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Fandorin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
289 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am26.04.20121. Auflage
Der Auftakt der grandiosen Reihe um Erast Fandorin.

Russland 1876: Erast Fandorin ist ein junger Mann von unwiderstehlichem Charme. Er bezaubert nicht nur die Moskauer und St. Petersburger Damenwelt, er überzeugt auch höchste russische Kreise von seinem Können - durch erstaunliche Kombinationsgabe und geschicktes Vorgehen gegen die internationale Verbrecherwelt. Kein Gauner ist ihm gewachsen - eine große Karriere ist ihm sicher ...

'Prall gefüllt mit Liebe und Eifersucht, Mord und Totschlag, Doppelspielen und Weltverschwörungen.' FAZ.

'Ein absolut kultverdächtiger Historienheld.' Brigitte.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
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Produkt

KlappentextDer Auftakt der grandiosen Reihe um Erast Fandorin.

Russland 1876: Erast Fandorin ist ein junger Mann von unwiderstehlichem Charme. Er bezaubert nicht nur die Moskauer und St. Petersburger Damenwelt, er überzeugt auch höchste russische Kreise von seinem Können - durch erstaunliche Kombinationsgabe und geschicktes Vorgehen gegen die internationale Verbrecherwelt. Kein Gauner ist ihm gewachsen - eine große Karriere ist ihm sicher ...

'Prall gefüllt mit Liebe und Eifersucht, Mord und Totschlag, Doppelspielen und Weltverschwörungen.' FAZ.

'Ein absolut kultverdächtiger Historienheld.' Brigitte.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841201546
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum26.04.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten289 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2408 Kbytes
Artikel-Nr.1138321
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Erstes Kapitel,
in welchem von einer zynischen Eskapade die Rede ist

Am Montag, dem 13. Mai 1876, in der dritten Nachmittagsstunde eines sommerlich warmen Frühlingstages, kam es im Alexandergarten unter den Augen zahlreicher Zeugen zu einem unerhörten, gegen alle Regeln verstoßenden Vorfall.

Viel vornehmes Publikum erging sich um diese Zeit auf den Parkwegen, unter blühendem Flieder, zwischen Beeten mit leuchtend roten Tulpen: Damen mit Sonnenschirmchen aus Spitze (vorbeugend gegen Sommersprossen), Gouvernanten mit Knaben in Matrosenanzügen und gelangweilt dreinblickendes junges Volk in modischen Cheviotröcken oder Sakkos englischer Fasson. Nichts, was bevorstehende Unannehmlichkeiten hätte ahnen lassen, im Gegenteil: Faule Zufriedenheit und froher Müßiggang lagen in der von prallen Frühlingsdüften geschwängerten Luft. Die Sonne brannte ordentlich, alle im Schatten befindlichen Bänke waren belegt.

Auf einer von ihnen, unweit der künstlichen Grotte gelegen und jenem Außenzaun zugewandt, hinter dem die Neglinnaja-Straße begann und die gelbe Mauer der Manege sich abhob, hatten zwei Damen Platz genommen. Die eine, sehr jung noch (wohl besser Fräulein als Dame zu nennen), las in einem Buch mit saffianledernem Einband und schaute nur hin und wieder gedankenverloren in die Runde. Die zweite, weitaus älter, in gediegenem dunkelblauem Baumwollkleid und praktischen halbhohen Schnürschuhen, strickte konzentriert, die Nadeln gemessen handhabend, an einem giftrosa Etwas - nicht ohne den Kopf beständig nach rechts und nach links zu drehen, so daß ihren flinken Augen wohl nichts entging, was nur irgendwie Beachtung verdiente.

Kein Wunder also, daß ihr der junge Mann in den engen, karierten Hosen, dem lässig über der weißen Weste aufgeknöpften Rock und dem breitkrempigen Schweizer Hut gleich ins Auge gesprungen war. Allzu auffällig die Art, wie er den Parkweg entlangging: immer aufs neue stehenbleibend und wie nach jemandem Ausschau haltend, dann wieder anfallartig ein paar Schritte vorwärtspreschend, um erneut in Reglosigkeit zu verharren. Unversehens nun richtete dieses derangierte Subjekt den Blick auf unsere Damen - und als wäre im selben Moment ein Entschluß gefallen, kam es mit ausholenden Schritten auf sie zu. Vor der Bank blieb das Subjekt stehen und rief, dem Fräulein zugewandt, in närrischem Falsett: »Verehrteste! Hat Ihnen schon jemand gesagt, daß Ihre Schönheit unerträglich ist?«

Das Fräulein, in der Tat ein bezaubernd schönes Wesen, starrte den Frechling an, der schmale, erdbeerrote Mund stand ihr vor Schreck ein wenig offen. Selbst ihre reifere Begleiterin war verdutzt ob dieser unerhörten Taktlosigkeit.

»Ein Blick hat genügt, ich bin wie vom Blitz getroffen!« fistelte der fremde junge Mann, der durchaus nicht unansehnlich war: das Haar an den Seiten modisch gestutzt, blasse, hohe Stirn, braune Augen, blitzend vor Erregung. »Erlauben Sie, daß ich auf Ihr unschuldiges Haupt einen noch unschuldigeren Kuß pflanze, einen Bruderkuß nur!«

»Mein Herr, Sie sind ja völlig betrunken!« protestierte die Dame mit dem Strickzeug, deren deutscher Akzent hiermit zum Vorschein kam.

»Betrunken vor Liebe, nichts sonst!« versicherte der Frechling und fuhr mit derselben unnatürlichen, irgendwie blökenden Stimme das Fräulein zu bedrängen fort: »Nur einen einzigen Kuß - sonst lege ich auf der Stelle Hand an mich!«

Das Fräulein saß da, steif gegen die Banklehne gepreßt, und drehte das Lärvchen der Beschützerin zu, die wiederum, der heiklen Situation zum Trotz, Geistesgegenwart bewies.

»Machen Sie unverzüglich, daß Sie wegkommen! Sie sind übergeschnappt!« schrie sie und reckte ihr Strickzeug, aus dem die Nadeln martialisch hervorragten, gegen den Fremden. »Ich rufe den Parkwächter!«

Und nun geschah etwas gänzlich Unfaßbares.

»Aha! Man weist mich also ab!« heulte der junge Mann mit gespielter Verzweiflung, legte den Arm theatralisch vor die Augen und zog aus der Innentasche seines Rockes blitzschnell einen kleinen, schwarzglänzenden Revolver. »Wie kann es sich da noch zu leben lohnen? Ein Wort von Ihnen, und ich werde leben! Ein Wort von Ihnen, und ich falle tot um!« ging er das Fräulein flehend an, das, selbst mehr tot als lebendig, auf der Bank saß. »Sie schweigen? Dann leben Sie wohl!«

Natürlich erregte der mit der Waffe herumfuchtelnde Herr inzwischen Aufsehen. Mehrere Personen, die gerade in der Nähe waren - eine beleibte Dame mit Fächer in der Hand, ein gravitätischer Herr mit Annenkreuz um den Hals, zwei Pensionatsschülerinnen in gleichen braunen Kleidchen und Pelerinen -, standen wie angewurzelt, und selbst draußen vor dem Zaun, auf dem Trottoir, war ein Student aufmerksam geworden. Mit einem Wort, man durfte erwarten, daß der skandalösen Szene in kürzester Zeit ein Ende bereitet würde.

Das Weitere geschah so schnell, daß niemand einzuschreiten vermochte.

»Nun denn!« brüllte der betrunkene (oder auch übergeschnappte) junge Mann, streckte die Hand mit dem Revolver merkwürdig hoch über den Kopf und ließ die Trommel kreisen, dann setzte er sich die Mündung an die Schläfe.

»Sie Clown! Sie Hanswurst!« zischte die tapfere Deutsche.

Das Gesicht des jungen Mannes, ohnehin blaß, wurde aschfahl bis grünlich, er biß sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen. Das Fräulein schloß sicherheitshalber die ihren.

Recht getan! Ein grauenhafter Anblick blieb ihr mithin erspart. In dem Moment, da der Schuß fiel, wurde der Kopf des Selbstmörders jäh zur Seite gerissen, und aus dem Einschußloch knapp oberhalb des linken Ohrs spritzte eine dünne weißlich-rote Fontäne.

Was folgte, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Zunächst ließ die Deutsche einen empörten Blick schweifen, als wollte sie sich der Zeugenschaft aller Umstehenden in dieser unsäglichen Szene versichern, und fing sodann durchdringend zu kreischen an, womit sie dem schon einige Sekunden währenden Quietschen der Schülerinnen und der beleibten Dame eine neue Stimmlage hinzufügte. Das Fräulein hing besinnungslos auf der Bank - ehe sie in Ohnmacht gefallen war, hatte sie es immerhin noch fertiggebracht, für einen Augenblick die Augen zu öffnen. Von allen Seiten kamen Leute gerannt, wohingegen der Student hinter dem Zaun, eine empfindsame Natur, sich beeilte, die Straße zu überqueren und in Richtung Mochowaja davonzukommen.

Xaveri Feofilaktowitsch Gruschin, leitender Ermittlungsbeamter des Kriminalamts beim Moskauer Oberpolizeipräsidenten, atmete geräuschvoll auf, als er den Rapport über wichtige Verbrechensfälle vom Vortag nach links auf den Stapel »Inspiziert« ablegte. In keinem der vierundzwanzig Polizeireviere dieser sechshunderttausend Seelen zählenden Stadt war im Laufe des dreizehnten Mai etwas vorgefallen, was die Einschaltung der obersten kriminalpolizeilichen Behörde erfordert hätte. Ein Totschlag infolge Rauferei zwischen betrunkenen Fabrikarbeitern (der betreffende Delinquent war noch am Tatort festgenommen worden), zwei Raubüberfälle auf Fuhrleute (damit sollten die Reviere gefälligst selbst zu Rande kommen) und das Verschwinden von siebentausendachthundertdreiundfünzig Rubeln, siebenundvierzig Kopeken aus der Kasse der Russisch-Asiatischen Bank (eindeutig ein Fall für Anton Semjonowitsch, Abteilung Kommerzialdelikte) - alles nicht der Rede wert. Gottlob verschonte man die Behörde inzwischen weitgehend mit Taschendiebstählen, erhängten Stubenmädchen und ausgesetzten Wickelkindern - dafür gab es neuerdings den »Polizeilichen Sammelrapport über besondere städtische Vorkommnisse«, der allnachmittäglich von den Revieren abgefordert wurde.

Xaveri Gruschin gähnte herzhaft und sah über sein Pincinez hinweg auf seinen Schriftführer, den Beamten im vierzehnten Rang Erast Petrowitsch Fandorin, der den fälligen Wochenbericht an den Herrn Oberpolizeipräsidenten nunmehr zum dritten Mal abschrieb. Macht nichts, dachte Gruschin, soll er sich von der Pike auf an die nötige Akkuratesse gewöhnen, später einmal wird er es uns danken. Fehlte noch, daß der nach der neuesten Mode verfuhr und dem Herrn Vorgesetzten etwas mit der Stahlfeder hinkleckste. Nein, mein Lieber, so viel Zeit muß sein: hübsch ordentlich, bis in die letzten Kringel und Schnörkel hinein, mit der Gänsefeder geschrieben, in alter, ziemlicher Manier. Seine Exzellenz waren noch unter Zar Nikolaus I. groß geworden und hielten etwas von amtlicher Ordnung und Disziplin.

Xaveri Gruschin wünschte seinem neubestallten jungen Schriftführer gewiß nichts Böses, im Gegenteil, er empfand ein väterliches Mitgefühl. Denn das mußte man sagen: Das Schicksal war bislang recht hart mit ihm umgesprungen. Mit neunzehn war er Vollwaise geworden - die Mutter kannte er ohnehin nicht, und kürzlich hatte nun der Vater, ein Brausekopf, das Zeitliche gesegnet, nachdem sein Vermögen in windigen Projekten aufgegangen war: Im Eisenbahnfieber war er zu schnellem Reichtum gekommen, im Bankenfieber wurde er ihn wieder los. Nicht wenige ehrbare Leute waren vor Jahresfrist, als eine kommerzielle Bank nach der anderen pleite ging und die sichersten Anlagen über Nacht Makulatur wurden, an den Bettelstab geraten. So hatte auch Oberleutnant a. D. Fandorin, als ihn ein Herzschlag dahinraffte, seinem Sohn nichts außer ungedeckten Wechseln hinterlassen. Der Junge hätte das Gymnasium beenden und an die Universität gehen sollen, statt dessen war er nun aus der Obhut des Vaterhauses auf die Straße geschleudert worden, wo er sich sein kärgliches Brot selbst verdienen mußte. Xaveri Gruschin grunzte mitfühlend. Die...
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Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

"Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... " Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.