hast null Idee, wer der Tote ist? Wer ihn ermordet haben könnte und was du damit zu tun hast?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Will sich jemand an dir rächen?«

Wallis zuckte mit den Schultern.

»Wer denn?«, fragte sie ratlos. Paul legte seine Hand auf ihre Schulter. »Scheiße, Mann. Die Frage ist, was machen wir jetzt mit dem?«

»Das frage ich mich auch die ganze Zeit. Im IJsselmeer versenken, vielleicht?« Sie schluckte, so sehr erschraken sie ihre eigenen Worte.

»Aber, wenn du sagst, dass er gestern Morgen an diesem Strand gefunden wurde und die niederländische Polizei dabei war, dann kann das doch nur bedeuten, dass er in die Pathologie überführt wurde und von da gestohlen wurde, oder? Wer kommt denn da rein? Überleg doch mal, wie das bei uns wäre. Meinst du, aus unserem Keller könnte man eine Leiche klauen?«

»Ausgeschlossen«, erwiderte Wallis, »da könnte man kaum ´ne Tasse mitnehmen.«

»Eben«, nickte Paul, »also kann ihn nur jemand, der befugt dazu ist, mitgenommen haben.«

»Aber wer ist befugt dazu, ein Mordopfer, das erst seit einigen Stunden auf dem Tisch liegt, zu entfernen? Und warum?«

»Und dann nicht einmal in einer Zinkwanne, sondern in einer Plane«, entgegnete Wallis kopfschüttelnd.

»Die- oder derjenige könnte die Leiche ja umgepackt haben, um sie einfacher transportieren zu können. Oder zumindest unauffälliger.«

»Oder«, sagte Wallis, »sie war erst gar nicht in der Pathologie.«

»Aber ich dachte, du hättest gesehen, dass die Polizei am Fundort war.«

»Da standen einige Menschen gestern Morgen. Ich kannte ja niemanden, deshalb kann ich nicht sagen, wer dabei war. Aber diese Fleur van den Berg war gestern hier und hat mir gesagt, dass sie einen Toten gefunden und mich dort gesehen haben.«

»Wieso kannten die dich überhaupt? Und wissen, wo du wohnst?«

»Sie haben mich mit meinem Auto wegfahren sehen. Ich bin zügig abgehauen, weil ich nichts damit zu tun haben wollte. Wo ein Leichenwagen hingehört, spricht sich wahrscheinlich schnell rum.«

Paul nickte. »Da passt ja nix zusammen, oder?«

»Nein, ich fühle mich auch wie in einem schlechten Film.«

»Die Frage ist, was machen wir jetzt mit der Leiche?«, sagte Paul und trank einen Schluck Kaffee.

»Vielleicht sollten wir sie in der Nähe der Polizeiwache ablegen. Dort gehört sie ja hin. Dann kann alles seinen Weg gehen und der alte Mann kann wenigstens beerdigt werden.«

»Ja, und wenn sie die Leiche endlich haben oder wiederhaben, wie auch immer, geben sie vielleicht Ruhe. Falls sie von dort oder vom Fundort verschwunden ist, werden sie wahrscheinlich weiter nach ihr suchen. Und da du ihnen schon mal aufgefallen bist, stünden sie sicher bald wieder auf der Matte.«

»Aber wo sollen wir sie ablegen? Das Polizeigebäude könnte kameraüberwacht sein.«

»Vielleicht in einer Nebenstraße?«, fragte Paul etwas zögerlich.

»Stell dir mal vor, die findet ein Kind.«

»Hmm. Ist dieses Medemdings...«

»Medemblik«, verbesserte Wallis.

»Ist das ein großer Ort?«

»Nein, ziemlich klein.«

»Dann gibt es da bestimmt keine Kameras.«

»Ich weiß nicht. Eine Leiche zur Polizei bringen hat was von Eulen nach Athen tragen.«

»Vielleicht sollten wir sie an den Fundort zurückbringen.«

Wallis rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.

»Ich würde sie gerne wieder ausbuddeln, ins Auto legen und das Beet so herrichten, dass es nach Beet aussieht. Morgen ist Freitag. Dann ist Anreisetag, und manchmal kommen Nachbarn über das Wochenende.«

»Aber jetzt im Hellen? Sollen wir nicht etwas warten, bis es dunkel ist?«

Paul blickte aus dem Fenster und zeigte auf ein Pärchen, das eng umschlungen über den Deich spazierte.

»Es sind momentan nicht viele Leute hier. Ich würde den Pfosten vorne rausmachen, das haben wir für den Umbau auch gemacht, damit die Handwerker vor das Haus fahren konnten. Und dann können wir mit dem Wagen rückwärts bis unter das Dach des Durchgangs fahren. Hinten im Garten kann man uns nur vom Deich sehen, oder wenn jemand den Muschelweg hergeht. Das können wir vorher abklopfen,...

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