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Russisches Poker

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am22.08.20121. Auflage
Hat Fandorin, inzwischen Hofrat und Beamter für Sonderaufträge beim Generalgouverneur von Moskau, nun doch noch seinen Meister gefunden?

In Moskau geht ein Betrüger um, der die gerissensten Gaunerstücke inszeniert und vor nichts zurückschreckt, wenn sich nur ordentlich Geld scheffeln läßt. Er scheint Fandorin, was Tricks, Einfälle und Verkleidungskünste angeht, durchaus ebenbürtig und entwischt dem Hofrat mehrmals. Von Fandorin und seinem Team wird höchster Einsatz verlangt bei diesem Pokerspiel ...

Boris Akunin genießt in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität und wurde 2001 zum Schriftsteller des Jahres gewählt. Seine Bücher um Erast Fandorin, der inzwischen auch in Deutschland zur Kultfigur geworden ist, wurden bereits in 17 Sprachen übersetzt.

'Boris Akunin ist ein kriminell guter Schriftsteller neuen Typs. Die Liebhaber gebildeter Unterhaltung haben ihren Autor gefunden.' F.A.Z.

'Boris Akunin setzt auf Tempo und feine Ironie. Empfehlenswert.' Westdeutsche Allgemeine Zeitung.

'Ein absolut kultverdächtiger Historienheld.' Brigitte.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
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Produkt

KlappentextHat Fandorin, inzwischen Hofrat und Beamter für Sonderaufträge beim Generalgouverneur von Moskau, nun doch noch seinen Meister gefunden?

In Moskau geht ein Betrüger um, der die gerissensten Gaunerstücke inszeniert und vor nichts zurückschreckt, wenn sich nur ordentlich Geld scheffeln läßt. Er scheint Fandorin, was Tricks, Einfälle und Verkleidungskünste angeht, durchaus ebenbürtig und entwischt dem Hofrat mehrmals. Von Fandorin und seinem Team wird höchster Einsatz verlangt bei diesem Pokerspiel ...

Boris Akunin genießt in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität und wurde 2001 zum Schriftsteller des Jahres gewählt. Seine Bücher um Erast Fandorin, der inzwischen auch in Deutschland zur Kultfigur geworden ist, wurden bereits in 17 Sprachen übersetzt.

'Boris Akunin ist ein kriminell guter Schriftsteller neuen Typs. Die Liebhaber gebildeter Unterhaltung haben ihren Autor gefunden.' F.A.Z.

'Boris Akunin setzt auf Tempo und feine Ironie. Empfehlenswert.' Westdeutsche Allgemeine Zeitung.

'Ein absolut kultverdächtiger Historienheld.' Brigitte.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841201584
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum22.08.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1200928
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Der »Pikbube« außer Rand und Band

Auf der ganzen weiten Welt gab es keinen unglücklicheren Menschen als Anissi Tulpow. Na, vielleicht irgendwo in Schwarzafrika oder Patagonien, aber in geringerer Entfernung kaum.

Urteilen Sie selbst. Erstens der Vorname. Haben Sie schon mal gehört, daß ein vornehmer Mann, Kammerjunker oder wenigstens Abteilungsvorsteher, Anissi geheißen hätte? Der Name roch ja förmlich nach ewigem Lämpchen, nach Pfaffentum.

Und der Nachname! Zum Totlachen. Diesen unglückseligen Namen hatte der Urgroßvater, ein dörflicher Küster, seiner Familie eingebrockt. Als Anissis Ahnherr das geistliche Seminarium besuchte, war der Vater Rektor auf die Idee verfallen, die mißtönenden Namen der künftigen Kirchendiener durch Gott wohlgefällige zu ersetzen. Um der Einfachheit und Bequemlichkeit willen benannte er einen Jahrgang der Seminaristen nach Kirchenfeiertagen, einen anderen nach Früchten, und der Jahrgang des Urgroßvaters hatte das Blumenjahr erwischt: Einer hieß fortan Hyanzinthow, einer Balsaminow, einer Ranunkelow. Tulpow ging ja noch an, das war besser als womöglich Pusteblumow.

Aber der Name war noch nicht das Schlimmste. Erst das Aussehen! Schon die Ohren: Sie starrten nach den Seiten wie Nachttopfhenkel. Wenn er sie mit der Schirmmütze andrückte, befreiten sie sich eigenwillig und standen ab, als wollten sie der Mütze von unten Halt geben, sie waren gar zu federnd und knorpelig.

Früher hatte Anissi manchmal lange vor dem Spiegel gestanden, hatte sich hin und her gedreht und die Haare, die er extra lang wachsen ließ, nach beiden Seiten gekämmt, um seine abstehenden Ohren zu verdecken. Und das half auch, zumindest eine Zeitlang. Als jedoch vor drei Jahren Pickel sein ganzes Gesicht übersäten, hatte Tulpow den Spiegel auf den Dachboden geräumt, denn er konnte seine widerliche Visage einfach nicht mehr sehen.

Er stand immer vor Tau und Tag auf, im Winter sogar zu nachtschlafender Zeit, denn er hatte einen weiten Weg zu seinem Dienst. Das Häuschen, das er von seinem Vater, dem Diakon, geerbt hatte, stand auf dem Nutzland des Pokrowski-Klosters, unweit des Spasskaja-Tors. Durch die Pustaja-Straße, über die Taganka, vorbei am verrufenen Chitrowka-Viertel hatte er zur Gendarmerieverwaltung eine gute Stunde stramm zu gehen. Und wenn, wie heute, leichter Frost herrschte und Glatteis war, dauerte es noch länger, denn in den verschlissenen Halbstiefeln und dem dünnen Mäntelchen kam er nicht gut voran. Die Zähne klapperten, und er dachte an bessere Zeiten zurück, an die sorglose Jugend, an seine Mutter, Gott hab sie selig.

Ein Jahr zuvor, als Anissi bei der Geheimpolizei anfing, war es viel leichter gewesen. Sein Gehalt betrug achtzehn Rubel plus Überstundengeld plus Nachtzuschläge, und manchmal kamen sogar noch Reisespesen dazu. So läpperten sich in manchen Monaten bis zu fünfunddreißig Rubelchen zusammen. Aber Tulpow, der Unglücksrabe, konnte sich auf dem einträglichen Posten nicht halten. Oberstleutnant Swertschinski persönlich erklärte ihn zu einem Versager und einem Blindgänger. Als erstes wurde ihm vorgeworfen, daß er seinen Beobachtungsposten verlassen hatte (und wie hätte er ihn nicht verlassen sollen, um kurz nach Hause zu laufen, wo seine Schwester Sonja seit dem Morgen noch nichts zu essen bekommen hatte?). Doch am schlimmsten war, daß er eine gefährliche Revolutionärin entwischen ließ. Während eines Einsatzes zwecks Aufhebung einer konspirativen Wohnung stand er auf dem Hinterhof, nur für alle Fälle, zur Absicherung, denn da er noch sehr jung war, hatten sie ihn zur Festnahme nicht eingesetzt. Und da mußte es geschehen, daß den Verhaftern, gewiegten Bullen, Meistern ihres Fachs, eine kleine Studentin entschlüpfte. Anissi sah ein Fräulein mit Brille auf sich zugelaufen kommen, das Gesicht verstört, verzweifelt. Er rief »Halt!«, konnte sich aber nicht entschließen zuzugreifen - gar zu dünne Ärmchen hatte das Fräulein. Er stand da wie ein Ölgötze und glotzte ihr hinterher, stieß nicht mal in seine Pfeife.

Für dieses himmelschreiende Versäumnis wollten sie ihn gänzlich aus dem Dienst kanten, aber sein Vorgesetzter erbarmte sich des Waisenjungen und degradierte ihn nur zum Botengänger. Damit hatte Anissi nun einen winzigen Posten inne, geradezu schmählich für einen gebildeten Menschen, der fünf Klassen der Realschule absolviert hatte. Vor allem gab es da keinerlei Hoffnung. Nun würde er sein Leben lang als armseliger Bote herumlaufen müssen, ohne einen besseren Rang erreichen zu können.

Mit zwanzig sich selbst aufgeben zu müssen ist für jedermann bitter, und das hat nicht einmal was mit Ehrgeiz zu tun. Aber mit zwölfeinhalb Rubeln auszukommen, das versuche mal einer. Anissi selbst brauchte ja nicht viel, aber wie sollte er Sonja erklären, daß die Karriere ihres jüngeren Bruders gescheitert war? Sie wollte Butter essen und Quark, und auch mit was Süßem mußte er sie dann und wann verwöhnen. Und das Feuerholz kostete heuer drei Rubel das Klafter. Sonja war zwar schwachsinnig, doch wenn sie fror, stieß sie unartikulierte Laute aus und weinte.

Anissi, bevor er aus dem Hause rannte, wechselte der Schwester noch rasch das nasse Zeug. Sie machte die Ferkeläuglein einen Spalt auf, lächelte dem Bruder verschlafen zu und lispelte: »Nissi, Nissi!«

»Bleib ruhig liegen, Dummchen, mach keinen Blödsinn«, befahl Anissi ihr mit gespielter Strenge, während er den schweren schlafheißen Körper umdrehte. Er legte die vereinbarte Zehnkopekenmünze auf den Tisch, für die Nachbarin Sytschicha, die nach Sonja zu sehen pflegte. Dann kaute er hastig einen harten Kringel, trank kalte Milch und eilte hinaus ins Dunkle, ins Schneetreiben.

Während Anissi über die verschneite Ödfläche zur Taganka lief und aller naselang ausglitt, tat er sich selber leid. Er war arm, häßlich und unbegabt, und obendrein hing ihm Sonja als lebenslange Last am Halse. Er war dazu verurteilt, weder Frau und Kinder noch ein gemütliches Heim zu haben.

Als er an der Kirche Aller Leidtragenden vorbeikam, bekreuzigte er sich wie gewohnt vor dem ewigen Lämpchen der Gottesmutter-Ikone. Diese Ikone hatte er schon als Kind geliebt, sie hing nicht im Warmen und Trockenen, sondern an der Außenwand, jeder Witterung ausgesetzt, nur ein kleines Schutzdach beschirmte sie gegen Regen und Schnee, und weiter oben war ein Holzkreuz. Das Flämmchen ging niemals aus, es brannte in einem Glas und war schon von weitem zu sehen. Das war wohltuend, zumal bei Kälte, Finsternis und Windgeheul.

Aber was war das Weiße da auf dem Kreuz?

Eine weiße Taube! Saß da, putzte mit dem Schnabel ihr Gefieder, und der Sturm machte ihr nichts aus. Anissis Mutter selig hatte sich mit Vorzeichen bestens ausgekannt, und von ihr wußte er, daß eine weiße Taube auf einem Kreuz Glück und eine unerwartete Freude verheißt. Nur, wo sollte das Glück herkommen?

Der Schneesturm fegte über die Erde. Es war scheußlich kalt.

Aber der Arbeitstag fing wirklich gar nicht so schlecht an. Der Kollegienregistrator Jegor Semjonowitsch, der die Botenmeisterei leitete, warf einen Blick auf Anissis Mäntelchen, schüttelte sein graues Haupt und erteilte ihm einen guten, weil warmen Auftrag. Tulpow brauchte nicht in alle Ecken und Enden der riesigen, winddurchheulten Stadt zu laufen, sondern nur einen Aktendeckel mit Berichten und Dokumenten zu Herrn Hofrat Erast Petrowitsch Fandorin zu bringen, dem Beamten für Sonderaufträge bei Seiner Erlaucht dem Generalgouverneur. Hinzubringen und zu warten, ob der Herr Hofrat nicht eine Rückantwort mitzugeben habe.

Das war nicht weiter schwierig. Anissi schöpfte Mut und schaffte die Akte in Windeseile hin, er kam nicht einmal dazu zu frieren. Herr Fandorin logierte gleich um die Ecke, in der Kleinen Nikitskaja, in einem eigenen Seitenflügel auf dem Besitz des Barons von Ewert-Kolokolzew.

Anissi vergötterte seit langem Herrn Fandorin. Von weitem, zaghaft, ehrfurchtsvoll, ohne jede Hoffnung, von dem großen Mann jemals wahrgenommen zu werden. Der Hofrat Fandorin genoß in der Gendarmerieverwaltung eine besondere Reputation, obwohl er einer anderen Behörde angehörte. Seine Exzellenz der Moskauer Polizeipräsident Jefim Baranow, der im Range eines Generalleutnants stand, fand gleichwohl nichts Anstößiges dabei, den Beamten für Sonderaufträge um einen vertraulichen Rat anzugehen oder ihn sogar um eine Protektion zu ersuchen.

Kein Wunder, denn jeder, der sich ein bißchen in der großen Moskauer Politik auskannte, wußte, daß das Oberhaupt der Residenzstadt, Fürst Wladimir Andrejewitsch Dolgorukoi, den Hofrat schätzte und auf seine Meinung hörte. So mancherlei wurde über den Herrn Fandorin gemunkelt, zum Beispiel daß er über die besondere Gabe verfüge, jeden Menschen zu durchschauen und jedes noch so geheimnisvolle Geheimnis blitzschnell zu enträtseln.

Der Hofrat Fandorin war das Auge des Generalgouverneurs in allen geheimen Moskauer Angelegenheiten, die der Polizei und der Gendarmerie zur Kenntnis gelangten. Darum erhielt er allmorgendlich von Generalleutnant Baranow und aus der Gendarmerieverwaltung die notwendigen Informationen - gewöhnlich ins Haus des Generalgouverneurs in der Twerskaja-Straße, manchmal aber auch nach Hause, denn er konnte sich seine Zeit selber einteilen und, wenn er es wünschte, auch mal dem Amt fernbleiben.

Eine so bedeutende Person war Herr Fandorin, doch er gab sich einfach und ohne Anmaßung. Anissi hatte ihm schon zweimal Sendungen in die Twerskaja gebracht und war hingerissen von der umgänglichen Art des einflußreichen Mannes, der einen kleinen Untergebenen nicht demütigte, sondern höflich behandelte,...
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Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

"Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... " Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.