Hugendubel.info - Die Online-Buchhandlung für Geschäftskund:innen

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Unglaubliche 12

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Oetinger Taschenbucherschienen am15.10.2020
Henriettes kleine Schwester Tessa ist 'unglaubliche 12' und mega genervt: Zwölf Jahre zu werden ist echt kein Zuckerschlecken. Ihr neues Hobby Schlagzeug finden die Eltern bestimmt nicht gut, und dann die Jungs in ihrer Schülerband: Noel ist ja süß, aber ... Zum Glück bekommt Tessa per Skype Tipps von ihrer Schwester - und die hat immerhin das Buch 'Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie 13 werden' veröffentlicht.

Heike Abidi, Jahrgang 1965, studierte Sprachwissenschaften und arbeitet heute als freiberufliche Werbetexterin und Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und Sohn in der Nähe von Kaiserslautern.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextHenriettes kleine Schwester Tessa ist 'unglaubliche 12' und mega genervt: Zwölf Jahre zu werden ist echt kein Zuckerschlecken. Ihr neues Hobby Schlagzeug finden die Eltern bestimmt nicht gut, und dann die Jungs in ihrer Schülerband: Noel ist ja süß, aber ... Zum Glück bekommt Tessa per Skype Tipps von ihrer Schwester - und die hat immerhin das Buch 'Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie 13 werden' veröffentlicht.

Heike Abidi, Jahrgang 1965, studierte Sprachwissenschaften und arbeitet heute als freiberufliche Werbetexterin und Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und Sohn in der Nähe von Kaiserslautern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783864181153
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum15.10.2020
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5280672
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

01 »Summertime Sadness«

Oder: Gestatten, Tessa, Heulsuse


Alles fängt damit an, dass Romy keinen Plan von Grammatik hat. Ich persönlich finde das überhaupt nicht schlimm. Sie ist nämlich die weltbeste Freundin, die man nur haben kann. Genauer gesagt: die ich nur haben kann! Romy bringt mich sogar dann zum Lachen, wenn ich schlecht drauf bin, und hält immer zu mir, egal, was passiert. Was kümmert es mich da, dass sie in ihren WhatsApp-Nachrichten entweder gar keine Kommas setzt oder an völlig unmöglichen Stellen? Okay, manchmal muss ich sogar rätseln, was sie meint, aber - na und? Ich finde das sogar ziemlich lustig.

Eben ist mir das Lachen allerdings im Halse stecken geblieben, als ich gelesen habe, was sie getextet hat:


Sorry ich kann, leider nicht mit dir einkaufen, gehen. Muss zur blöden Nachhilfe. Meine Oldies kennen da, kein Erbarmen. Und alles nur wegen der Fünf, in Deutsch. Voll fies. Wir holen es nach versprochen. XXX Romy


Da stehe ich also vor dem Köpenick-Center mit meinem Geburtstagsgeld in der Tasche, wild entschlossen, mir einen legendären Shoppingnachmittag mit meiner BFF zu machen, und dann sagt sie in letzter Sekunde ab.

Und das Pech geht weiter: Eben ist mir auch noch der Bus vor der Nase weggefahren, und mir bleibt nichts anderes übrig, als entweder eine Viertelstunde zu warten oder mich zu Fuß auf den Heimweg zu machen. Weil es echt kühl ist und ich eine viel zu dünne Jacke anhabe (die im warmen Einkaufszentrum perfekt gewesen wäre!), entscheide ich mich fürs Laufen. Doch ich bin noch keine dreihundert Meter weit gekommen, da fängt es auch noch an zu regnen. Ach, was sag ich: zu schütten! Wie aus Kübeln.

Paps würde jetzt sagen, das wäre ein typisches Beispiel für Murphy s Law, wonach alles, was schiefgehen kann, irgendwann auch tatsächlich schiefgeht.

Tja, keine Ahnung, wer dieser Murphy ist, vermutlich irgendein Pechvogel. Trotzdem finde ich, man sollte dieses Gesetz umbenennen. In Tessa s Law, das besagt, dass an manchen Tagen einfach alles in die Hose geht! Und was besonders nervt: Je besser so ein Tag angefangen hat, desto katastrophaler endet er â¦

 

Das beste Beispiel dafür ist heute. Schon beim Weckerklingeln war ich total gut drauf. Das hätte mich eigentlich schon misstrauisch machen sollen. Hat es aber nicht. Stattdessen bin ich gut gelaunt aus dem Bett gehüpft, habe unter der Dusche gesungen (Believer von Imagine Dragons, das mir seit Tagen nicht aus dem Ohr geht) und mir anschließend sogar die Haare geglättet. Was echt ganz schön mühsam ist, wenn man normalerweise aussieht, als hätte man in eine Steckdose gegriffen.

Dann ist Sport ausgefallen, mein Lieblingsfach, und wir hatten stattdessen Bio. Ächz. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir schon denken können, dass es mal wieder einer von diesen Tagen ist, an denen man besser im Bett geblieben wäre. Aber nein, ich war immer noch guter Dinge und habe mich auf Musik gefreut. Doch Musik ist leider ebenfalls ausgefallen, und als Vertretung kam ausgerechnet die Focker-Knecht. (Genannt: Folterknecht. Aus Gründen!) Sie hat Kopfrechenübungen mit uns gemacht, bis uns fast schwindelig wurde und ich mich nicht gewundert hätte, wenn Qualm aus meinen Ohren gekommen wäre.

Okay, da war ich bereits leicht genervt. Aber die Aussicht auf einen tollen Freundinnennachmittag hat mich sogar die Folterknecht ertragen lassen. Und dann stellt sich heraus, dass daraus nichts wird â¦

Echt zum Heulen!

Das Ganze fühlt sich an, als hätte man gerade drei Stunden lang in der Warteschlange der weltgrößten Achterbahn verbracht, nur um dann, wenn man endlich an der Reihe ist, zu erfahren, dass jetzt Feierabend gemacht wird.

Zugegeben, vielleicht steigere ich mich gerade ein bisschen rein, aber hab ich nicht allen Grund, enttäuscht zu sein? Und traurig. Und wütend â¦ auf die Kommaregeln, auf Romys Eltern, auf den Busfahrplan, auf das Wetter, auf das ganze Leben!

Kann gut sein, dass mir gerade Tränen über die Wangen laufen. Aber weil mir sowieso der Regen ins Gesicht peitscht, fällt das nicht weiter auf. Meine so mühsam geglätteten Haare kleben an mir wie Sauerkraut, und meine Jeans sind so nass, dass sie sich anfühlen, als würde jemand meine Beine mit Schmirgelpapier bearbeiten.

Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fährt jetzt noch ein fettes Angeberauto mit vollem Tempo durch eine Megapfütze, sodass ich über und über von Matschwasser durchtränkt bin.

Danke, Vollpfosten!

 

»Hast du dich im Schlamm gewälzt?«, fragt Mika, als ich endlich nach Hause komme und mir in der Diele Schuhe und Jacke abstreife, um den Weg in mein Zimmer nicht in eine Wasserrutschbahn zu verwandeln.

Typisch mein kleiner Bruder! Er sagt immer, was er denkt, und das ist selten schmeichelhaft â¦

Als Mika geboren wurde, war ich furchtbar froh, endlich nicht mehr die Jüngste in der Familie zu sein. Allerdings hab ich da nicht geahnt, dass kleine Kinder so laut und so anstrengend sind! Inzwischen ist Mika fast fünf und meistens ziemlich goldig. Aber auch immer noch anstrengend. Und vor allem plappert er ohne Pause! Er kapiert einfach nicht, dass ich manchmal einfach nur meine Ruhe will.

Oder sagen wir besser: dass ich meistens meine Ruhe will â¦

Ganz ehrlich: Die Pubertät ist die Hölle! Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und wäre wieder zehn Jahre alt. Oder noch besser: fünf. So wie Mika.

Damals war alles so einfach. Und so schön. Ich hatte noch keine Pickel, noch keine Wutanfälle und Heulattacken, und meine großen Geschwister wohnten noch zu Hause. Seit Levin und Henriette ausgezogen sind, bin ich die große Schwester und soll vernünftig sein. Tssss.

»Ich wälze dich gleich im Schlamm«, gebe ich grimmig zurück, und das ist zugegebenermaßen alles andere als erwachsen.

Mika lacht sich kringelig. Der Glückliche. Er findet sogar meine genervten Antworten witzig. Aber vor allem amüsiert er sich wohl darüber, wie ich aussehe. Ein Blick in den Garderobenspiegel verrät mir, dass sein Vergleich ziemlich treffend war. Man könnte tatsächlich glauben, ich sei eine Schlamm-Catcherin. Eine ziemlich erfolglose, mies gelaunte Schlamm-Catcherin â¦

»Das ist kein Spaß. Ich mein s ernst«, füge ich hinzu, ohne mein Brüderchen sonderlich zu beeindrucken.

»Du bist so lustig, Tessi«, kichert er.

»Nervensägenzwerg«, kontere ich und strecke ihm die Zunge raus. Blöderweise taucht genau in diesem Moment Paps auf.

»Aber Tessa«, tadelt er sanft. Jedenfalls in sanftem Tonfall - allerdings in der Lautstärke einer Schiffssirene, was daran liegt, dass er Kopfhörer auf den Ohren hat und gar nicht merkt, wie sehr er brüllt. Entweder hört er mal wieder seine heiß geliebte Entspannungsmusik oder seinen Japanisch-Sprachkurs. Warum er überhaupt eine dermaßen exotische Sprache lernen will, ist mir ein Rätsel. Na ja, egal - Hauptsache, er hat nicht mitbekommen, was ich zu Mika gesagt habe. Paps ist nämlich extrem harmoniebedürftig und verabscheut alles, was auch nur im Entferntesten an ein Schimpfwort erinnert.

»Sorry, Paps«, brülle ich zurück, um ihn zu besänftigen, denn ich habe jetzt echt keinen Nerv für eine Grundsatzdiskussion über angemessenes Verhalten gegenüber jüngeren Geschwistern. Überhaupt auf kein Gespräch - ich will einfach nur allein sein und mich in Selbstmitleid suhlen.

 

Endlich fällt meine Zimmertür hinter mir ins Schloss. Das mit dem Alleinsein hat allerdings nicht hundertprozentig geklappt - in letzter Sekunde ist Burkhard, unser Jack-Russell-Terrier, noch mit reingeschlüpft. Bestimmt hat er gespürt, dass ich mal wieder schlecht drauf bin. Dafür hat er einen sechsten Sinn.

Manchmal glaube ich, Burki ist der Einzige, der mich wirklich versteht. Henriette sagt, als sie in meinem Alter war, ging es ihr genauso. Inzwischen ist Burki zwar schon ein älterer Hundeherr und will nicht mehr so viel spielen und toben, aber er liebt es nach wie vor, auf meinem Schoß zu kuscheln und sich streicheln zu lassen. Und ich liebe es auch, denn es gibt mir Trost.

»Ach, Burki«, jammere ich, während ich mich umziehe, »wenn ich doch nur wüsste, warum ich so traurig bin.«

Denn auch wenn heute alles Mögliche schiefgelaufen ist: Eigentlich habe ich keinen Grund zu klagen. Das ist mir trotz allem klar. Ich bin zwar eine Heulsuse, aber nicht bescheuert. Natürlich gibt es massenhaft Kinder und Jugendliche, denen es tausendmal schlechter geht als mir. Die obdachlos sind oder hungern oder in einem Kriegsgebiet leben oder flüchten müssen oder â¦

Was ist mir schon Schlimmes passiert? Wir hatten heute zwei blöde Vertretungsstunden, die null Komma null Spaß gemacht haben. Und meine beste Freundin wurde zum Nachhilfeunterricht verdonnert, statt mit mir ins Einkaufszentrum gehen zu dürfen. Nicht gerade ein echtes Drama.

Trotzdem sitze ich hier (jetzt im gemütlichen, trockenen Jogginganzug und mit Burki auf dem Schoß, der sich entspannt kraulen lässt) und hab das heulende Elend.

Und warum das Ganze? Etwa alles wegen dieser dämlichen Pubertät, von der alle reden?

Henriette meint, das wäre so. Sie ist sozusagen Spezialistin für dieses Thema - nicht nur, weil sie die Pubertät gerade überstanden hat, sondern weil sie sogar darüber geschrieben hat. Als sie so alt war wie ich, hatte sie ein Blog mit dem Titel »Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie dreizehn werden«, das sogar als Buch erschienen ist. Natürlich steht ein Exemplar davon in meinem Regal; es ist auch schon...
mehr