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Nur über meine Leiche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
Tulipan Verlagerschienen am12.09.2022
Widerstand zwecklos? Denkste! Oma Traudl ist Lilas Zuhause. Schon immer wohnt sie bei ihr, in der kleinen Wohnung über ihrem Friseursalon, der so viel mehr ist, als nur ein Ort zum Haareschneiden. Nicht nur, weil dort der gesamte Kiez zusammenkommt, um sich auszutauschen, zu lachen und zu tanzen. Seitdem die »Pinken« auf dem Vormarsch sind und plötzlich nur noch Likes und Follower zählen, ist der Friseursalon zu einer Keimzelle des Widerstands geworden. Oma Traudl lässt sich doch nicht von einer Horde uniformer, seelenloser Hochglanztussis einschüchtern! Aber dann passiert das Unbegreifliche: Oma Traudl soll bei einem Unfall ums Leben gekommen sein? Lila kann es einfach nicht glauben. Warum haben die Pinken verhindert, dass sie ihre Oma noch mal sehen kann? Warum sind sie so hinter ihrem Erbe, dem Friseursalon, her? Da stimmt doch etwas nicht. Mit der Hilfe ihrer besten Freunde und der Unterstützung des gesamten Kiezes kommt Lila der riesigen Ungerechtigkeit auf die Spur.

Beate Dölling, 1961 in Osnabrück geboren, ist Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendromane, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Außerdem schreibt sie für das Deutschlandradio Hörspiele und Geschichten und gibt Schreibworkshops. Beate Dölling lebt in Berlin und Spanien. Tine Schulz, geboren in Anklam, studierte Kommunikationsdesign und Illustration in Wismar. Sie arbeitet als freie Illustratorin für Verlage, Magazine und zeichnet gerne live auf Veranstaltungen. Sie lebt an und in der Ostsee rund um Rostock.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWiderstand zwecklos? Denkste! Oma Traudl ist Lilas Zuhause. Schon immer wohnt sie bei ihr, in der kleinen Wohnung über ihrem Friseursalon, der so viel mehr ist, als nur ein Ort zum Haareschneiden. Nicht nur, weil dort der gesamte Kiez zusammenkommt, um sich auszutauschen, zu lachen und zu tanzen. Seitdem die »Pinken« auf dem Vormarsch sind und plötzlich nur noch Likes und Follower zählen, ist der Friseursalon zu einer Keimzelle des Widerstands geworden. Oma Traudl lässt sich doch nicht von einer Horde uniformer, seelenloser Hochglanztussis einschüchtern! Aber dann passiert das Unbegreifliche: Oma Traudl soll bei einem Unfall ums Leben gekommen sein? Lila kann es einfach nicht glauben. Warum haben die Pinken verhindert, dass sie ihre Oma noch mal sehen kann? Warum sind sie so hinter ihrem Erbe, dem Friseursalon, her? Da stimmt doch etwas nicht. Mit der Hilfe ihrer besten Freunde und der Unterstützung des gesamten Kiezes kommt Lila der riesigen Ungerechtigkeit auf die Spur.

Beate Dölling, 1961 in Osnabrück geboren, ist Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendromane, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Außerdem schreibt sie für das Deutschlandradio Hörspiele und Geschichten und gibt Schreibworkshops. Beate Dölling lebt in Berlin und Spanien. Tine Schulz, geboren in Anklam, studierte Kommunikationsdesign und Illustration in Wismar. Sie arbeitet als freie Illustratorin für Verlage, Magazine und zeichnet gerne live auf Veranstaltungen. Sie lebt an und in der Ostsee rund um Rostock.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783864296079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum12.09.2022
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4651 Kbytes
Artikel-Nr.10893982
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



KAPITEL 5 - Unerwünschte Gäste

Das Beerdigungsinstitut, Space-PP-Compact GmbH & Co. PP, das den Pinken gehörte, hatte Edeltraud Lockes Leichnam gleich kremiert. Als Lila und Jada dort angekommen waren, war Oma bereits in der Urne gewesen. Lila hätte sie so gern noch einmal gesehen, aber eine gewisse Sierra MD
hatte über ihren Kopf hinweg zu Jada gesagt, dass Frau Lockes Anblick einem Kind ohnehin nicht zuzumuten sei.

Jada hatte einen riesigen Aufstand gemacht, aber das verwandelte die Asche auch nicht wieder in Oma zurück.

»Dann nehmen wir die Urne mit.«

»Da muss ich Sie leider enttäuschen«, hatte Sierra MD geantwortet und sich die rosa Gummihandschuhe ausgezogen. »Das ist in Deutschland verboten.«

Als Lila am nächsten Tag zum Beerdigungsinstitut zurückkehrte, in der festen Absicht, Omas Asche zu klauen, war die Urne bereits von einem gewissen November MF in der Erde versenkt worden.

Jada, die Anwältin war, hing nun ständig am Telefon, um sich zu beschweren, weil niemand Lila gefragt hatte, ob sie nicht lieber eine Erdbestattung hätte haben wollen, also mit Sarg und Samtkissen. Man hatte sie ja nicht einmal über den Beerdigungstermin informiert und ihr so die Chance genommen, sich zu verabschieden. Lila hingegen war wie gelähmt. Es war einfach zu viel auf einmal, was gerade um sie herum passierte. Scheinbar teilnahmslos saß sie neben Jada, die erneut telefonierte.

»Lila ist die einzige Verwandte von Frau Locke und somit rechtmäßige Erbin des Friseursalons sowie der Wohnung darüber«, sagte Jada. Sie hatte ihr Handy wieder auf laut gestellt, damit Lila mithören konnte. Es ging um die jüngste Schikane der Pinken: Sie behaupteten, sie hätten einen Anspruch auf den Friseursalon. Jada war eine gewiefte Rechtsanwältin, aber auch die Pinken hatten jede Menge Anwälte, die alle Tricks kannten, um das Gesetz geschickt zu umgehen, ohne sich strafbar zu machen.

»Hat sie denn ein Testament?«, fragte eine der Pink-Anwältinnen. »Für den Erbfall ohne Testament wäre eine Genanalyse notwendig, die beweist, dass das Mädchen tatsächlich die leibliche Enkeltochter der Verstorbenen ist. Bedauerlicherweise lässt sich aus der Asche ja nun kein Genmaterial mehr entnehmen und DNA-Proben aus der Wohnung der Verstorbenen können leider nicht akzeptiert werden, da sie zu manipulationsanfällig sind. Das verstehen Sie sicher.« Ohne Jada Gelegenheit zu geben, auf diese Aussage zu reagieren, fuhr die süßliche Stimme der Pink-Anwältin fort. »Des Weiteren möchten wir Sie darüber informieren, dass das Jugendamt in Kürze einen Vormund für das Mädchen bestellen wird. Dieser wird dann ihre Interessen in jeder Angelegenheit vertreten. Dazu sind Sie leider nicht legitimiert.«

Hilfe , dachte Lila. Was, wenn das Jugendamt auch schon von den Pinken unterwandert ist?

»Nix da, Vormund«, sagte Jada. »Ich werde Lila adoptieren.«

Die Pink-Anwältin lachte nur höhnisch und sagte: »Wenn Sie meinen, die Bedingungen für eine Adoption zu erfüllen, Frau Florestal, nur zu.«

Damit war klar, dass die Pinken ihr Steine in den Weg legen würden, wo sie nur konnten. Jada Florestal war eine alleinerziehende, berufstätige Frau, wohnte in einer Zweieinhalb-Zimmerwohnung und war 46 Jahre alt. Das waren nicht gerade die besten Voraussetzungen, allein schon wegen des Alters, wie Lila gegoogelt hatte.

»Muss ich jetzt etwa ins Heim?«

»Nur über meine Leiche«, sagte Jada, genau wie Oma es gesagt hätte. Sie sah Lila fest in die Augen. »Vertrau mir. Das kriegen wir schon hin, dass du zu uns kommst.«

Das bezweifelte Lila auch gar nicht. Wie oft hatte Jada sich schon mit Oma erfolgreich gegen die Pinken gewehrt, die ja schon länger darauf lauerten, aus dem Salon endlich eine Filiale ihrer Pinky Nails-Fingernagelstudios machen zu können. YOU WILL LOVE IT! Jetzt, mit Omas Tod, sahen sie wohl ihre Stunde gekommen. Aber da hatten sie die Rechnung ohne Jada gemacht! Auch Lila würde alles in ihrer Macht stehende versuchen, um den Salon zu behalten.

Zur Trauerfeier kam die ganze Lilienstraße und viele Freunde und Kunden, denen Oma in den letzten 30 Jahren nicht nur die Haare geschnitten, sondern auch mit Rat und Tat und heißer Schokolade zur Seite gestanden hatte.

Es waren alle möglichen Typen dabei: Hippie-Greise mit Blumen im Haar, Opa-Punks mit rostigen Sicherheitsnadeln im Ohr, geschniegelte Öko-Hipster mit aufgekrempelten Hosen, Familien, Kinder und Jugendliche, lesbische und schwule Paare, schwarze Menschen, weiße Menschen, mittelweiße und halbschwarze Menschen, Kleine, Große, Dicke, Dünne, mit Turban, Tropenhelm oder Schleier, Schirmmütze oder Schlapphut. Viele weinten und schüttelten Lila die Hand, drückten und knuddelten sie und sagten, sie könnten es überhaupt nicht fassen, dass die Traudel nun nicht mehr da sei. Was für ein Verlust!

Wem sagten sie das?

Die Trauerfeier fand im und vor dem Friseursalon statt, weil kein Ort für Oma passender gewesen wäre. Jeder erzählte etwas Schönes oder Witziges über Oma, es gab Kakao, Kaffee und frischen, noch warmen Butterkuchen. Omas selbst gemachter Kirschlikör kam zum Einsatz, und noch bevor die Käseschnittchen und die Pasteten mit Hühnerfrikassee geliefert wurden, war aus der Trauerfeier eine riesige Party geworden, mit einer Playlist aus Omas Lieblingsmusik, einer Mischung aus Sex Pistols, Blondie, David Bowie, Joan Armatrading, Schostakowitsch und Johnny Guitar Watson. Es wurde viel geweint und viel gelacht, sämtliche Scheiben waren beschlagen und der Laden platzte aus allen Nähten.

Kurz vor Mitternacht hielt plötzlich ein Pink-SUV vor dem Salon Edeltraud und zwei Frauen stiegen aus, in Businesskostümen mit rosa Kapuzen. Der grellpinke, protzige Wagen verriet, dass es sich bei den beiden um Bravos handelte, die engste Entourage von Peggy Plump, die mit der Chefin zusammen oben im Turm wohnte.
In schwindelerregend hohen Stilettos bahnten sie sich mit geübten Schritten einen Weg vom Auto über den Bürgersteig, als wäre es ein Catwalk.

»Halt!« Lila stellte sich ihnen in den Weg und versperrte den Eingang. »Sie kommen hier nicht rein.«

»Das ist ja eine flotte Trauerfeier«, flötete die eine Bravo ihrer Kollegin zu. Am Kragen ihrer Kostüme prangten ihre Namensschilder und wiesen sie als Bravo SL und Bravo MM aus.

»Ja«, sagte Lila. »Genau wie meine Oma es sich gewünscht hätte. Und Sie sind nicht eingeladen!« Sie stemmte die Ellbogen der über der Brust verschränkten Arme in Richtung der Pinken, wild entschlossen zu verhindern, dass eine von ihnen auch nur einen Fuß in den Laden setzen konnte.
In Lila brodelte es, sie war zu allem bereit. Und sie spürte, dass es Shari und Doki, die neben ihr standen, genauso ging.

Den Bravo-Tanten erstarb das Lächeln. Schichten von perfekt aufgetragenem Make-up, mit Wimpern-Extensions,
Volume-Million-Lashes-Mascara, Lidschatten, Lidstrich, Conceiler, wasserfestem Fixierpuder und wer weiß welchen vermeintlichen Wundermitteln, ließen ihre Gesichter wie Masken wirken, durch die kein Ausdruck echter Emotionen dringen konnte.

»Was wollen Sie hier?«, fragte Lila, immer noch feindselig.

»Das sagen wir dann einer erwachsenen Person. Wo ist denn Frau Florestal?«, antwortete Bravo MM, während sie mit ihren glitzernden Acryl-Nägeln auf ihrem Smartphone herumhackte.

»Was wollen Sie von meiner Mutter?«, fuhr Shari sie an. Mittlerweile näherten sich mehrere Gäste.

»Das sagen wir ihr lieber persönlich, Liebes«, flötete Bravo SL nun in zuckersüßem Ton.

In dem Moment torkelte ein betagter Punk nach draußen, steuerte schnurstracks auf den Pink-SUV zu und kotzte quer über die Windschutzscheibe.

Die beiden Bravo-Damen standen wie versteinert da, aber nicht lange, dann rief die eine wütend in die Menge: »Okay, hier die Kurzversion: Der Laden ist beschlagnahmt. Ich bitte Sie, die Räumlichkeiten umgehend zu verlassen!«

Jemand stellte die Musik aus. Es wurde plötzlich sehr still. Als im Park ein Käuzchen schrie, schauten sich die Pinken erschrocken an und Lila bemerkte, wie ihre Wimpern zuckten. Sharis Mutter drängelte sich zu den Kindern durch. Bravo MM wischte auf ihrem Smartphone herum und teilte ihr ohne aufzusehen mit, dass sie soeben einen Räumungsbeschluss an Omas Mailadresse gesendet hätte, die Jada ja bestimmt verwalte. Sie hielt ihr das Handy vors Gesicht.

»Einen Räumungsbeschluss? Bei Ihnen piepts wohl!«, rief Jada wütend und las sich das Papier gar nicht weiter durch. »Das seh ich ja schon auf zehn Meter Entfernung, dass der nicht gültig ist. Wohl zu viel Tatort geguckt, was?«

Jemand im Hintergrund lachte laut auf.

»Und noch eins«, sagte Jada. »Ihre krummen Touren können Sie sich sparen. Lila Blau ist die rechtmäßige Erbin und damit basta.«

»Das werden wir ja sehen«, erwiderte Bravo MM schnippisch. Dann trippelten die beiden Pinken zum Auto zurück.

»Und es ist eine Frechheit, auf einer Trauerfeier aufzukreuzen und derartige Ansprüche zu stellen«, rief Jada ihnen noch hinterher.

»So was von respektlos!«, schimpfte Katze, eine von Omas besten Freundinnen.

»Total ungehobelt!«, rief Sabine, eine andere. »Schämen sollten Sie sich!«

Jada schüttelte den Kopf. »Kaum zu glauben. Die versuchen es mit allen Mitteln. - Kommt, wir gehen wieder rein. Wir lassen uns wegen zwei pinken Tussis doch nicht den Abend verderben.«

»Anarchie!«, brüllte...

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