Hugendubel.info - Die Online-Buchhandlung für Geschäftskund:innen

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ich bin Circe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Eisele eBookserschienen am30.08.20191. Auflage
Unsterblich. Unvollkommen. Unbezähmbar. Circe ist Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Vor allem aber ist Circe eine leidenschaftliche Frau: Liebe, Freundschaft, Rivalität, Angst, Zorn und Sehnsucht begleiten sie, als sie Daidalos, dem Minotauros, dem Ungeheuer Scylla, der tragischen Medea, dem klugen Odysseus und schließlich auch der geheimnisvollen Penelope begegnet. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen - die sie lieben gelernt hat. 'Eine mutige und rebellische Neuerza?hlung der Go?ttinnengeschichte' New York Times Der Welt-Bestseller endlich auf Deutsch New-York-Times-Bestseller #1 'Dieses Buch ist göttlich. Ich war ganz traurig, als es zu Ende war. Große Leseempfehlung!' Gwyneth Paltrow

Madeline Miller studierte Altphilologie an der Brown University in Providence, USA, und Dramaturgie an der Yale School of Drama, wo sie sich auf die moderne Adaption klassischer Texte spezialisierte. Später unterrichtete sie in Cambridge Latein und Griechisch. Für ihren Debütroman Das Lied des Achill wurde sie 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet, er schaffte es zudem auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste. Auch ihr zweiter Roman Ich bin Circe avancierte zum New York Times Bestseller und stand auf der Shortlist des Women's Prize for Fiction. Millers dritte literarische Reise in die Welt der griechischen Mythologie war Galatea, ihre Neuerzählung des Pygmalion-Mythos. Ihre Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextUnsterblich. Unvollkommen. Unbezähmbar. Circe ist Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Vor allem aber ist Circe eine leidenschaftliche Frau: Liebe, Freundschaft, Rivalität, Angst, Zorn und Sehnsucht begleiten sie, als sie Daidalos, dem Minotauros, dem Ungeheuer Scylla, der tragischen Medea, dem klugen Odysseus und schließlich auch der geheimnisvollen Penelope begegnet. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen - die sie lieben gelernt hat. 'Eine mutige und rebellische Neuerza?hlung der Go?ttinnengeschichte' New York Times Der Welt-Bestseller endlich auf Deutsch New-York-Times-Bestseller #1 'Dieses Buch ist göttlich. Ich war ganz traurig, als es zu Ende war. Große Leseempfehlung!' Gwyneth Paltrow

Madeline Miller studierte Altphilologie an der Brown University in Providence, USA, und Dramaturgie an der Yale School of Drama, wo sie sich auf die moderne Adaption klassischer Texte spezialisierte. Später unterrichtete sie in Cambridge Latein und Griechisch. Für ihren Debütroman Das Lied des Achill wurde sie 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet, er schaffte es zudem auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste. Auch ihr zweiter Roman Ich bin Circe avancierte zum New York Times Bestseller und stand auf der Shortlist des Women's Prize for Fiction. Millers dritte literarische Reise in die Welt der griechischen Mythologie war Galatea, ihre Neuerzählung des Pygmalion-Mythos. Ihre Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961610747
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum30.08.2019
Auflage1. Auflage
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4350074
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KAPITEL 1

ALS ICH GEBOREN WURDE, gab es für das, was ich war, keinen Namen. Deshalb war ich für die anderen eine Nymphe, denn man ging davon aus, dass ich mich wie meine Mutter und Tanten und meine unzähligen Cousinen entwickeln würde. Da wir zu den niedrigsten unter den niederen Gottheiten zählten, waren unsere Kräfte so armselig, dass wir uns damit kaum die Unsterblichkeit zu bewahren vermochten. Wir sprachen mit den Fischen und züchteten Blumen, wir schwatzten den Wolken die Regentropfen ab und den Wellen das Salz. Das Wort Nymphe steckte die Leitlinien unserer Leben ab. Denn in unserer Sprache bedeutet es nicht nur Göttin, sondern auch Braut.

Meine Mutter war auch eine von ihnen, eine Najade, Hüterin der Quellen und Brunnen, der Bäche und Flüsse. Helios, mein Vater, konnte den Blick nicht mehr von ihr abwenden, als er den Palast ihres Vaters Okeanos besuchte. Helios und Okeanos saßen zu jener Zeit oft bei Tisch zusammen. Sie waren Vettern und im gleichen Alter, was man ihnen aber nicht ansah. Helios erstrahlte hell wie frisch geschmiedete Bronze, während Okeanos bereits mit wässrigen Augen und einem weißen Bart, der ihm bis zu den Lenden reichte, auf die Welt gekommen war. Doch sie waren beide Titanen und zogen die Gesellschaft des anderen der jener grünschnäbligen Götter im Olymp vor, die von der Entstehung der Welt nichts mitbekommen hatten.

Okeanos´ Palast sorgte für großes Staunen, so tief in die Felsen der Erde gebaut. Die Hallen mit ihren hohen Gewölbedecken waren vergoldet und die Steinböden von Jahrhunderten göttlicher Füße geglättet. Durch jeden Raum zog sich das leise Plätschern von Okeanos´ Fluss, dem Weltenstrom. Die Farbe seines Wassers war so dunkel, dass sich nur schwer sagen ließ, wo genau sein Felsenbett begann und wo es endete. An seinen Ufern wuchsen Gras und zarte Blumen sowie die ungezählte Kinderschar des Okeanos, Najaden und Nymphen und Flussgötter. Seidig glänzend wie Otter, lachend, mit strahlenden Gesichtern im dämmrigen Licht, reichten sie sich goldene Kelche und rauften oder neckten sich im Liebesspiel. Mitten unter ihnen, all diese liliengleiche Schönheit noch überstrahlend, thronte meine Mutter.

Ihr Haar hatte einen warmen Braunton, und jede Strähne schimmerte wie von innen beleuchtet. Sie musste die Blicke meines Vaters wie Hitzeschwaden eines Lagerfeuers gespürt haben. Ich sehe es vor mir, wie sie ihr Kleid drapiert, damit es ihr wie von ungefähr über eine Schulter rutscht. Ich sehe vor mir, wie sie ihre glänzenden Finger ins Wasser taucht. Ich habe sie Tausende solcher Kniffe tausendfach anwenden sehen. Mein Vater fiel jedes Mal darauf herein. Er lebte in dem Glauben, die natürliche Weltordnung bestehe einzig und allein zu seinem Wohlgefallen.

»Wer ist das?«, fragte mein Vater Okeanos.

Okeanos hatte bereits viele goldäugige Enkel von meinem Vater und erfreute sich an dem Gedanken, es könnten noch mehr werden. »Meine Tochter Perse. Sie gehört dir, wenn du sie willst.«

Am Tag darauf fand mein Vater sie an ihrer Quelle in der Oberwelt. Es war wunderschön dort, alles war bedeckt mit großblütigen Narzissen, über die sich Eichenzweige rankten. Kein Schmutz, keine schleimigen Frösche, nur saubere runde Steine, die dem Gras wichen. Selbst mein Vater, der sich nichts aus den Finessen der Fertigkeiten von Nymphen machte, bewunderte ihr Werk.

Meine Mutter wusste, dass er sich auf dem Weg zu ihr befand. Zart und anmutig war sie, aber auch durchtrieben und mit einem Verstand ausgerüstet, der so scharf war wie die Fangzähne eines Aals. Sie hatte längst erkannt, mit welchen Mitteln ihresgleichen an die Macht gelangen konnte, und zwar ganz sicher nicht durch Bastarde und Techtelmechtel am Uferrand. Als er vor ihr stand, umhüllt von seinem goldenen Glanz, lachte sie ihn aus. Dir beiwohnen? Warum sollte ich?

Mein Vater hätte sich natürlich nehmen können, was er wollte. Aber Helios bildete sich etwas darauf ein, dass alle Frauen bereitwillig das Bett mit ihm teilten, egal, ob Sklavin oder Göttin. Auf den Altären ihm zu Ehren qualmten und rauchten die Opfergaben dickbäuchiger Mütter und glücklicher unehelicher Kinder als Beweis seiner begehrten Manneskraft.

»Heirat«, sagte sie, »oder nichts. Und wenn es zur Eheschließung kommt, dann hör mir jetzt gut zu: Dort draußen darfst du dir alle Mädchen nehmen, die dir gefallen, aber du wirst keine Einzige von ihnen mit nach Hause bringen, denn nur ich allein werde in deinem Palast herrschen.«

Bedingungen, Beschränkungen - etwas ganz Neues für meinen Vater, und Götter lieben nichts mehr als den Reiz des Neuen. »Dann sei es so«, sagte er und schenkte ihr, um den Handel zu besiegeln, eine von ihm eigenhändig aufgezogene Halskette aus seltensten Bernsteinen. Später, als ich geboren wurde, schenkte er ihr einen zweiten Perlenstrang, und danach noch einen für jedes meiner drei Geschwister. Ich weiß nicht, was ihr besser gefiel: die leuchtenden Perlen oder der Neid ihrer Schwestern, wenn sie die Halsketten zur Schau stellte. Ich glaube, sie hätte diese Stränge bis in alle Ewigkeit gesammelt, bis sie ihr irgendwann wie ein Ochsengeschirr um den Hals gehangen hätten, doch die höher gestellten Götter verboten es ihr. Denn inzwischen hatte sich herumgesprochen, was wir vier waren. Du darfst Kinder bekommen, sagten sie ihr, nur nicht mit ihm. Aber andere Ehemänner verschenkten keine Bernsteinketten. Es war das einzige Mal, dass ich sie weinen sah.

Bei meiner Geburt wusch mich eine Tante - ihren Namen erspare ich euch, denn in meiner Geschichte wimmelt es nur so von Tanten - und wickelte mich in ein Tuch. Eine andere kümmerte sich um meine Mutter, pinselte das Rot zurück auf ihre Lippen und brachte ihr Haar mit Kämmen aus Elfenbein zum Glänzen. Eine dritte ging zur Tür und gewährte meinem Vater Einlass.

»Ein Mädchen«, sagte meine Mutter und rümpfte die Nase.

Doch mein Vater hatte nichts gegen seine Töchter, die allesamt von sanftem Gemüt und goldenem Antlitz im Ton frisch gepresster Oliven waren. Männer und Götter erkauften es sich teuer, mit ihnen Nachfahren zu zeugen, und man sagte, das Vermögen meines Vaters könne es mit dem des Königs der Götter persönlich aufnehmen. Segnend legte er seine Hand auf meinen Kopf.

»Sie wird eine anständige Partie machen«, sagte er.

»Wie anständig?«, wollte meine Mutter wissen. Sie wollte sich mit der Möglichkeit trösten, dass man mich wenigstens gegen etwas Wertvolleres würde eintauschen können.

Mein Vater begutachtete meine feinen Haarbüschel und untersuchte meine Augen und die Höhe meiner Wangenknochen.

»Einen Prinzen, denke ich.«

»Einen Prinzen?«, wiederholte meine Mutter. »Du meinst doch nicht etwa einen Sterblichen?«

Abscheu zeigte sich auf ihrem Gesicht. Später, als ich noch jung war, würde ich fragen, wie Sterbliche denn aussähen. Mein Vater antwortete: »Sagen wir, sie sind geformt wie wir, aber nur insofern, als der Wurm die Form eines Wals hat.«

Meine Mutter hatte es schlichter formuliert: wie unzivilisierte, vergammelte Fleischsäcke.

»Sie wird gewiss einen von Zeus´ Söhnen heiraten«, behauptete meine Mutter steif und fest. In ihrer Fantasie war sie bereits zu Festessen auf dem Olymp geladen und saß zur Rechten von Königin Hera.

»Nein. Ihr Haar ist gefleckt wie das Fell eines Luchses. Und ihr Kinn. Ihre Kinnpartie ist zu scharfkantig, das wirkt nicht sehr anziehend.«

Meine Mutter stritt nicht weiter mit ihm. Wie alle anderen auch kannte sie die Geschichten über Helios´ Wutausbrüche, sobald ihm etwas gegen den Strich ging. Wie gülden auch immer er strahlen mag, vergiss niemals sein Feuer.

Sie erhob sich. Der Bauch war bereits verschwunden, ihre Taille in Form gebracht, und ihre Wangen leuchteten frisch und rosig wie die einer Jungfrau. Unseresgleichen erholt sich schnell, aber bei ihr, einer der Töchter des Okeanos, die ihre Babys wie Rehe zur Welt bringen, ging es noch schneller.

»Komm her«, sagte sie, »lass uns eine Schönere machen.«

Ich wuchs rasch auf. Mein Säuglingsalter dauerte Stunden, mein Leben als Kleinkind ein paar Momente länger. Um sich bei meiner Mutter einzuschmeicheln, blieb eine Tante bei uns. Sie verpasste mir den Namen Circe, Falke, wegen meiner gelben Augen und dem seltsamen, jämmerlich dünnen Klang meiner Stimme, wenn ich weinte. Doch als ihr klar wurde, dass meine Mutter ihren Diensten nicht mehr Beachtung schenkte als dem Boden unter ihren Füßen, verschwand sie.

»Mutter«, sagte ich, »Tante ist weg.«

Meine Mutter gab mir keine Antwort. Mein Vater war bereits zu seinem Himmelswagen unterwegs, und sie flocht Blumen in ihr Haar, im Begriff, sich auf ihre geheimen Wasserwege zu begeben und sich zu ihren Schwestern an deren grasbewachsene Ufer zu gesellen. Ich hätte ihr folgen können, aber dann hätte ich den ganzen Tag zu Füßen meiner Tanten sitzen müssen, während sie über Dinge klatschten und tratschten, die mir egal waren und die ich nicht verstand. Also blieb ich, wo ich war.

In den prunkvollen Hallen meines Vaters war es dunkel und still. Sein Palast, der an den von Okeanos grenzte, lag begraben im Felsgestein der Erde. Die Wände waren aus poliertem ­Obsidian, und warum auch nicht? Sie hätten aus jedwedem Material dieser Welt sein können, blutrotem Marmor aus Ägypten oder Basalt aus Arabien - mein Vater musste es sich nur wünschen. Aber ihm gefiel, wie der Obsidian sein Licht reflektierte, wie die polierte Oberfläche Feuer fing, wenn er daran vorbeiging. Natürlich verschwendete er keinen...

mehr

Autor

MADELINE MILLER, 1978 in Boston geboren, wuchs in New York und Philadelphia auf, studierte Altphilologie und unterrichtete in Cambridge Latein und Griechisch. Für ihren Debütroman Das Lied des Achill wurde sie 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet; er wurde in 25 Sprachen übersetzt und erklimmt zehn Jahre nach seinem ersten Erscheinen erneut die ersten Plätze der New-York-Times-Bestsellerliste. Auch ihr zweiter Roman Ich bin Circe avancierte zum New York Times Bestseller und stand auf der Shortlist des Women's Prize for Fiction. Eine von HBO produzierte Serie zum Buch ist in Planung. In ihren Neuadaptionen griechischer Mythologie setzt Miller den Fokus auf Themen wie queere Liebe und weibliche Selbstermächtigung. Madeline Miller lebt in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania.