Hugendubel.info - Die Online-Buchhandlung für Geschäftskund:innen

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Nebel im August

Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa. Nominiert für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2009 - von 13-99 J.
TaschenbuchKartoniert, Paperback
349 Seiten
Deutsch
cbterschienen am27.02.2008Originalausgabe
Wer misst den Wert von Leben?

"Wenn ich ihn nicht euthanasiert hätte, dann wäre er halt in eine andere Anstalt gekommen."
Dr. Valentin Faltlhauser, der Ernst Lossas Ermordung angeordnet hat, bei der Gerichtsverhandlung.

Deutschland, 1933: Ernst Lossa stammt aus einer Familie von "Jenischen", Zigeuner, wie man damals sagte. Er gilt als schwieriges Kind, wird von Heim zu Heim geschoben, bis er schließlich - obgleich geistig völlig gesund - in die psychiatrische Anstalt in Kaufbeuren eingewiesen wird. Hier nimmt sein Leben die letzte, schreckliche Wendung: In der Nacht zum 9. August 1944 bekommt er die Todesspritze verabreicht. Ernst Lossa wird mit dem Stempel "asozialer Psychopath" als unwertes Leben aus dem Weg geräumt.
Der Journalist Robert Domes erzählt aus der Perspektive des Jungen mit beeindruckender Intensität. Er macht die Denkstrukturen des nationalsozialistischen Regimes sichtbar und berichtet von der damit einhergehenden Ideologie der Euthanasie.

- Eine wahre Geschichte
- Gründlich recherchiert, einzigartig berührend erzählt
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextWer misst den Wert von Leben?

"Wenn ich ihn nicht euthanasiert hätte, dann wäre er halt in eine andere Anstalt gekommen."
Dr. Valentin Faltlhauser, der Ernst Lossas Ermordung angeordnet hat, bei der Gerichtsverhandlung.

Deutschland, 1933: Ernst Lossa stammt aus einer Familie von "Jenischen", Zigeuner, wie man damals sagte. Er gilt als schwieriges Kind, wird von Heim zu Heim geschoben, bis er schließlich - obgleich geistig völlig gesund - in die psychiatrische Anstalt in Kaufbeuren eingewiesen wird. Hier nimmt sein Leben die letzte, schreckliche Wendung: In der Nacht zum 9. August 1944 bekommt er die Todesspritze verabreicht. Ernst Lossa wird mit dem Stempel "asozialer Psychopath" als unwertes Leben aus dem Weg geräumt.
Der Journalist Robert Domes erzählt aus der Perspektive des Jungen mit beeindruckender Intensität. Er macht die Denkstrukturen des nationalsozialistischen Regimes sichtbar und berichtet von der damit einhergehenden Ideologie der Euthanasie.

- Eine wahre Geschichte
- Gründlich recherchiert, einzigartig berührend erzählt
ZusammenfassungDeutschland, 1933: Ernst Lossa stammt aus einer Familie von "Jenischen", Zigeuner, wie man damals sagte. Er gilt als schwieriges Kind, wird von Heim zu Heim geschoben, bis er schließlich in die psychiatrische Anstalt in Kaufbeuren eingewiesen wird. Hier nimmt sein Leben die letzte, schreckliche Wendung: In der Nacht zum 9. August 1944 bekommt er die Todesspritze verabreicht. Ernst Lossa wird - obgleich geistig völlig gesund - mit dem Stempel "asozialer Psychopath" als unwertes Leben aus dem Weg geräumt.
Der Journalist Robert Domes erzählt aus der Perspektive des Jungen mit beeindruckender Intensität. Er macht die Denkstrukturen des nationalsozialistischen Regimes sichtbar und berichtet von der damit einhergehenden Ideologie der Euthanasie.
Details
ISBN/GTIN978-3-570-30475-4
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2008
Erscheinungsdatum27.02.2008
AuflageOriginalausgabe
Seiten349 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht298 g
Artikel-Nr.10865933

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Vorwortvon Dr. Michael von Cranach (ehemaliger Leiter des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren)Ernst Lossa begleitet mich seit siebenundzwanzig Jahren. Ich wei?nicht, ob ich ihn als Freund bezeichnen darf, ich w?rde es mir sehr w?nschen, kann mir aber auch vorstellen, dass er, vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen, die Freundschaft mit einem Psychiater strikt ablehnen w?rde. Das m?sste ich akzeptieren. Die Umst?e unseres "Kennenlernens" haben eine lange Vorgeschichte.In der Nazizeit haben auf Hitlers pers?nlichen Erlass zwischen 1939 und 1945 ?zte und ihre Mithelfer ungef? 200 000 psychisch kranke Menschen get?tet. Sie haben sie f?r "lebensunwert" erkl?, entw?rdigt, gequ? und ermordet. Die T?r waren nicht einige wenige, sondern die Mehrheit, die Elite der deutschen Psychiater.Nach Ende des Krieges haben die Alliierten diese Ereignisse sehr gr?ndlich untersucht, insbesondere die Amerikaner, die Beweismaterial f?r die N?rnberger ?zteprozesse sammelten. Tats?lich wurden dann 1947 in N?rnberg zwei der Hauptverantwortlichen dieser Euthanasieaktion zum Tode verurteilt und geh?t. Doch danach verlor sich das Interesse an weiterer Aufkl?ng.Die Mehrheit der T?r und Mitl?er blieb unbehelligt, war weiterhin ?tlich t?g, es entstand keine Z?r, kein Neuanfang, die schlimme Vergangenheit wurde verdr?t und verleugnet.Andererseits hatte die Erfahrung des Krieges das Menschenbild unserer Gesellschaft ver?ert; das Wohl, die Rechte und auch die Verantwortung des Einzelnen bekamen einen hohen Stellenwert; individuelle Freiheit und Menschenrechte wurden die Grundwerte der neuen Demokratie. Diese Gedanken jedoch erreichten die abseits gelegenen, ver- und geschlossenen Gro?nstalten, in denen damals psychisch kranke Menschen behandelt wurden, sehr sp? Erst 1975 besch?igte sich der Deutsche Bundestag mit den "brutalen und menschenverachtenden Realit?n" in den psychiatrischen Krankenh?ern, und man beschloss, eine Psychiatriereform in die Wege zu leiten mit dem Ziel der Abschaffung der Gro?rankenh?er und der Verlagerung der Behandlung und der Hilfen in das Lebensumfeld der Betroffenen. Dieser neue Wind hat damals viele von uns jungen ?zten befl?gelt, in die Anstalten zu gehen und die Reform in Gang zu setzen.Als ich im Mai 1980 mit diesem inneren Auftrag die Leitung einer derartigen Klinik in Kaufbeuren ?bernahm, wurde mir nach wenigen Wochen bewusst, dass die Ver?erung nur gelingen kann, wenn wir uns der Vergangenheit stellen, hinschauen auf alles, was geschehen ist, diesen Nebel der Verschwiegenheit und L?ung lichten. Also sichteten wir Verwaltungsakten, Prozessakten, die noch vorhandenen Krankengeschichten der get?teten Menschen und wir sprachen mit Zeitzeugen. Dabei stie?n wir immer wieder auf Ernst Lossa. Den amerikanischen Offizieren, die 1945 als Erste in der Klinik ermittelt hatten, war es offensichtlich ?lich gegangen wie sp?r uns. Bei ihren Verh?ren der ?zte und des Klinikpersonals sahen sie sich mit so Unfassbarem konfrontiert, dass sie das Bed?rfnis hatten, die Ereignisse besser verstehen zu k?nnen, und zwar in einem Einzelschicksal personifiziert. So fanden sich viele Zeugenaussagen ?ber Ernst. Diese sind, erweitert um die Schilderungen von Ernsts Schwestern Amalie und Anna, die heute noch leben, und um die Ergebnisse von Robert Domes' umfangreichen Recherchen, die Grundlage dieses Buches.Millionen Menschen wurden Opfer des Holocaust, Hunderttausende wurden Opfer des Kriegs gegen psychisch kranke Menschen, diese Zahlen versperren uns den Blick auf den Einzelnen. Als ich Ernsts Krankengeschichte zum ersten Mal in die Hand nahm, hat mich das dort angeheftete Foto tief bewegt und nicht mehr losgelassen. Seitdem f?hre ich innere Gespr?e mit ihm, und oft habe ich bei schwierigen beruflichen Entscheidungen versucht, mein zu l?sendes Problem aus Ernsts Perspektive zu betrachten, und dann wusste ich, wie ich zu entscheiden hatte. Auf dem Foto schaut Ernst uns an, herausfordernd und zugleich tieftraurig, Kind und Erwachsener zugleich. Allen, die dieses Bild sehen, legt es nahe, sich in seine Lage zu versetzen, sich vorzustellen, wie ein Kind das Leben unter derartig grauenvollen Umst?en erlebt und bew?igt hat. Die ?eren Ereignisse haben sich so zugetragen, wie Robert Domes sie schildert. Um Ernsts Innenleben darzustellen, hat Robert Domes auf empathische Weise zu den Mitteln des Romans gegriffen. Der Leser ist aufgefordert, sich in Ernsts Lage hineinzuversetzen und seine pers?nliche Version von Ernsts Erleben zu entwickeln.Wenn ich Ernst heute anschaue, mag ich am liebsten alles ungeschehen machen, doch das ist unm?glich, wie wir alle wissen. Selbst wiedergutmachen (was f?r ein ungl?ckliches und sch?nf?erisches Wort haben wir damals im Rahmen der Entsch?gung der Opfer des Holocaust gew?t!) geht nicht. Doch B?cher wie dieses geben Ernst und allen Opfern die W?rde zur?ck, die ihnen auf so schlimme Art genommen wurde.Eggenthal, im November 2007Michael von CranachMichael von Cranach, Dr. med, Jahrgang 1941, ist Facharzt f?r Psychiatrie und Psychotherapie. Nach T?gkeiten in M?nchen und London ?bernahm er 1980 die Leitung des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren und war dort bis zu seiner Berentung 2006 t?g. Aus einer stark sozialpsychiatrischen Perspektive heraus engagierte er sich klinisch und in internationalen Gremien (WHO und EU) f?r die Aufhebung der Ausgrenzung psychisch kranker Menschen. In diesem Rahmen befasste er sich auch intensiv mit der Erforschung der Psychiatrie im Nationalsozialismus. Er betreibt heute eine psychiatrische Praxis in M?nchen und setzt seine Bem?hungen um eine entstigmatisierte Psychiatrie fort.PrologDie T?r zum Vorraum steht einen Spalt offen, dort brennt eine Gl?hbirne, doch ihr funzliges Licht schafft es kaum bis ins Krankenzimmer. Ernst lauscht auf die Atemz?ge der anderen. Zwei schlafen fest. Nur Heinz1 ist wach, h? mit der rechten Hand sein Ohrl?chen fest und streicht mit der Linken unerm?dlich die Bettdecke glatt, faltet sie auf, streicht sie wieder glatt. Mit Heinz ist nicht viel anzufangen. Er glotzt den ganzen Tag ins Leere, spricht mit Menschen, die keiner sieht, in einer Sprache, die keiner versteht. Die anderen beiden kennt Ernst nicht. Der eine hat sich, trotz der Hitze, fest in seine Decke gewickelt. Der andere schnarcht leise. Beim Einatmen gibt er ein Knurren von sich, beim Ausatmen blubbert er, als l? er unter Wasser.Seine drei Zimmergenossen sind wesentlich j?nger als Ernst, h?chstens sechs oder sieben. In drei Monaten wird er f?nfzehn und ist eigentlich schon zu alt f?r die Kinderkrankenstation. Er ?ert sich, dass er heute hier schlafen muss. Viel lieber w? er dr?ben bei den M?ern geblieben.Meistens legen sie ihn auf die Krankenstation, wenn er etwas ausgefressen hat, weil sie ihn hier besser ?berwachen k?nnen.mehr
Kritik
"Domes' Buch schildert geradlinig und oft berührend Ernst Lossas Leiden, aber auch die Freuden und Eskapaden im kurzen Leben des Jungen." Der Spiegelmehr

Schlagworte

Autor

Robert Domes, geboren 1961 im bayerischen Ichenhausen, studierte Politik und Kommunikationswissenschaften in München. Er arbeitete jahrelang als Redakteur bei der Allgäuer Zeitung, zuletzt als Leiter der Lokalredaktion in Kaufbeuren, bevor er sich 2002 als Journalist und Autor selbstständig machte. »Nebel im August«, sein erstes Jugendbuch über ein "Euthanasie"-Opfer im Dritten Reich, wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Inzwischen gibt es davon eine hochkarätige, vielfach ausgezeichnete Verfilmung von Kai Wessel mit Ivo Pietzcker in der Hauptrolle.