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Saus und Braus

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am29.06.2017
Spitzenköchin Katharina Schweitzer fährt zum Fasten ins beschauliche Murgtal. Zwölf Tage Ruhe und Entspannung warten auf sie, leider auch drei Leichen. Die erste kann Katharina noch ignorieren, die beiden anderen nicht mehr. Von Sauerkrautsaft und Fencheltee eher geschwächt als gestärkt, hängt sie wieder mittendrin in einem Kriminalfall und muss sich mit radikalen Veganern und undurchsichtigen Schweizern herumschlagen. Doch Katharina wäre nicht Katharina, wenn ihre Spürnase nicht auch diesen kniffligen Fall lösen könnte ...

Brigitte Glaser, in Offenburg geboren, lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Köln. 1996 erschien ihr erster Krimi, 2003 mit 'Leichenschmaus' der erste Katharina-Schweitzer-Krimi, 2010 mit 'Schreckschüsse' das erste Jugendbuch, 2016 mit 'Bühlerhöhe' der erste Roman
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextSpitzenköchin Katharina Schweitzer fährt zum Fasten ins beschauliche Murgtal. Zwölf Tage Ruhe und Entspannung warten auf sie, leider auch drei Leichen. Die erste kann Katharina noch ignorieren, die beiden anderen nicht mehr. Von Sauerkrautsaft und Fencheltee eher geschwächt als gestärkt, hängt sie wieder mittendrin in einem Kriminalfall und muss sich mit radikalen Veganern und undurchsichtigen Schweizern herumschlagen. Doch Katharina wäre nicht Katharina, wenn ihre Spürnase nicht auch diesen kniffligen Fall lösen könnte ...

Brigitte Glaser, in Offenburg geboren, lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Köln. 1996 erschien ihr erster Krimi, 2003 mit 'Leichenschmaus' der erste Katharina-Schweitzer-Krimi, 2010 mit 'Schreckschüsse' das erste Jugendbuch, 2016 mit 'Bühlerhöhe' der erste Roman
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960412199
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum29.06.2017
Reihen-Nr.9
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3690 Kbytes
Artikel-Nr.3010017
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
ERSTER ENTLASTUNGSTAG

Damit Sie sich behutsam auf die Fastentage vorbereiten, sollten Sie viel trinken: mindestens zwei Liter stilles Wasser, Saftschorle oder Kräutertee. Stellen Sie Ihr Essen auf leichte Kost um, greifen Sie zu frischem Obst und Gemüse, bei Bedarf essen Sie ein wenig Vollkornreis anstelle von Fleisch und Fettigem. Essen Sie nur so viel, bis Sie sich gesättigt fühlen. Alkohol und Kaffee sind tabu.

Es war nicht die Stimme des Teufels, die uns den Weg ins Himmelreich wies, sondern die von Adelas Navi. In Schönmünzach befahl sie uns, ins Langenbachtal zu fahren und dann in Zwickgabel links abzubiegen. Ab dort schwieg die Stimme, und wir folgten einem kurvenreichen Weg bergan. Linker Hand schlängelte sich ein wild schäumender Bach ins Tal, und rechter Hand drückte ein mit dunklen Tannen bewaldeter Berg auf die Straße. Die war so schmal, dass man fünf Kreuze schlug, wenn einem keiner entgegenkam. Selbst Adela, die ja einen sehr forschen Fahrstil pflegte, drosselte hier das Tempo und hupte vor jeder Kurve. Weiter und weiter führte der Weg bergan, immer noch schwieg die Stimme. Adela schimpfte wie ein Rohrspatz über die dummen Navis und befahl mir, nach einem echten Wegweiser Ausschau zu halten, nur es gab keinen. Umkehren war eine rein theoretische Option, eine Möglichkeit dazu fehlte. Als die Straße sich in zwei noch schmalere Wege verzweigte und links ein prächtiges Herrenhaus im Schwarzwaldstil auftauchte, meldete sich die Stimme dann doch noch einmal. »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, verkündete sie und klang gleichzeitig so souverän und bescheiden, dass Adela wegen ihres Misstrauens ein bisschen nach schlechtem Gewissen aussah.

»Kurhaus Himmelreich«, stand in elegantem Schriftzug zwischen roten Fensterläden und üppiger Geranienpracht, rechts und links des Eingangs rauschten zwei prächtige Rosskastanien. Adela lenkte ihr Cabrio über die schmale Brücke auf die andere Seite des Baches, gab ordentlich Gas, als sie der weit geschwungenen Kurve hoch zum Parkplatz hinter dem Haus folgte, und brachte den Wagen dort in knirschendem Kies zum Stehen.

Wir stiegen aus, reckten uns nach der langen Fahrt und sogen die würzige Schwarzwaldluft ein. Sofort tauchte vor meinem geistigen Auge ein ordentliches Vesper mit geräuchertem Speck, Dosenleberwurst, Essiggurken und einem deftigen Holzofenbrot auf, aber so etwas würde es im Kurhaus Himmelreich nicht geben, uns erwartete kein Leben in Saus und Braus. Adela beendete das Luftschnappen, öffnete den Kofferraum, hievte zuerst meinen und dann ihren Rollkoffer heraus, bevor sie das Schiebedach hochschob, einmal zärtlich über den schwarzen Lack strich und den Wagen abschloss. Nach einem besorgten Blick auf meinen bandagierten Arm zog sie die Schlinge, in der er steckte, etwas enger und ermahnte mich zum x-ten Mal, den Arm so wenig wie möglich, am besten gar nicht zu bewegen. Dann drehte sie sich zu ihrem Koffer um, fuhr mit einem energischen Hauruck den Griff aus und zerrte ihn über den Kies in Richtung Eingang. Ich folgte ihr.

Korbmöbel unter den Kastanien luden zum Sitzen ein, aber dieser Einladung war bei unserer Ankunft kein Mensch gefolgt. Polster und Stoffe waren im Rotton der Fensterläden gehalten und mit kleinen geometrischen Mustern in zartem Grau durchzogen. An den Nähten der Tischdecken hingen kleine Bleikirschen und verhinderten durch ihr Gewicht, dass die Decken wegflogen. Links von uns glitzerte in einer gläsernen Kuppel ein türkisfarbener Pool, und unter die Schwarzwaldluft mischte sich plötzlich ein Hauch von Chlor.

Die geflügelte Eingangstür stand weit offen, und das Gewicht unserer Koffer war wie weggeblasen, als wir sie über das glatte Parkett zur Rezeption rollten. Adela drückte die Klingel, da niemand auf uns wartete. Es war überhaupt niemand da: Der Aufzug schräg hinter der Rezeption stand still, aus dem Treppenhaus rechts des Empfangs drang kein Laut, und die Sitzgruppe neben der Eingangstür war sehr schick, aber verwaist. Die Sitzpolster, auch in Rot und Grau gehalten, hoben durch das zarte Grau den Holzton des Parketts hervor. Überhaupt hatte ein Innenarchitekt, nein, korrigierte ich mich, weil alles für eine weibliche Handschrift sprach, eine Innenarchitektin hier ganze Arbeit geleistet. Alt und Neu, kräftige und zarte Farben, Holz und Glas, alles harmonierte aufs Vortrefflichste und strahlte umfassende Wohlfühlatmosphäre aus.

Jetzt leuchtete ein Lämpchen über dem Aufzug, und mit einem zarten »Pling« öffnete sich die Tür. Die Frau, die aus dem Aufzug trat, signalisierte mit jeder Faser ihres Körpers, dass sie die Herrin des Hauses war.

»Herzlich willkommen im Himmelreich.« Die Stimme klar wie der Bergbach hinter dem Haus, die Lautstärke exakt dosiert. »Ich bin Peggy Heinemann.« Sie reichte jeder von uns die Hand. »Hatten Sie eine angenehme Anreise?«

»Nun ja, es ist eine höllisch gefährliche Straße ins Himmelreich. Ein paar Kurven weniger hätten es schon sein können«, meinte Adela und begann, ihre Handtasche zu durchwühlen. Nach einiger Zeit förderte sie einen Umschlag mit dem Emblem einer Wellness-Zeitschrift zutage. »Adela Mohnlein«, stellte sie sich vor. »Ich habe beim Preisausschreiben zwölf Tage Heilfasten für zwei Personen in Ihrem Haus gewonnen. Katharina Schweitzer« - sie deutete auf mich - »ist meine Begleitung.«

»Das Preisausschreiben.« Frau Heinemann lächelte - nicht falsch, aber keineswegs warm - und nahm den Umschlag entgegen. »Heilfasten ist etwas Wunderbares und dient der Prophylaxe. Die ist doch heute das A und O einer gesunden Lebensweise.«

Sie selbst war der lebende Beweis für eine solche Prophylaxe: feingliedrig und schlank wie eine Turnerin, das blondierte Haar zu einem modischen Bob geschnitten, ein energischer Mund, das schmale Gesicht faltenfrei. Ihr Alter war schwer zu schätzen: Mitte vierzig, falls es die Jahre gut mit ihr gemeint hatten, Ende dreißig, falls nicht.

Dass Adela und ich unsere Körper nicht mit der gleichen Ausdauer gepflegt hatten, zeigte der Blick, mit dem sie uns musterte. Unter Adelas himbeerfarbenem Nickianzug, den sie der Bequemlichkeit halber für die Fahrt ausgewählt hatte, zeichnete sich jedes ihrer Speckröllchen ab. Die Leinenhose und das weite Hemd, die ich trug, kaschierten die meinen nur mäßig. Groß und kräftig war ich mein Leben lang gewesen, und die Wechseljahre hatten mir noch ein paar zusätzliche Kilos beschert.

»Wenn Sie dann bitte die Anmeldebögen ausfüllen würden«, bat die Hausherrin, die in der Zwischenzeit hinter die Rezeption getreten war, und legte uns Formulare und Zimmerschlüssel auf den Tresen.

»Soll ich das für dich übernehmen, Schätzelchen?«, fragte Adela und deutete auf meinen bandagierten rechten Arm.

Ich nickte. Unterschreiben konnte ich zur Not mit links.

»Gebrochen?«, erkundigte sich Frau Heinemann.

»Sehnenscheidenentzündung.«

»Sie Ärmste!«, meinte sie bedauernd. »Tennis?«

»Rinderknochen.«

Zum ersten Mal wirkte ihr Blick leicht irritiert.

»Sie ist Köchin«, beeilte sich Adela zu sagen.

»Köchin?«, echote Frau Heinemann. »Und Sie sind ebenfalls â¦«

»Nein, nein«, lachte Adela. »Ich bin Hebamme. - Im Ruhestand«, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu.

Sie kniff mich unauffällig in die Seite und schüttelte kaum merklich den Kopf. Auf unserer ersten gemeinsamen Reise hatte Adela behauptet, dass sie als alte Hebamme jeder Frau ansehen könne, ob sie Mutter war oder nicht, und seither spielten wir dieses Spiel. Ich wettete nur noch selten mit ihr, Adela hatte eine Trefferquote von über neunzig Prozent, und bei Peggy Heinemann hätte auch ich getippt, dass sie keine Kinder hatte.

»Wenn man Stress ignoriert, sucht er sich im Körper eine Stelle, um sich bemerkbar zu machen.« Routiniert heftete die Herrin des Hauses die Anmeldebögen ab und musterte mich dann von unten bis oben. »Köchin! Kein Wunder, dass der Stress bei Ihnen in Gestalt einer Sehnenscheidenentzündung daherkommt. Köche müssen ja unentwegt aus dem Handgelenk heraus arbeiten, können ihre Finger nicht still halten. Erst so etwas wie eine Sehnenscheidenentzündung zwingt sie, ihre Arbeit ruhen zu lassen. Ich verspreche Ihnen, dass die Kur nicht nur Ihrer Figur, sondern auch Ihrem kranken Arm guttun wird. - Darf ich Ihnen nun das Haus zeigen?«

Sie deutete mit dem Arm zum Aufzug und federte mit leichtem Schritt darauf zu. Wir folgten mit unseren Rollkoffern. Stumm fuhren wir in die erste Etage, ich rollte meinen Koffer nach links, am Treppenhaus vorbei in einen Seitentrakt, während die Hausherrin erläuterte, dass man diesen Teil des Hauses genau wie den Teil für den Wellness-Bereich vor fünf Jahren angebaut und dafür Hölzer und Steine aus der Gegend verwendet hatte, um die Harmonie zwischen Alt und Neu zu gewährleisten. Zum ersten Mal meinte ich einen leicht sächsischen Tonfall aus ihrer Stimme herauszuhören.

Vor der Tür Nummer 114 hielt sie an, schloss auf und bat uns, einzutreten.

Das Zimmer war licht und hell, Schwarzwälder Holz für Bett, Schrank und Schreibtisch, in Bettwäsche und Sesselpolster wiederholten sich die Stoffe aus dem Eingangsbereich. Ein Strauß Wiesenblumen auf dem Couchtisch, Geranien am Geländer des kleinen Balkons.

»Ihr Zimmer liegt genau darunter«, erklärte Frau Heinemann Adela. »Anstelle des Balkons hat es eine kleine Terrasse.«

»Kein Doppelzimmer?«, fragte ich erstaunt. Nicht dass ich unbedingt eines mit Adela teilen wollte, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass bei einem Preisausschreiben zwei Einzelzimmer herausspringen würden.

»Wir haben im Himmelreich ausschließlich Einzelzimmer«, erklärte sie. »Nur so kann sich jeder Gast auf sich selbst und den Heilungsprozess...
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